In Bonn wurde heuer schon mit 700 jeweils einen Meter großen, lächelnden Beethoven-Statuen in der Kunstinstallation "Ludwig van Beethoven – Ode an die Freude" an den Komponisten erinnert.

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Wien – Von der Staatsoper über die Volkshochschulen bis zum Silvesterpfad: Ab 16. Dezember wird in Wien ein Jahr lang Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag gefeiert – und das im großen Stil mit zahlreichen Veranstaltungen, Vorträgen, Konzerten, Aktionen oder Ausstellungen. Ziel ist, das Schaffen des Musikgenies nicht nur für Kulturliebhaber, sondern für die breite Masse greif- und spürbar zu machen.

Allein im ersten Halbjahr stehen mehr als 200 Veranstaltungen am Programm. Dabei wird Beethoven in allen Facetten durchleuchtet: kulturell, musikalisch, geschichtlich, wissenschaftlich. In Wien gibt es sogar ein eigenes Büro, um die geplanten Projekte zu koordinieren, zu vernetzen und zusammenzutragen. Geleitet wird es von Susanne Schicker, der ehemaligen Stadtschulratspräsidentin. Ihr Ziel für das Beethoven-Jahr ist klar: "Meine Erwartung ist, dass viele Leute dieses Aha-Erlebnis haben: 'Huch, klassische Musik ist etwas, was eigentlich total cool ist'", sagt sie.

Start im Dezember

Der Startschuss für das Beethoven-Jahr erfolgt am 16. Dezember – dem wahrscheinlichen Geburtstag des Musikers – mit einer großen Eröffnungsfeier im Rathaus. Dort soll ein "breiter Bogen von klassischer bis moderner Musik" gespannt werden, wie Schicker verriet. Was Beethoven ausmacht? "Beethoven war ein Revolutionär: unangepasst, schwierig, emotional, begeisternd, einzigartig. Und so gibt es kaum jemanden, den seine Musik kalt lässt." Mehr noch: "Er ist der meistgespielte symphonische Komponist. Er hat unheimlich viel komponiert, und er war der Falco seiner Zeit. Er war wahnsinnig bekannt, er ist gut bezahlt worden, er ist in der Wiener Gesellschaft gut aufgenommen worden."

Möglichst viele Wiener, die sonst keinen Zugang zu Beethoven hätten, sollten "mit diesen Werten von Freiheit, Gleichheit, Solidarität, für die er gestanden ist, in Kontakt kommen". Die Möglichkeiten, damit dies gelingt, sind vielfältig. Um nur einige aufzuzählen: Das Kunsthistorische Museum hat die große Ausstellung "Beethoven bewegt" im Programm, die Nationalbibliothek "Beethoven Menschenwelt und Götterfunken". In der Staatsoper feiert die Fidelio-Urfassung "Leonore" Premiere. Im Theater an der Wien wird ab Frühling die Oper "Fidelio" in einer Inszenierung von Christoph Waltz gezeigt. Neben den großen Kulturinstitutionen beteiligen sich viele weitere Einrichtungen mit einem buntem Potpourri an Veranstaltungen im Beethoven-Jahr.

"Schlankes Budget" für viel Programm

Die Stadt tritt dabei kaum als Veranstalterin selbst auf. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) nannte als Mission, "zum Klingen zu bringen, was in der Stadt schon da ist". Viele Institutionen würden sich sowieso mit dem Meister beschäftigen, man wolle "bündeln, verstärken und Impulse setzen, um ungewöhnliche Formate anzugehen". Kaup-Hasler nannte Beethoven einen "wunderbaren deutschen Arbeitsmigranten". Dieser sei als 22-Jähriger in die Stadt gekommen und habe diese "bis auf ein paar Kuraufenthalte und Damenbesuche" nicht mehr verlassen, wusste Beethoven-Koordinatorin Susanne Schicker.

Die Stadt Wien hat sich vorgenommen, bei den Ausgaben für das Beethoven-Jahr 2020 bei "deutlich unter zwei Millionen Euro" zu bleiben. Das sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei der Programmpräsentation am Donnerstag. Darin seien bereits PR-Maßnahmen, aber auch Kosten für das geschaffene Koordinierungsbüro enthalten – und zwar inklusive Vorbereitungszeit, betonte der Stadtchef.

Ludwig sprach insofern von einem "sehr schlanken Budget für eine so große Aktivitätsreihe". Das sei möglich, weil die Koordination mit den vielen Kulturinstitutionen der Stadt sehr gut funktioniere. Zudem geht der Bürgermeister davon aus, dass der Werbewert "ein Vielfaches von dem, was wir als Stadt einsetzen", sei.

Dieser werde außerdem sehr nachhaltig wirken, "weil wir die Stadt Wien auch für die Zukunft als Kultur- und Musikhauptstadt positionieren wollen". Was den Tourismusaspekt anbelangt, betonte der Bürgermeister, dass das Beethoven-Jahr gut in die neue Strategie passe, sich auf Besucher mit "vertiefendem Interesse" zu fokussieren anstatt auf Gäste, "die nur für ein paar Stunden durch die Stadt laufen". (APA, 7.11.2019)