Franziska Zoidl ist Journalistin und begeisterte Sportlerin. Was sie alles ausprobiert, erzählt sie hier.

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Möglichst schnelle Resultate in möglichst kurzer Zeit: Dieses Trainingsprinzip erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Viel Zeit für Sport haben wir alle nicht, sportlich wirken wollen wir aber dennoch. Daher boomen Workouts, die hochintensiv, aber dafür schnell wieder vorbei sind. Ein paar Minuten schwitzen am Abend – da ist die Quälerei irgendwie überschaubar. Dazu konnte ich mich unlängst auch nach einem langen Tag im Büro noch motivieren.

Diese sogenannten High-Intensity-Intervall-Trainings (HIITs) haben mittlerweile so gut wie alle Fitnesscenter im Kursangebot. Wer lieber allein sportelt, für den gibt es auch online und in Apps die richtigen Übungen. Auch in einem neuen Fitnessstudio beim Wiener Hauptbahnhof wird seit kurzem ein solches Workout angeboten.

"MX4" heißt das Ganze etwa bei der Fitnessstudio-Kette John Harris. Darunter kann ich mir nichts vorstellen. Beim Besuch im Kurs wird aber klar: Es ist ein Zirkeltraining, das aus vier Übungen besteht, die jedes Mal anders ausfallen. Das Ziel des Workouts ist es, Kraft, Ausdauer, Stärke und Schnellkraft zu trainieren – und möglichst jede Muskelpartie zu beanspruchen. Jeweils zwei Teilnehmer des Kurses machen eine Übung, im Uhrzeigersinn wird durch den Raum und zur nächsten Übung gewechselt.

Eine Minute verschnaufen

Die Trainerin Sophie erklärt am Anfang, welche Übungen heute auf dem Programm stehen. Dann dreht sie die Musik auf. Wir verteilen uns im Raum. Ich beginne auf der Matte. Entspannt herumliegen klingt immer gut. Aber die Entspannung ist schnell vorbei: Ich und meine Mitstreiterin müssen drei Variationen des Unterarmstütz – sie werden Planks genannt – machen. Erst 50 Sekunden klassisch auf beiden Unterarmen, dann Side-Planks. Zwischen den Übungen gibt es 25 Sekunden Pause. Trainerin Sophie stoppt mit und zählt den Countdown: 30 Sekunden noch, dann 15. So, fertig.

Zwischen den Stationen dürfen wir eine Minute verschnaufen. Dann geht es für mich und meine Trainingspartnerin an die Rudergeräte. Hier werden wir heute unsere Ausdauer trainieren. Die Vorgabe: 700 Meter rudern. "Und los", sagt die Trainerin. Wir starten. Ich denke gerade noch darüber nach, dass mir beim Rudern im Studio der Blick auf die Alte Donau fehlt – und bemerke, dass mir die junge Frau am anderen Rudergerät längst davongezogen ist.

Kurze Pause. Und weiter: Burpees. Wir hieven ein Balancebrett in die Höhe – legen es am Boden ab, stützen uns darauf ab, springen in Liegestützposition und wieder zurück. Diese Burpees sollen wir in 50 Sekunden so oft wie möglich wiederholen. 50 Sekunden können sich unglaublich lang anfühlen. Als Nächstes sind Übungen auf dem Balancebrett dran.

Anti-Aging-Effekt?

Die letzte Station sind TRX-Bänder, an denen wir uns aus einer Schräglage in einer Ruderbewegung nach oben ziehen. Nach zwei weiteren Übungen an den von der Decke hängenden Bändern ist es geschafft. Wir stellen uns im Kreis auf und dehnen. Fertig. Ich schaue auf die Uhr: Nicht einmal eine halbe Stunde ist seit dem Beginn des Workouts vergangen.

Heute waren hauptsächlich Frauen dabei, nur zwei Männer. Einer ist enttäuscht, dass es schon vorbei ist. Er trainiert allein weiter. Das Workout sei in Wien ganz neu und noch nicht sehr bekannt, erklärt die Trainerin im Anschluss an das Training beim Wegräumen der Matten. "Viele glauben, dass wir hier Aerobic machen", sagt sie – und lacht. Mit Aerobic hatte dieses Workout nämlich wirklich nichts zu tun.

Auch Sportwissenschafter finden solche hochintensiven Einheiten gut. High-Intensity-Intervall-Trainings könnten sogar einen Anti-Aging-Effekt haben, wie Studien nahelegen. Effektiv ist es obendrein.

Der große Nachteil ist aber: Es ist sehr, sehr anstrengend – und kann den Körper auf Dauer auch überfordern. Vor allem, wenn man nur noch hochintensiv trainiert. Mehr als 20 Prozent des wöchentlichen Trainingspensums sollte es nicht einnehmen, betonen Experten. Als lustige Ergänzung zum üblichen Kraft- und Ausdauertraining taugt es aber auf jeden Fall. Meinen Feierabend habe ich mir jedenfalls wirklich verdient. (Franziska Zoidl, 16.2.2020)