Die Regisseurin Maryam Zaree in ihrem autobiografischen Dokumentarfilm.

This Human World

Maryam Zaree war bisher vor allem als Schauspielerin bekannt. In 4 Blocks spielt sie Kalila, die Frau des Gangsterbosses Tony Hamady. Nun tritt sie mit Born in Evin zum ersten Mal als Regisseurin hervor, mit einem sehr persönlichen Dokumentarfilm, in dem sie sich auf die Spuren ihrer Geschichte begibt.

Maryam Zaree wurde 1983 in Teheran unter außergewöhnlichen Umständen geboren: Ihre Mutter war damals in dem berüchtigten Evin-Gefängnis außerhalb von Teheran inhaftiert. 1985 kam sie mit ihrer Tochter nach Deutschland und erhielt Asyl. Inzwischen ist die Familie bestens integriert, die traumatischen Geschehnisse in den letzten Jahren des Schah-Regimes und dann nach der Revolution von 1979 werden allerdings eher beschwiegen.

Maryam Zaree sucht nun nicht nur das Gespräch mit ihrer Mutter, sie tut sich auch in der iranischen Diaspora um und möchte herausfinden, ob es Menschen gibt, die ihr Schicksal teilen.

Born in Evin wird so zunehmend zum Panorama einer heutigen Weltkultur: Zwischen argwöhnischen Exiliranern, die genau darauf achten, wer ein heimlicher Agent der islamistischen Diktatur sein könnte, und dem intellektuellen Milieu, dem die Mutter in Frankfurt/Main angehört (vielleicht nicht ganz zufällig ist die Psychoanalyse da eine Art Leitwissenschaft), findet Zaree viele Bezugspunkte für ihre persönliche Identität. Die eine oder andere "Inszenierung" ist vielleicht ein wenig überdeutlich (wenn die Regisseurin mit dem Fallschirm gleichsam in ihrem eigenen Leben landet), insgesamt aber ist Born in Evin ein spannender Film, der nicht nur eine Biografie, sondern einen großen, bedrückenden, aber auch befreienden Zusammenhang erschließt. (Bert Rebhandl, 29.1.2020)