Die pannonischen Roten müssen angesichts ihres absoluten Wahlergebnisses darauf achten, dass ihnen nicht der Kamm schwillt.

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Bei den Schwarzen gab es einen Führungswechsel: EU-Abgeordneter Christian Sagartz übernimmt die Landespartei.

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Die SPÖ – also die Liste Doskozil – hat die burgenländische Landtagswahl am 26. Jänner haushoch gewonnen, acht Prozent zugelegt und mit knapp 50 Prozent die absolute Mandatsmehrheit erreicht. Nun gibt es eine rote Alleinregierung.

Während die pannonischen Roten nun alle Hände voll damit zu tun haben, dass ihnen nicht unversehens der Kamm schwillt, wurden die anderen Landtagsparteien in jenen Gemütszustand versetzt, den die Bundes-SPÖ gerade auskostet: die Nabelschau.

Übertrieben genussvolle Innenschau tut selten gut. Das hat die ÖVP beherzigt. Schon am Donnerstag präsentierte sie Christian Sagartz als neuen Landesparteichef. Der 39-Jährige, zuvor Klubobmann, folgt Thomas Steiner, dem Bürgermeister von Eisenstadt, nach. Sagartz sitzt aber auch auf dem Ticket der nunmehrigen EU-Ministerin Karoline Edtstadler im EU-Parlament.

Trotz Plus türkise Enttäuschung

Die ÖVP nagt an einem Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Ergebnis. Das leichte Plus von anderthalb Prozentpunkten brachte sie zwar über die 30 Prozent, angesichts der Dauerpräsenz von Wahlkampflok Sebastian Kurz waren die 30,6 Prozent freilich wie eine Niederlage, zumal man zuletzt – EU-Wahl 35,4 Prozent, Nationalratswahl 38,3 – die Roten jeweils überholen konnte.

Natürlich, das lag auch an Doskozil, seinerseits eine Wahlkampflok. Wohl aber auch daran, dass die pannonischen Freunde sich zu sehr verlassen haben auf die Kurz’sche Strahlkraft. Vor allem im Landessüden hat es darob schon zu rumoren begonnen. Man fühlte sich von Eisenstadt und seinem Bürgermeister vernachlässigt. Um die Südgemüter – die auch außerhalb der ÖVP zu Vernachlässigungstrübsinn neigen – zu beruhigen, wird der im nordburgenländischen Pöttsching beheimatete Sagartz sein Europabüro in Oberwart einrichten. Er selber werde eben ein typisch burgenländisches Pendlerleben haben. Nur halt im Flieger.

Blaue Basisrevolution

Der FPÖ hat noch rascher reagiert. Die schmerzlichen Dinge stehen aber noch bevor. Am 7. März trifft sich die einstige Regierungspartei zum Landesparteitag. Parteichef Johann Tschürtz ist zwar schon Ende Jänner zurückgetreten, hat an den Ex-Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig übergeben und sich mit dem Klubobmann begnügt. Aber dass es dabei bleibt, glauben nur wenige. Glaubt man dem Rumor, rumort es gewaltig. Eine Basisrebellion formiert sich. Allerdings: "Noch trauen sich nur wenige an die Öffentlichkeit." Aber "hinter den Kulissen" werde bereits "massiv an Gegenkandidaten zu Petschnig gearbeitet". Petschnig und Tschürtz hätten "die Wahl verloren und keine Konsequenzen gezogen". Mehr noch: Tschürtz habe sich aus der Verantwortung "für eine völlig kaputte Landespartei" gestohlen. "Als Klubobmann aber weiter abkassieren und einer notwendigen Neuaufstellung im Wege stehen!", geißelt der Anonymus seine Führung.

Johann Tschürtz hat unmittelbar nach der Wahl davon gesprochen, die FPÖ – 9,8 Prozent, minus zwei Mandate – habe sich "stabilisiert". Das mag dumm geklungen haben bei einem Minus von 5,2 Prozentpunkten. Betrachtet man die Ausgangslage – das Allzeithoch von 15 Prozent 2015, die Ibiza-Fisimatenten und die Richtung Wien-Wahl sich nun zuspitzende Strachiade –, dann hat er damit wohl nicht ganz unrecht.

Von den Grünen, die so gehofft hatten aufs Zunehmen, hört man nach dem mageren Plus von 0,3 Prozentpunkten nichts. Mag sein, nur vorderhand. (Wolfgang Weisgram, 24.2.2020)