"Jeder einzelne muss jeden Tag dagegen auftreten", sagte die stellvertretende Vorsitzende des KZ Verbandes Christine Steger.

Foto: Stefanie Ruep

Der Historiker Albert Lichtblau sieht die Gedenkkultur an einer Schwelle, nachdem nur noch wenige Zeitzeugen leben.

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Der KZ Verband, Verband der AntifaschistInnnen gedenkt jedes Jahr am Nationalfeiertag den Opfern des Nationalsozialismus.

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Salzburg – "Wir brauchen kein Gedenktheater, sondern einen antifaschistischen Konsens", sagte Christine Steger vom Salzburger KZ-Verband am Nationalfeiertag. Der Verband der AntifaschistInnen gedenkt jährlich den Opfern des Nationalsozialismus auf dem Salzburger Kommunalfriedhof.

Taten, wie das Attentat eines Rechtsextremisten in Halle seien weder eine Überraschung noch ein Alarmsignal. Denn das Wiedererstarken des Faschismus sei sichtbar. "Als hätten die überraschten Politiker vergessen, dass 200 Menschen wegen rechter Gewalt umgekommen sind", sagte Steger. Juden, Muslime und Menschen am Rande der Gesellschaft würden den heutigen rechten Konsens regelmäßig zu spüren bekommen.

Es brauche nicht mehr Sicherheit oder Überwachung. "Es braucht einen antifaschistischen Konsens. Die Antwort ist Solidarität", sagte Steger. Der alltägliche Widerstand gegen Faschismus könne nicht stellvertretend von einem Verein übernommen werden. "Jeder einzelne muss jeden Tag dagegen auftreten", betonte die stellvertretende Vorsitzende des KZ Verbandes. Der Verband der AntifaschistInnen hat immer wieder gemahnt und den Anstoß gegeben, dass die Stadt Salzburg ihre NS-Vergangenheit aufarbeitet.

Am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus wurde eine Gedenkminute für den Ende September verstorbenen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg Marko Feingold eingelegt. Mit 106 Jahren war Feingold der älteste Holocaustüberlebende Österreichs und bis zuletzt als Zeitzeuge aktiv und engagiert.

Generationenübergabe in der Erinnerungskultur

Am Ehrengrab der Stadt Salzburg sprach der Historiker Albert Lichtblau, der zahlreiche Opfergeschichten aufgearbeitet hat, über die neue Herausforderung der Erinnerungskultur. Man stehe an einer Schwelle, es leben noch die letzten Überlebenden des Nationalsozialismus. Das Gedenken könne ruhig, nachdenklich oder auf aufrüttelnd sein, es sei jedenfalls immer aktives Handeln, sagte Lichtblau.

"Wichtig ist es, die Generationenübergabe zu schaffen. Andere müssen die Stimme übernehmen." Es brauche weiter Menschen, die sich für die Erinnerung engagieren und auch an den Schulen adäquat über das Thema sprechen, betonte der ehemalige Leiter des Fachbereichs Geschichte und stellvertretender Leiter des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg. (Stefanie Ruep, 26.10.2019)