Der "rote Riese" auf der linken, das Monte Verde auf der rechten Seite. Auf dem Wienerberg leben Stadtbewohner in großer Höhe und würden nicht mehr tauschen wollen.
Foto: Christian Fischer

Pascal wohnt im 19. Stock

Ich wohne in der Wienerberg-City in dem Turm, der auch "roter Riese" genannt wird. Mein 120 Quadratmeter großes Apartment liegt im 19. Stockwerk, nordseitig ausgerichtet und hat einen verglasten Balkon. Vor fünf Jahren bin ich eingezogen, davor habe ich immer nur in klassischen Altbauwohnungen gewohnt.

Es ist gefühlsmäßig heller, weil keine anderen Häuser die Fenster verstellen. Außerdem kann man das Wetter und das Geschehen in der Stadt beobachten und hat natürlich einen super Ausblick auf Wien. Mit der Zeit habe ich aber auch festgestellt, dass es immer "normaler" wird, mit so einer Aussicht zu leben – man gewöhnt sich eben daran. Viele meiner Besucher sind beim ersten Mal aber sehr beeindruckt.

In meiner Wohnung hört man leider den Wind pfeifen, das ist bei einem stärkeren Sturm ärgerlich. Ich würde sagen, das ist das einzige Manko an der Wohnung hoch oben. Vielleicht gibt es ja Hochhäuser, die besser verbaut sind. Ich selbst habe mich noch nie unbehaglich gefühlt, weil ich so weit weg vom Boden bin, ich hatte aber schon Besucher, die davon erzählt haben.

Wir haben zwei Aufzüge und einen Lastenaufzug – somit ist immer einer in Betrieb. In fünf Jahren ist es nur einmal vorgekommen, dass wirklich nichts mehr ging – das war dann doch sehr anstrengend, aber auch ein gutes Work-out, und eingekauft wurde an diesem Tag auch nichts.

In unserem Haus gibt es sehr angenehme nachbarschaftliche Beziehungen, jeder kennt den Concierge, man grüßt sich im Lift und im Hausgang. Weil das Haus so groß ist, gibt es auch Gemeinschaftsräume, welche angemietet werden können, und eben etwas mehr Infrastruktur im Haus.

Ich bin zum Glück schwindelfrei. Beim Fensterputzen sollte man das auch auf jeden Fall sein.

Ilse wohnt im 24. Stock

Ich wohne seit zehn Jahren im 24. Stock, diese Weite ist herrlich und die Aussicht wunderschön. Von meiner Wohnung habe ich einen Ausblick nach Süden und Westen, über alle Dächer. Da bekommt man eine ganz andere Perspektive, auch wenn sie manchmal etwas verzerrt ist. Ich habe oft den Eindruck, etwas ist ganz nah. In Wirklichkeit ist jedoch alles weiter weg, als es von oben aussieht.

Normalerweise habe ich Höhenangst, ich würde beispielsweise nicht auf den Eiffelturm hinauffahren. Im Hochhaus ist das aber gar kein Problem. Selbst auf meinem Balkon, der vorn aus Glas ist, habe ich keine Angst. Man muss also nicht schwindelfrei sein, um in einem Hochhaus zu wohnen. Ich kann mir gut vorstellen, für immer in so einer Höhe zu wohnen. Früher habe ich in wunderschönen Altbauwohnungen gelebt, das hat zwar auch seinen eigenen Reiz. Trotzdem würde ich nicht tauschen und nur wieder in ein Hochhaus ziehen.

Wenn ich erzähle, dass ich im 24. Stock wohne, sagen manche, um Gottes Willen. Wenn sie dann aber in der Wohnung sind, wundern sie sich, dass man die Höhe gar nicht spürt. Der Wohnung merkt man ja nicht an, ob sie im zweiten oder 24. Stock liegt – nur wenn man auf dem Balkon steht oder beim Fenster rausschaut. Obwohl am Wienerberg eigentlich immer der Wind geht, spürt und hört man ihn in der Wohnung nicht. Man sieht ihn höchstens am Wasserstand im WC, der ist unterschiedlich hoch, immer wenn das Haus sich etwas bewegt. Es muss aus statischen Gründen ja etwas schwanken. Wenn man im Bett liegt oder am Tisch sitzt, merkt man davon aber nichts.

Die oft thematisierte Anonymität ist kein Problem, ich kenne alle in meinem Stockwerk. Die Menschen hier sind sehr freundlich, es ist wie ein kleines Dorf im Hochhaus. (Bernadette Redl, 16.9.2019)