Fabienne Lackner kommt nicht in den Landtag.

Foto: Neos

Bregenz – Fünf Vorzugsstimmen, maximal zwei für eine Kandidatin oder einen Kandidaten, kann man bei einer Landtagswahl in Vorarlberg vergeben. Die Chancen vorzurücken stehen gut. Wer in der Partei gut vernetzt ist, einer Vorfeldorganisation angehört oder schlicht besser bei der Wählerschaft ankommt, kann so zu einem Mandat oder einer Nachrückerposition kommen. So ist es von den Erfindern auch gedacht. Das Persönlichkeitswahlrecht wäre eigentlich das Ziel.

In manchen Parteien sieht man das anders. So schauen bei den Vorarlberger Neos die Junos, ihre Jugendorganisation, durch die Finger. Fabienne Lackner, 22 Jahre jung und Landesvorsitzende der Junos, bekam mehr Vorzugsstimmen als der vor ihr gereihte Gerfried Thür. Sie hätte Anspruch auf ein Landtagsmandat. Die Partei entschied anders. Das erweiterte pinke Landesteam entschied sich für Thür, Lackner muss warten. Als Junos-Vorsitzende werde sie "in die laufende Klubarbeit voll eingebunden sein", war in der Aussendung der Neos zu lesen. Man werde sie in den Klub kooptieren.

Begründet wurde die Entscheidung mit "Wir denken an übermorgen". Was in der Übersetzung heißen könnte: Die Frau ist noch jung genug, kann bei der übernächsten Wahl auch noch was werden. Ein nicht genannter Grund: Neo-Mandatar Thür hat als Manager bei einem Bauunternehmen – sein Chef Hubert Rhomberg ist Vize der Industriellenvereinigung – beste Kontakte zur Wirtschaft. Und das kann ja nie schaden.

Immer weniger Freiwillige

Die Junos tragen die Entscheidung mit Fassung. Jene, die am Wahlsonntag stundenlang auszählen, finden Parteieingriffe, die nicht dem Wählerwillen entsprechen, weniger lustig. Neben den Parteistimmen werden in den Sprengeln ja auch die Vorzugsstimmen ermittelt. Ziemlich viel Arbeit für die freiwilligen Helferinnen und Helfer, die ihr Amt nach den jüngsten Wahlanfechtungen mit größter Sorgfalt ausführen.

Kein Wunder, dass die Zahl der Freiwilligen beträchtlich schrumpft. "Warum soll ich meine Freizeit zur Verfügung stellen, wenn die in den Parteien eh tun und lassen, was sie wollen?", ist ein oft gehörtes Argument. Die Gemeinden reagieren und schicken immer öfter Gemeindebedienstete zum Sonntagsdienst in die Wahllokale. (Jutta Berger, 18.10.2019)