Trubel bei der steirischen Polizei.

Foto: APA/LUKAS HUTER

Ein ganz normaler Tag beim Polizeinotruf in Graz: Ein Anruf kommt herein, ein Polizist hebt ab, meldet sich mit "Polizeinotruf" – und wird, anstatt über einen Notfall informiert zu werden, von seinem Gegenüber bedroht und beschimpft. Was jedenfalls zu Beginn eher an einen Scherzanruf erinnert, schlägt nun hohe Wellen.

Denn das Telefonat zwischen Alexander Gaisch, einem steirischen Landespolizeidirektor-Stellvertreter, und einem Beamten wurde von der Wiener Stadtzeitung "Falter" veröffentlicht. Nun drohen dem Polizeichef Konsequenzen.

FALTER

Denn als dieser trotz mehrmaliger Namensnennung nicht vom Beamten am anderen Ende der Leitung erkannt wurde, drohte er, ihm "die Wadln virezrichten". Der Vorgesetzte zitierte den jungen Beamten zudem in sein Büro, wo er die Namen aller Führungskräfte auswendig aufzählen sollte: "Und wenn Sie sie nicht kennen, dann werden wir ein Disziplinarverfahren einleiten. Haben Sie mich verstanden?"

Erst ganz zum Schluss verriet der Polizeichef den Grund seines Anrufes: ein bereits zu Ende gegangenes Feuerwerk nahe seinem Wohnhaus.

Anruf umgeleitet

Fritz Grundnig von der Landespolizeidirektion Steiermark bestätigte am Mittwoch, dass das Telefonat so stattgefunden habe – und zwar schon Anfang September. Wie der STANDARD vom Innenministerium erfuhr, war Gaischs Anruf allerdings zum Notruf umgeleitet worden. Ursprünglich habe der hohe Beamte nicht die Nummer 133 gewählt, sie also auch nicht wissentlich blockiert.

Da der Mitschnitt aus der Notrufzentrale allerdings an die Öffentlichkeit gelangt ist, wird nun "gegen unbekannt" wegen Amtsmissbrauchs und Verletzung des Amtsgeheimnisses ermittelt, sagte Grundnig.

Am Mittwochnachmittag ließ das Innenministerium in Wien die Öffentlichkeit wissen, dass entgegen ersten Meldungen nun doch – zumindest vorübergehend – Konsequenzen gegen den Polizeichef fällig werden: Eine dienstrechtliche Prüfung wurde eingeleitet. Bis diese abgeschlossen sei, wird der hochrangige Beamte dem Ministeriumssprecher Alexander Marakovits zufolge zur Landesstelle des Bundesamts für Asyl- und Fremdenwesen in der Steiermark versetzt. "Das Telefonat macht eine Prüfung nötig, mehr ist dazu nicht zu erläutern", hielt sich Marakovits knapp. (red, APA, 27.11.2019)