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Linz – Kein politischer Begriff ist im Bewusstsein der österreichischen Wahlberechtigten derartig gut verankert wie "ökologisch": Auf einer fünfstufigen Skala erreicht der Begriff bei der Frage, ob man über ihn Bescheid wisse, im Schnitt den Wert 4,18. Mit 3,88 erzielt "ökologisch" sogar den höchsten Wert, was die Einschätzung betrifft, "welche dieser gesellschaftlichen Richtungen in der heutigen Zeit die richtigen Lösungen" anzubieten habe.

Das geht aus einer im Dezember im Vorfeld der Regierungsbildung durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Dabei wurden die 792 repräsentativ ausgewählten Österreicherinnen und Österreicher mit 23 mehr oder weniger gängigen Bezeichnungen für politische Konzepte konfrontiert, und es wurde gefragt: "Sie sehen hier nun verschiedene Begriffe bzw. gesellschaftliche Richtungen – wie gut wissen Sie über diese Begriffe Bescheid? Vergeben Sie bitte eine Schulnote – 1 bedeutet, Sie sind da sehr gut informiert, 5 bedeutet, Sie wissen darüber gar nicht Bescheid."

Danach wurde gefragt: "Wie würden Sie das einschätzen – welche dieser gesellschaftlichen Richtungen haben in der heutigen Zeit die richtigen Lösungen, welche nicht? Vergeben Sie bitte wieder eine Schulnote – 1 bedeutet 'hat ganz sicher die richtigen Lösungen in der heutigen Zeit', 5 bedeutet 'hat auf keinen Fall die richtigen Lösungen in der heutigen Zeit'."

Die politischen Konzepte im Vergleich

Für die grafische Darstellung wurden die Notenwerte anschließend umgekehrt, der höhere Skalenwert ist somit der "bessere".

Die Grafik zeigt beispielsweise, dass die Befragten über Nationalsozialismus relativ gut Bescheid wissen (63 Prozent vergaben die Noten 1 und 2), dass aber kaum jemand dort eine sinnvolle Lösung vermutet.

Umgekehrt ist die repräsentative Demokratie – also die in Österreich etablierte demokratische Praxis, dass (Parteien-)Vertreter ihre Wähler repräsentieren – nur wenigen Befragten als Begriff vertraut, das Prinzip aber genießt (links relativ weit oben eingetragen) hohes Vertrauen.

Auffallend ist, dass die Ansätze "sozialdemokratisch", "christlich-sozial", "liberal" und "marktwirtschaftlich" im Raster der Grafik ganz eng beisammenliegen.

Ebenfalls ganz eng beisammen liegen "monarchistisch" und "kommunistisch". Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "In der Grafik sieht das aus wie ein verglühendes Sternenpaar: Die meisten wissen, worum es geht, aber kaum jemand sieht dort relevante Impulse für die Gegenwart."

Ähnlich ist es mit autoritären Ansätzen: Die genießen mit dem Skalenwert von 4,18 genau dieselbe Bekanntheit wie die Ökologie – aber kaum jemand will solchen Konzepten folgen. Bloß zwei Prozent der Befragten meinen, autoritäre Konzepte seien sicher richtig, acht Prozent halten sie für teilweise richtig für unsere Zeit.

Wertschätzung für ökosoziale Marktwirtschaft

Nicht ganz so bekannt wie die traditionellen ideologischen Richtungen ist das in der ÖVP entwickelte Konzept der "ökosozialen" Ausrichtung der Marktwirtschaft – auch hier hilft ein Blick auf die Grafik: Der Begriff ist etwa gleich gut bekannt wie jener der Planwirtschaft, er wird aber wesentlich stärker als gegenwarts- und zukunftsfähig (zweiter Platz hinter "ökologisch") eingeschätzt. Die Planwirtschaft landet mit "national/völkisch" und "deutschnational" im untersten Bereich der umfassenden Tabelle und damit der Grafik. (Conrad Seidl, 30.12.2019)