Die Crew Dragon vor dem Andocken.
Illustration: Nasa/SpaceX

Als Elon Musk im Jahr 2002 das Raumfahrtunternehmen Space X gründete, tat er das nach eigenen Angaben mit dem Ziel, dereinst den Weltraum zu bevölkern. In gewisser Weise macht er dieses Versprechen in wenigen Monaten wahr: Bleibt es beim aktuellen Zeitplan, dann sollte im ersten Halbjahr 2020 die erste bemannte Mission des Space-X-Raumschiffs Crew Dragon die beiden Nasa-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley zur Internationalen Raumstation ISS bringen.

In Erwartung dieser kritischen Space X Demonstration Mission 2 oder kurz SpX-DM2 veröffentlichte Musk eine Animation, die veranschaulichen soll, wie ein Flug mit dieser modernen Kapsel ablaufen wird. In dem knapp drei Minuten langen Film betreten zwei Raumfahrer in Cape Canaveral, Florida, die Crew Dragon und werden mit einer Falcon-9-Rakete in die Umlaufbahn geschossen. Kurze Zeit später dockt die Kapsel an der ISS an, um sich später wieder von ihr zu lösen. Auf ihrem Rückweg zur Erde, geschützt von dem von Space X selbst entwickelten Pica-X-Hitzeschild, erreicht das Raumfahrzeugs rund 25-fache Schallgeschwindigkeit.

Video: So könnte die bemannte Crew-Dragon-Mission ablaufen.
SpaceX

Erstmals seit 2011 wieder ein bemanntes US-Raumschiff im All

Elon Musks Unternehmen hat fast ein Jahrzehnt auf dieses Ziel hingearbeitet. Im vergangenen März konnte die erste, unbemannte Crew-Dragon-Mission DM-1 erfolgreich durchgeführt werden. Sollte auch die bemannte Test-Mission gelingen, wäre die Crew Dragon das erste US-amerikanische Raumschiff, das seit der letzten Spaceshuttle-Mission STS-135 der Nasa in Juli 2011 Menschen ins All bringt.

Die Crew Dragon entstand im Rahmen des Commercial Crew Programms der Nasa, einem 2010 gestarteten Wettbewerb. Dessen Ziel ist es, die Fracht- und Astronautentransporte zur ISS, die seit dem Ende des Spaceshuttle-Programms von russischen Raketen durchgeführt werden, wieder in US-amerikanische Hände zu bekommen. "Zum ersten Mal seit 2011 stehen wir kurz davor, amerikanische Astronauten von amerikanischen Raketen von amerikanischem Boden aus ins All zu schicken", sagte Nasa-Chef Jim Bridenstine bei der offiziellen Vorstellung der Crew-Dragon-Besatzung im August 2018.

Boeing musste beim unbemannten Testflug im Dezember eine Panne hinnehmen.
Illustr.: Boeing

Neben Space X soll auch Boeing ein Raumschiff für den bemannten Flug zur ISS liefern. Die Kapsel CST-100 Starliner hat mittlerweile eine lange Liste von Tests bestanden. Auch Start und Rückkehr aus dem Orbit funktionieren, wie eine erste unbemannte Mission ins All bewies. Bei dem Testlauf Ende Dezember kam es allerdings zu einer kritischen Fehlfunktion, die verhinderte, dass der Starliner die ISS erreichte.

Space-X-Start im Mai möglich

Weder Boeing noch Space X haben bisher einen fixen Termin für den Start ihrer bemannten Mission bekannt gegeben. In Anbetracht der jüngsten Panne von Boeing wird in dieser Hinsicht wohl Space X das Rennen machen. Zunächst muss Musks Unternehmen jedoch einen für die nächsten Tage geplanten Test des Notfallsystems bestehen, das während eines missglückten Starts die Besatzung retten soll. Wenn dieser gut läuft, sollte das Crew-Dragon-Raumschiff für die Demo-2-Mission bereit sein, meinte Musk letzte Woche. Die anstehenden Sicherheitsüberprüfungen würden wahrscheinlich noch einige Monate in Anspruch nehmen, ein Start im Mai wäre aber demnach möglich. (tberg, red, 5.1.2020)