Auch die Designwelt hat sich schon der Haustiere angenommen, alle möglichen Möbelstücke sind auf diese zugeschnitten.

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Hundeduschen sind fast schon Standard in tierfreundlichen Häusern.

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Das geliebte Tier wird von vielen als Familienmitglied erachtet.

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Geld spielt da im Luxussegment schnell keine Rolle mehr.

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Teure Haarschnitte, Pediküre, Spa-Behandlungen ... Was nach dem Programm eines Wellnesshotels klingt, ist das Angebot eines exklusiven New Yorker Clubs – für Hunde. Die „Dog City“ ist der Vor-Ort-Tierservice, den der Immobilienentwickler Related Companies, mit Luxuswohngebäuden etwa in San Francisco, Las Vegas, Chicago, London, Schanghai oder Abu Dhabi, seinen tierischen Bewohnern und ihren Besitzern anbietet.

Doch nicht alle, schon gar nicht Tiere mit schlechten Manieren, können Mitglied in der Dog City werden. Bevor die Bellas und Rockys der Stadt werden, müssen die Vierbeiner erst in einem Interview bestehen und werden dann einem Temperamenttest unterzogen. Zudem ist es Vorschrift, dass sie kastriert oder sterilisiert sowie gegen verbreitete Krankheiten geimpft sind.

Dabei bietet jeder Standort unterschiedliche Annehmlichkeiten. Im MiMa-Gebäude von Related Companies in der West 42nd Street in Manhattan gibt es eine Hundeterrasse mit einem Pool in der Form eines Knochens, der eigens für das Bade- und Schwimmvergnügen der Tiere bereitsteht. Ab 250 US-Dollar im Jahr ist ein Vierbeiner dabei. Inkludiert sind die Spielzonen im Haus sowie die Pflegeräume.

Katze statt Kind

Wer mehr Service will, bucht einzelne Leistungen à la carte oder ein Rundumpaket für insgesamt 750 Dollar im Monat. Dazu gehören die Tagesbetreuung des Haustieres, regelmäßige Pediküre und Ohrwäsche, die Nutzung des Hunde-Spas, Spaziergänge, ein Welpenservice, Termine beim Tierarzt, der eigens ins Haus kommt, sowie ein Sozialisierungsservice, Hundetraining und regelmäßige bis tägliche Berichte der Hundebetreuer an Herrchen und Frauchen – teilweise per Textnachricht in Echtzeit, ob das geliebte Tier ein Häufchen gemacht und frisches Wasser bekommen hat. Auch Happy Hours gehören dazu, bei denen sich die Hunde zum gemeinsamen Spielen und ihre Besitzer zum gemeinsamen Cocktailtrinken treffen.

Diese legen immer mehr Wert auf das Wohlergehen ihrer Haustiere, vor allem in den USA spielen Services und Ausstattung für Hund und Katze auf dem Immobilienmarkt eine immer größere Rolle. 68 Prozent der US-Haushalte haben ein Haustier, zum Vergleich: In Österreich sind es nur rund 30 Prozent. Hinzu kommt, dass junge Menschen der Gruppe Millennials, also jener Bevölkerungskohorte, die zwischen den frühen 1980er- und den späten 1990er-Jahren geboren ist, immer später Kinder bekommen und stattdessen immer häufiger Haustiere besitzen.

Tier als Familienmitglied

Und dabei gilt: Geld spielt keine Rolle. Denn das geliebte Tier wird als vollwertiges Familienmitglied betrachtet. Teilweise um 20 bis 30 Prozent mehr Miete werden für Haustierservices auch abseits des Luxussegments bezahlt. Das Attribut „dog friendly“ ist die häufigste Suchanfrage von Immobiliensuchenden, haben jüngste Auswertungen mehrerer Immobilienportale in den USA ergeben.

Neben Angeboten wie der Dog City – die ihre Services bald auch für Katzen anbieten will – gibt es anderswo Luxuswohngebäude mit überdachten und somit wettergeschützten Indoor-Spazierwegen oder einem Haustier-Concierge, der eigens für die Belange der verwöhnten Vierbeiner zuständig ist.

