Präsentierte, was die Türkisen für die Jungen planen: ÖVP-Chef Sebastian Kurz.

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Wien – Welche Nummer die Vorhaben, die ÖVP-Chef Sebastian Kurz am Donnerstag präsentierte, tragen, darf vorerst offenbleiben. Am Ende will man der interessierten Öffentlichkeit 100 Punkte vorstellen, so das knackige Konzept des in Kleinteile zerlegten türkisen Wahlprogramms.

Diesmal stand beim frühmorgendlichen Pressegespräch das Thema Bildung an. Und da priorisierte der Parteichef wie folgt: Sollten die Türkisen wieder in Regierungsverantwortung kommen, wollen sie eine Bildungspflicht einführen – "das ist uns zeitlich nicht gelungen", erklärte Kurz, und der Verweis auf das Platzen der türkis-blauen Koalition aufgrund des Ibiza-Videos musste nicht mehr extra wiederholt werden.

Wie kommt man raus?

Für ihn sei in Zusammenhang mit Schule und Bildung immer noch die wichtigste Frage: "Wie kommt man rein? Und wie kommt man raus?" Kleiner Rückblick auf die Meriten von Ex-Bildungsminister Heinz Faßmann: Der habe mit der Einführung der Deutschförderklassen und Nachjustierungen bei der Sprachförderung im Kindergarten eine "Weichenstellung in die richtige Richtung" vorgenommen, glaubt Kurz. Jetzt gelte es, am anderen Ende anzusetzen.

Eine Bildungspflicht soll sicherstellen, dass jeder junge Mensch die Schule mit ausreichenden Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen verlässt. Eine Prüfung am Ende der Schulpflicht oder die Benotung durch die Lehrkräfte soll darüber Auskunft geben. Wer hier schlecht abschneidet, soll nach Vorstellung der ÖVP eine gezielte Förderung zum Erreichen dieser Grundfertigkeiten erhalten – maximal bis zum 18. Lebensjahr.

Wunschminister Faßmann

Noch ein Wort zum früheren Bildungsminister: Ja, den hätte Kurz, sollte er eine zweite Runde als Kanzler einlegen, gerne wieder in seinem Regierungsteam. Und er will auch entsprechende Signale von Faßmann erhalten haben.

Ein weiterer der hundert türkisen Pläne sieht eine "vollkommene Digitalisierung der Lehrmaterialien vor", erklärte Kurz. "Alles andere ist heute nicht mehr zeitgemäß", stimmte er, der Sohn einer Lehrerin, den Abgesang auf das Schulbuch an. Das gehe bis zum digitalen Mitteilungsheft. Über Details zur Ausstattung und den damit verbundenen Kosten wollte sich der ÖVP-Chef nur im Hintergrund äußern. Es sei jedenfalls schon alles für eine schrittweise Einführung in der Oberstufe vorbereitet. Wichtiger Punkt für Kurz: Es gehe in diesem Zusammenhang nicht um reine Anwenderfähigkeiten, das lerne jedes Kind. Was Österreich brauche, seien Jugendliche mit Programmierkenntnissen. Daher sollen in den nächsten Jahren 5.000 neue Ausbildungsplätze im IT-Bereich geschaffen werden – vor allem an HTLs, aber auch an den Fachhochschulen.

Lehrer als Autoritätspersonen

Beim Thema Wertevermittlung war dann etwas weniger Aufbruchsspirit zu spüren. "Es ist gut, dass Lehrerinnen und Lehrer Autoritätspersonen sind", erklärte Kurz. Auch für Grundsätzliches muss Platz im 100-Punkte-Programm sein. Einen davon widmet die ÖVP dem Bekenntnis, dass "wieder das öffentliche Bewusstsein dafür gestärkt werden solle, was unsere Pädagoginnen und Pädagogen tagtäglich leisten".

Ohne die Forderung nach mehr Schulsozialarbeit geht es auch bei den Türkisen nicht. Ob der Bund oder die Länder dafür künftig Geld in die Hand nehmen sollen? Und wie viel mehr es seiner Ansicht nach brauche? Die Finanzierung sei eine "gemeinsame Aufgabe", blieb Kurz hier etwas vage. Auch auf eine ungefähre Zahl, wie viele Schulsozialarbeiter es künftig geben soll, ließ er sich nicht ein. (Karin Riss, 19.9.2019)