Im Gay Travel Index nimmt die queere Reiseplattform Spartacus heuer 202 Länder weltweit unter die Lupe. Seit 2013 veröffentlicht sie das Ranking – und vergleicht darin die Situation für Mitglieder der LGBT-Community in den jeweiligen Ländern. Sie werden in 17 Kategorien gegenübergestellt – dazu zählen etwa die Ehe für alle, Adoptionsrechte, Anti-Diskriminierungs-Gesetze, die Zahl der Morde an LGBT-Personen sowie eine etwaige Todesstrafe für Homosexuelle.

An der Spitze finden sich heuer erneut Kanada und Schweden sowie erstmals Malta. Auf den Plätzen 199 bis 202 stehen Saudi-Arabien, Somalia und ganz zum Schluss die russische Teilrepublik Tschetschenien.

Auch heuer gemeinsam mit Kanada und erstmals Malta auf dem ersten Platz: Schweden, hier bei der Pride-Parade in Stockholm.
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Neue Kriterien

Drei Parameter hat Spartacus im Ranking heuer neu eingeführt. Zum ersten Mal bezieht der Gay Travel Index mit ein, ob in einem Land die Option eines dritten Geschlechts zur Wahl steht. Auch die rechtliche Handhabe von Konversionstherapien spielt nun eine Rolle im Ranking. Diese umstrittenen Therapieformen behaupten von sich, die Sexualität von Menschen verändern zu können. Als drittes neues Kriterium wird nun erstmals LGBT-Marketing miteinbezogen. Dabei verleiht Spartacus Pluspunkte an Länder, die ein LGBT-Reisepublikum bewusst ansprechen wollen.

Beliebte Urlaubsziele ganz unten

Gleich mehrere als Reiseziele beliebte Länder schneiden im Ranking schlecht ab. Ägypten etwa belegt mit einigen anderen Ländern nur Platz 181. Dort droht Homosexuellen neben einer feindseligen Stimmung auch Strafverfolgung und Gefängnis. Dasselbe gilt für Tansania, das viele Safari-Touristen anlockt. Auch hier müssen Homosexuelle damit rechnen, aufgrund ihrer Sexualität angefeindet und verfolgt zu werden.

Aktivistinnen in Polen protestieren gegen sogenannte LGBT-freie Zonen, die immer mehr Kommunen erlassen.
Foto: imago images/ Fipip Radwanski

Allerdings sind auch europäische Länder im Ranking weit unten zu finden. Negativ fällt etwa Polen auf: Wegen seiner LGBT-feindlichen Gesetze rutscht das Land auf Platz 103 zurück, den es sich etwa mit Kirgistan und der Ukraine teilt.

Aufsteiger aus aller Welt

Einige Länder haben sich seit dem letzten Ranking aber auch markant verbessert. Uruguay und Argentinien etwa schaffen es von den Plätzen 17 und 28 gemeinsam auf Rang 5, den sie sich mit Großbritannien, Spanien und den Niederlanden teilen.

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Ein schwules Paar bei der Pride-Parade in Santiago, Chile. Das Land hat im heurigen Ranking sechs Plätze aufgeholt und liegt nun auf Rang 41.
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Auf Platz 23 schafft es Taiwan und holt damit fast 20 Plätze auf. Der Grund: Es hat heuer als erstes asiatisches Land die Ehe für alle eingeführt.

Mit seinem Gay Travel Index will Spartacus Personen der LGBT-Community sicheres Reisen ermöglichen. Es möchte aber auch heterosexuelle Reisende motivieren, bei der Wahl ihrer Reiseziele auf die Situation für LGBT-Personen dort zu achten. (Antonia Rauth, 21.7.2020)