Nicht unwahrscheinlich, dass im Fall eines Abbruchs das Ergebnis der vorangegangenen Saison schlagend und RB Salzburg zum Meister erklärt wird. Tabellenführer LASK wäre dann erneut Vizemeister.

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Wien – Wie die Saisonen in Österreichs Fußballligen bei einem Abbruch gewertet werden, entscheidet das ÖFB-Präsidium. "Dieses kann, vergleichbar mit den aktuellen Gesetzesänderungen durch die Bundesregierung aufgrund von Covid-19, Änderungen der Verbandsbestimmungen vornehmen", hieß es in einer Pressemitteilung des ÖFB und der Bundesliga am Dienstag.

Keine Regelung

Weder in den Fifa-, Uefa-, ÖFB- oder Bundesliga-Bestimmungen ist geregelt, wie die Meisterschaften zu werten sind, wenn sie aufgrund der Pandemie nicht planmäßig zu Ende gespielt werden können. "Der ÖFB und die Bundesliga prüfen derzeit anhand der bestehenden Bestimmungslage und Rechtsordnung die Folgen, sofern die Meisterschaften nicht fortgesetzt werden können", wurde verlautbart. Gleichzeitig wurde betonte, dass es im Moment keine Beschlüsse zu diesem Thema gebe. Es ist also nicht so, dass bei einem Abbruch der LASK zum Meister und das aktuelle Schlusslicht SKN St. Pölten zum Absteiger erklärt werden können. LASK-Präsident Siegmund Gruber sagte dem STANDARD: "Das muss von Juristen geprüft werden. Der LASK könnte zum Meister erklärt werden oder auch nicht."

Salzburg erneut Meister?

Wahrscheinlicher dürfte sein, dass Red Bull Salzburg im Falle eines Abbruchs zum Meister erklärt wird. AC-Präsident Dietmar Riegler wurde in der "Kronen Zeitung" wie folgt zitiert: "Wir haben uns bei der letzten Videokonferenz verständigt, dass im Abbruchfall nicht der aktuelle Stand, sondern jener der Vorsaison zählt." In diesem Fall wären die Salzburger und nicht Tabellenführer LASK Meister, die Austria und nicht Rapid im Europacup. In der heiklen Angelegenheit der Wertung einer abgebrochenen Saison wollen ÖFB und Liga aber die Diskussionen auf internationaler Ebene sowie mögliche konkrete Vorgaben oder Empfehlungen seitens der Fifa oder der Uefa abwarten.

Warten auf Entscheidung der Regierung

Was eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs betrifft, würden derzeit mehrere Varianten geprüft, um auf mögliche Szenarien vorbereitet zu sein. Das Ziel sei es, die Ligen auf sportlichem Weg zu beenden. Allerdings treffe die Entscheidung über den Zeitpunkt einer Saisonfortsetzung beziehungsweise die rechtzeitige Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs die Bundesregierung nach Absprache mit den zuständigen Gesundheitsexperten, hieß es in der Aussendung. Derzeit pausiert die Liga offiziell bis Anfang Mai.

Finanzielle Turbulenzen

Durch die Coronavirus-Pandemie sind gleich mehrere Einnahmequellen der Bundesligisten am Versiegen. Verdienstmöglichkeiten aus Heimspielen fallen weg, zudem drohen ausbleibende Zahlungen von Medienrechte-Partnern oder Sponsoren. Die beiden letzteren Probleme könnten durch Geisterspiele gemildert werden, nicht aber jenes der ausbleibenden Gelder aus Heimspielen.

Dabei geht es in diesem Fall neben dem Verlust der Einnahmen an der Tageskassa oder an der Stadionkantine auch um mögliche Rückzahlungen, nämlich an Abonnenten und VIP-Stammgäste. Sie alle haben bei den zwölf Vereinen für jeweils 16 Saisonheimspiele bezahlt, von denen noch fünf ausständig sind. Derzeit ist völlig offen, ob, wann und in welcher Form diese Matches ausgetragen werden.

Fragezeichen hinter Rückforderungen der Abonnenten

Besonders betroffen sein könnte Zuschauerkrösus Rapid. Die Hütteldorfer stehen mit durchschnittlich 18.666 Besuchern pro Heimspiel in dieser Saison klar an der Ligaspitze und sind auch mit rund 13.000 Abonnenten inklusive VIP-Bereich unerreicht. Rücküberweisungen an Dauerkartenbesitzer würden die durch die Corona-Krise ohnehin schon angeschlagenen Klubfinanzen empfindlich treffen.

Zusammenhalt bei Rapid

Umso mehr freut sich Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek über das Entgegenkommen vieler Fans. "Zahlreiche Abonnenten haben uns proaktiv via E-Mail oder Social Media angeschrieben und mitgeteilt, dass sie von ihrem Herzensklub sicher kein Geld zurückfordern werden, falls Spiele nicht oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Dafür möchte ich mich auch auf diesem Wege im Namen des SK Rapid herzlich bedanken, es ist gerade in dieser herausfordernden Zeit ein noch stärker werdender Zusammenhalt in der Rapid-Familie zu spüren", teilte Peschek der APA mit.

Solidarität bei Sturm

Derartige Erfahrungen machte auch Thomas Tebbich, Wirtschaftsgeschäftsführer von Sturm Graz. "Wir vernehmen im Austausch mit unseren Fans eine positive Stimmung des Zusammenhalts, vielleicht liegt es daran, dass wir ein Traditionsverein sind. Der Tenor der Fans ist: Jetzt müssen wir zusammenhalten und schauen, dass der Verein überleben kann und es hoffentlich nächste Saison wieder ein Abo gibt", erklärte der Steirer. Sein Klub weist 5.800 Abonnenten und einen Durchschnittsbesuch von 10.365 auf.

Zusammenhalt beim LASK

Tabellenführer LASK, der 4.000 Abo-Besitzer und 5.481 Personen pro Heimpartie verzeichnet, hofft in diesem Zusammenhang ebenfalls auf die Unterstützung der Fans. "Im Falle eines Abbruchs oder von Geisterspielen werden wir analog zu den Sponsoren vorgehen: Wir werden mit allen kommunizieren, wer das Geld nicht aliquot zurückhaben möchte, kann es gerne spenden und wir werden erneut eine angemessene Verwendung finden. Wir haben bereits einige Rückmeldungen von Dauerkartenbesitzern erhalten, die in diesen Fällen auf eine Rückzahlung verzichten würden", hieß es in einer Stellungnahme der Linzer.

Kein Kommentar von RB Salzburg

Im ligainternen Ranking liegt Red Bull Salzburg mit einem Schnitt von 11.153 Besuchern pro Heimspiel und etwa 10.000 Dauerkartenbesitzern auf Platz zwei. Der Meister wollte sich zu seiner weiteren Vorgehensweise im Zusammenhang mit Abonnenten vorerst nicht äußern und verwies darauf, dass noch keine Klarheit über den weiteren Saisonverlauf bestehe.

Besprechnungen bei der Austria

Die Wiener Austria hält bei rund 5.200 Dauerkarten und einer durchschnittlichen Besucherzahl von 7.687 Personen. "Die Abos behalten selbstverständlich auch ihre Gültigkeit, wenn die Heimspiele zu neuen Terminen ausgetragen werden. Etwaige Alternativszenarien werden dieser Tage natürlich auch besprochen. Diese werden zeitnah bekanntgegeben, sobald die jeweiligen Szenarien schlagend werden", teilten die Favoritner mit. (APA, red, 1.4.2020)