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Helena Helmersson ist die erste Frau an der Spitze von H&M.

Foto: Reuters

Was eine Präsentation der Jahreszahlen des schwedischen Textilriesen Hennes & Mauritz (H&M) hätte werden sollen, verwandelte sich vergangene Woche überraschend in die Präsentation einer neuen Vorstandschefin. Helena Helmersson übernimmt nun als erste Frau in der 73-jährigen Geschichte des Konzerns das Ruder.

Ihre Ankündigungen bei der Antrittsrede klangen etwas kryptisch: Mit neuen sowie bestehenden Marken, aber auch neuen Formen der Partnerschaft wolle sie expandieren. Auf jeden Fall dürften H&M Veränderungen bevorstehen. Denn das Credo der 42-jährigen Schwedin lautet Nachhaltigkeit und fairere Arbeitsbedingungen.

Job in Bangladesch

Das mag durchaus mit ihrer Firmenhistorie zusammenhängen. Nach dem Wirtschaftsstudium an der Universität Umeå in Nordschweden trat Helmersson 1997 in das Unternehmen ein. Anfangs in der Einkaufsabteilung tätig, verschlug es sie dann nach Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Das Land ist nach China der zweitgrößte Kleidungshersteller der Welt. Modehändler lassen Textilarbeiterinnen dort häufig unter katastrophalen Bedingungen schuften, und Dhaka ist vom Klimawandel schwer bedroht.

Nach einem weiteren Zwischenstopp in Hongkong war Helmersson dann jahrelang für Produktion und Nachhaltigkeit im Konzern zuständig. Und bei einem Modegipfel in Kopenhagen im Vorjahr machte sie sich für die Rechte der Arbeiter in den Produktionshallen stark.

Angestaubter Riese

Zwar kommt der Führungswechsel zu einer passenden Zeit – erstmals seit vier Jahren stiegen Gewinn und Umsatz im Vorjahr wieder –, dennoch warten große Herausforderungen auf sie. Den Bereich E-Commerce hat H&M völlig verschlafen, bei Jüngeren kam man aus der Mode. Auch der Abstand zum spanischen Konkurrenten Inditex mit seiner Kette Zara ist groß.

Grund für die Personalrochade war ein interner Wechselwunsch bei der Gründerfamilie. Karl-Johan Persson, der das Unternehmen zehn Jahre geführt hat, folgt seinem Vater Stefan auf dessen Wunsch auf die Position des Aufsichtsratspräsidenten. Der Wechsel soll von den Aktionären in der Hauptversammlung am 7. Mai abgesegnet werden.

2014 wurde Helmersson vom Wirtschaftsmagazin Veckans Affärer zur "mächtigsten Geschäftsfrau Schwedens" gewählt. Nun muss sie unter Beweis stellen, wie "mächtig" sie H&M vorantreiben kann. (Andreas Danzer, 1.2.2020)