Es ist ein Schachzug der rot-grünen Wiener Stadtregierung im Verbund mit Investor Michael Tojner: Auf den Bau des umstrittenen 66 Meter hohen Wohnturms am Heumarkt in der Unesco-Welterbezone wird verzichtet. Dafür soll der ebenfalls geplante Neubau des Hotel Intercontinental größer als projektiert ausfallen. Einer greifbaren Lösung für das Dilemma ist man damit freilich noch keinen Millimeter nähergerückt. Denn die Unesco hat den Deal noch nicht akzeptiert. Und diese kommuniziert seit dem Jahr 2012 mehr als deutlich, dass auf dem Heumarkt die bisherige Bestandshöhe von 43 Metern nicht überschritten werden soll. Nur so sei das Unesco-Prädikat für Wien sicherzustellen.

Das Wiener Heumarkt-Areal.
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Diese Grenze wäre nicht nur vom Wohnturm durchbrochen worden, sondern auch vom Hotelneubau. Letzterer soll jetzt noch höher ausfallen, um die Verluste aufgrund des Verzichts auf den Turm auszugleichen. Das Hotel könnte also 50 Meter oder höher werden. Wenn die Unesco auf den Deal einsteigt, macht sie sich unglaubwürdig.

Übrig bleibt so oder so die Unfähigkeit der Stadtregierung, mutige Entscheidungen zu treffen und zu diesen zu stehen. Zuerst wurde die 43-Meter-Grenze beim Heumarkt-Architekturwettbewerb ignoriert. Seither hat Rot-Grün aber Angst vor der eigenen Courage: Der bewusste Verzicht auf das Welterbe ist SPÖ und Grünen dann doch zu steil. (David Krutzler, 20.12.2019)