Gibt es das Angebot nicht im Haus, sind in fast allen US-Städten, und teilweise auch in österreichischen Städten, mobile Serviceleute verfügbar, die ins Haus kommen und sich um die Tiere kümmern, während ihre Besitzer außer Haus sind. Sie bieten Haustier-Sitting, Spaziergänge – im Winter werden die Tiere dafür entsprechend eingekleidet – oder Termine bei Tierverhaltensforschern an.

Pflegeraum für das Tier

Aber auch im Einfamilienhaus spielen Haustiere eine immer größere Rolle. Am verbreitetsten sind Pflegeräume fürs liebe Tier. Diese befinden sich meist in der Nähe der (Wasch-)Küche oder des Hintereingangs. Darin gibt es eine Dusche – nicht selten mit Designerfliesen – und, je nach Ausstattung, eine Trockenstation, eine Kommode oder einen Schrank mit eingebauter Futterstation, ein Bett, Aufbewahrung für Spielzeug, Haken für Leinen und Halsbänder und eine Hunde- oder Katzenklappe mit Zugang zum Garten. Außerdem Fenster, deren Höhe an das Tier angepasst ist, sodass es jederzeit sieht, was draußen vor sich geht.

Für Katzen montiert man an Wänden und Decken Kletterstege, Tunnel, Brücken und Kratzbäume – teilweise kosten die Systeme bis zu 30.000 Euro. Ein sogenannter „Catio“ – vom Wort „Patio“ (zu deutsch: Terrasse) ist eine kleine, eingezäunte Veranda, durch die Katzen durch eine Klappe nach draußen können, um frische Luft zu schnappen, aber dennoch sicher sind und nicht weglaufen können.

Wer das Internet durchforstet, findet allerhand weitere, selbstgebaute oder käufliche Annehmlichkeiten für das Wohnen mit Tier, darunter etwa ein Katzenkisterl mit eingebauter Spülung nur durch eine kleine Wand von der Toilette seiner Besitzer getrennt. Oder ein mobiles Beistellbett, ähnlich einem für Babys – allerdings mit Stiegenaufgang, sodass die Katze auch nachts Kopf an Kopf und immer an der Seite ihrer Besitzer schlafen kann.

Digitale Helfer

Um das Leben mit Tier möglichst angenehm zu gestalten, findet man allerhand Tipps für die eigenen vier Wände. Geraten wird zu billigen Teppichen, künstlichen Pflanzen, robusten Eichen-, Stein- oder Fliesenböden sowie dem Verzicht auf helle Polstermöbel. Außerdem kann es sinnvoll sein, die Farbe der Einrichtung an das Fell von Hund und Katze anzupassen – so sind verlorene Tierhaare weniger sichtbar. Ein eigens entwickelter künstlicher Rasen für Haustierbesitzer schützt vor dreckigen Pfoten und dem Buddeln von Löchern.

Natürlich tauchen auch in diesem Bereich nicht wenige digitale Helfer auf. Etwa Systeme, die es möglich machen, von unterwegs mit dem Tier zu sprechen, einen Haustiersender am Fernseher – tatsächlich, so etwas gibt es – aufzudrehen oder dem Vierbeiner aus der Ferne ein Leckerli anzubieten. Halsbänder mit Sensoren aktivieren Hunde- und Katzenklappen für mehr Sicherheit im Haus.

Letztlich hat auch die Designwelt sich schon der lieben Haustiere angenommen. Das Buch Tiertektur aus dem Phaidon-Verlag stellt Architektur und Design für Haustiere vor, von luxuriösen Hühnerställen über Tische mit inkludierten Aquarien bis hin zu in Liegemöbel eingebauten Katzenlandschaften. Die Durchsicht des Buches zeigt klar: Auch diese Objekte sind wohl nichts für Tiere mit schlechten Manieren oder Besitzer mit kleinen Geldbörsen. (Bernadette Redl, 12.1.2020)