Wien – Stürmisch war’s auf dem Stephansplatz – das hielt zahlreiche Arbeitnehmer aus der privaten Pflege- und Sozialbranche aber nicht von ihrer Kundgebung für mehr Lohn und weniger Stunden ab. Mit dem Beatles-Cover des Barret Strong-Songs Money (That’s What I Want) machten sie ihrem Unmut Gehör.

Die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Gehaltsausgleich hatten die Gewerkschaften GPA und Vida bereits Ende Jänner bei den KV-Verhandlungen mit der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) gestellt. Die Arbeitgeberseite rund um Chefverhandler Walter Marschitz lehnte jedoch ab – die Branche habe jetzt schon mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Da es zu keiner Einigung kam, wurden die Verhandlungen unterbrochen.

"Arbeitszeit runter, Löhne rauf" skandierten die Demonstranten zu Beginn der Kundgebung.
Foto: APA/Georg Hochmuth

Gewerkschaft bleibt auf 35-Stunden-Forderung bestehen

Die SWÖ schlug den Gewerkschaften im Gegenzug eine Entgelterhöhung um 2,35 Prozent vor, was von den Demonstranten mit kollektiven Buhrufen bedacht wurde. Man will für die 35-Stunden-Woche weiterkämpfen. Das bekräftigte auch GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz: "Die Menschen im Pflegebereich leisten emotionale Schwerstarbeit. Sie haben sich eine Arbeitszeitverkürzung verdient."

Die Pflegebranche ist jene mit der höchsten Teilzeitarbeitsquote in Österreich: 70 Prozent der Arbeitnehmer sind dort nicht vollzeitbeschäftigt. Doch auch diese 70 Prozent wären von der Arbeitszeitverkürzung betroffen, da die Berechnungsbasis sinken würde. Dies käme einer Gehaltserhöhung von 8,6 Prozent gleich. Das Mediangehalt in der Branche lag mit 2226 Euro 22 Prozent unter dem Median aller Angestellten.

Warnstreiks angekündigt

Die nächste Runde in den Kollektivvertragsverhandlungen soll nun am 10. Februar stattfinden. Ein Kompromiss hänge davon ab, ob "die Gewerkschaften von ihren Forderungen abrücken", so Marschitz von der SWÖ. GPA und Vida kündigten Warnstreiks an, sollte es am 10. zu keiner Einigung kommen. (tk, 5.2.2020)