Wien – Der Tiroler Aufdeckerblogger Markus Wilhelm (dietiwag.org) veröffentlicht Abrechnungen des Österreichischen Journalisten-Clubs (ÖJC) über den Gatterer-Preis – und verweist auf relativ hohe Administrationskosten im Vergleich zum Preisgeld. Wilhelm hat er selbst vor wenigen Wochen unter Verweis auf den Club und die neuen Sponsoren Land Burgenland und Esterházy-Betriebe abgelehnt. Clubchef Fred Turnheim weist die Vorwürfe zurück.

Wilhelm schreibt über den ÖJC: "Die Preisträger sind dabei nur der Wurm an der Angel, mit dem sie nach dem großen Geld fischen." Er publiziert eine ÖJC-Abrechnung für den Gatterer-Preis 2013 ohne den Adressaten zu veröffentlichten. Sie listet einen "Auslagenersatz zur Organisation und Durchführung des Prof. Claus Gatterer Preises 2013" auf, in dem das Preisgeld 5000 Euro, die Gesamtsumme aber 44.970,97 Euro ausmacht. Für die Verwaltung verrechnete der ÖJC hier etwa per Eigenbeleg 24.617 Euro und auch 35 Cent für den Versand von Mails an rund 8200 Adressen.

"Rettet den Claus-Gatterer-Preis", appelliert Blogger Markus Wilhelm – auch an bisherige Preisträger.
APA/EXPA/JOHANN GRODER

ÖJC: 9000 Euro vom Land

Auf STANDARD-Anfrage erklärt ÖJC-Präsident Fred Turnheim, es handle sich um eine Abrechnung an den "Südtiroler Zweigverein" seiner Organisation. Das Land Südtirol habe etwas mehr als 9000 Euro zugeschossen. Die übrigen Mittel für den Preis würden "größtenteils" aus Mitgliedsbeiträgen des ÖJC kommen, ein kleinerer Betrag um 1000 Euro von Sponsoren. Turnheim ist derzeit im Ausland, erst Dienstag spätabends zurück und referiert die Daten nach eigenen Angaben aus dem Gedächtnis. Er sei bereit, auch Belege vorzuweisen.

2018 habe das Land Südtirol 15.000 Euro beigesteuert, das entspreche dem inzwischen von 5000 auf 10000 Euro erhöhten Preisgeld, erklärt Turnheim. Damit erklärt er, warum der ÖJC ab 2019 einen neuen Sponsor suchte – und im Land Burgenland sowie den Esterhazý-Betrieben gefunden. "Wir mussten dafür sorgen, dass die Kluft zwischen realen Kosten und dem, was wir kriegen, nicht noch größer wird", erklärt das Turnheim.

Die neuen Sponsoren zahlten also naturgemäß mehr als 15.000 Euro, beziffern will er den Betrag nicht. Turnheim erklärt: "Es geht nicht um die Finanzierung des Vereins". Bis auf das Büropersonal arbeiteten die Funktionäre ehrenamtlich, erklärt er. Im Büro: die Generalsekretärin des Vereins, Turnheims Frau.

"Rettet den Claus-Gatterer-Preis!"

Wilhelm schließt seinen Blogeintrag mit dem Appell: "Rettet den Claus-Gatterer-Preis".

Die Erklärung: "Dass ausgerechnet Journalisten, ich meine jetzt kritische Journalisten, die in die dunkelsten Ecken des Landes hineinleuchten und von denen einige schon mit dem Renner-Preis oder dem Gatterer-Preis prämiert wurden, sich ausgerechnet den Journalisten Club noch nie genau angeschaut haben, ist eine Ironie der Geschichte. Aber seit der Posse um die Vergabe des Gatterer-Preises 2019 rumort es ordentlich im Revier, insbesondere dem der früheren PreisträgerInnen. Nicht wenige sehen in der Art und Weise, wie der ÖJC mit dem guten Namen Gatterer Handel treibt, eine Schändung seines Ansehens und wollen dafür eintreten, dass die nach ihm benannte Auszeichnung aus den Händen Turnheims befreit wird und in seriöse kommt. Sie ist es wert." (fid, 17.9.2019)