Es hat eigentlich mit Stroh, wie man es aus dem Osternesterl, dem Hasenstall oder vom Stohboden am Bauernhof kennt, nicht mehr viel gemeinsam. Sicher, die Farbe ist noch die gleiche, aber das Iso-Stroh, die Strohdämmung des Zimmereibetriebs DPM Holzdesign in Kasten bei Böheimkirchen, ist staubfrei, kleinteilig, frei von Körnern, setzungssicher und völlig sauber.

Strohdämmung ist staubfrei und kleinteilig.
Foto: Dpm Holzdesign GmbH

Immerhin hat das Weizenstroh, seit es das Feld zum letzten Mal gesehen hat, viele Verarbeitungsschritte durchlebt – es wurde allein siebenmal entstaubt und auf Schimmel und Feuchtigkeit kontrolliert -, bevor es als Dämmung in Bauteile eingeblasen wird.

Nicht brandbeschleunigend

Beginnen wir gleich mit dem Vorurteil, nach dem man beim Thema Strohdämmung die Uhr stellen kann, weil es so regelmäßig kommt: die Brennbarkeit. "Stroh ist normal entflammbar", sagt Leopold Kasseckert, Geschäftsführer von DPM Holzdesign. Denn Stroh enthält von Natur aus Silikate und erfüllt dadurch auch ohne weitere Zusätze die geforderten Normen in puncto Entflammbarkeit.

Von "brandbeschleunigend" kann also nicht die Rede sein. Das hätte man auch in Experimenten gesehen, sagt Kasseckert und zeigt Videos von Strohdämmung, der mit einem Bunsenbrenner zugesetzt wird. Schon nach kurzer Zeit verglühen die Brandherde auf der Dämmung, der Schaden bleibt oberflächlich. Dennoch kennt auch Kasseckert Gruselgeschichten von brennenden Strohhäusern: "Die wurden aber meist im Do-it-yourself-Verfahren oder mit Anleitungen aus dem Internet gebaut."

Wenn Strohdämmung brennt, schaut das so aus.
DPM Holzdesign

Wer es professionell machen will, greift auf zugelassene Dämmstoffe zurück und muss sich keine Sorgen machen. Die Kunden sind Häuslbauer, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. "Jeder Dritte denkt heute ökologisch, vor allem die Jungen", sagt Kasseckert. Viele wollen in Holzmassivbauweise bauen, "dann aber nicht irgendeine Dämmung draufsetzen".

Konkret schaut eingeblasene Strohdämmung so aus: Außen wird dem Holzbau ein 24 bis 28 Zentimeter dicker Riegel oder Kasten vorgesetzt und mit Stroh ausgeblasen – mit einem kontinuierlichen Luftstrom über meterlange Schläuche. Die Technologie eignet sich neben Wänden auch für Dächer und Decken, sowohl im Alt- als auch im Neubau. Das Stroh kann auch in mehrgeschoßige Gebäude und komplexe Bauteile transportiert werden.

Wer die Dämmung schon im Werk in den Bauteil einblasen lässt und nicht erst vor Ort auf der Baustelle, spart zudem Transportwege und Plastik, in dem das Stroh zum Einsatzort transportiert werden müsste, so Kasseckert.

CO2- und Wärmespeicher

Für Stroh als Dämmung sprechen viele Argumente. Neben der Ökologie – eine Tonne Stroh speichert 1,6 Tonnen CO2 – hat das Material eine gute Wärmespeicherkapazität. "Dadurch bietet Stroh einen guten Schutz vor sommerlicher Überhitzung, und im Winter nimmt es Wärme an und hält sie, das sind die Rückmeldungen unserer Kunden", sagt Kasseckert. Durch die hohe Dichte von 105 Kilogramm pro Kubikmeter bietet Stroh zudem einen guten Schallschutz.

Und: Der Dämmstoff kommt aus der Region. Das Stroh, das in Kasten verarbeitet wird, stammt von drei Bauern aus Loosdorf, Neulengbach und Trasdorf. So sind die Transportwege kurz. Obwohl, so erzählt Kasseckert, derzeit viel von der produzierten Strohdämmung nach Deutschland exportiert wird. "Das ist eigentlich nicht Sinn der Sache, das Stroh quer durch Europa zu karren."

Stroh in Bestform wird mit meterlangen Schläuchen in Wände, Decken oder Dächer geblasen, selbst in höheren Geschoßen.
Foto: Dpm Holzdesign GmbH

Franchise in Deutschland

In Deutschland gebe es aber bereits Unternehmen, die Interesse hätten, selbst Produzenten von Strohdämmung zu werden. Bei DPM Holzdesign wurde daher für kleinere Zimmereibetriebe, die jährlich sieben bis acht Häuser bauen, eine eigene Maschine entwickelt, so Kasseckert: "Diese Franchisenehmer können damit Stroh aus ihrer eigenen Region verarbeiten und direkt im Werk einblasen."

Die Dichte der Strohdämmung liegt bei 105 Kilogramm pro Kubikmeter.
Foto: DPM Holzdesign

Auch wenn die Nachfrage stetig steigt: Dämmstoff Nummer eins ist Stroh noch nicht. Das liege laut Kasseckert auch an den Kosten. Die Einblasdämmung aus Stroh ist etwa um 20 Prozent teurer als die vergleichbare Einblasdämmung aus Zellulose. "Was sind schon tausend Euro mehr bei einem Einfamilienhaus, das 400.000 Euro kostet?", fragt Kasseckert. Durch den Einsatz von Stroh würde man später im Betrieb sparen, so erübrige sich etwa der Einbau einer Klimaanlage, die viele Häuslbauer heute wollen, und deren Wartung.

Und am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes kann das Stroh entweder ausgesaugt und wiederverwendet oder kompostiert werden, die Entsorgungskosten sind niedrig. Häuslbauer, so glaubt Kasseckert, müssten anfangen, langfristiger zu denken. (Bernadette Redl, 15.10.2019)