Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer – und lese!" Das, was Komiker-Legende Groucho Marx einst über das Lesen von Büchern zum Besten gab, umschreibt ein grandioses Konzept. Wenige Innovationen haben die Welt so geprägt und beschleunigt wie das Buch, das am 23. April seinen Welttag feiert. Da verwundert es, dass der Handel mit diesem Wunderding mit Umsatzeinbußen zu kämpfen hat – nicht erst seit der Corona-Krise. Denn bei dieser archaischen Erfindung geht es um nichts weniger als die Aufzeichnung, Bewahrung und die Weitergabe von Wissen.

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Der 23. April ist der Welttag des Buches. Und das ist krisenresistent.
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Schon klar, die Welt dreht sich ständig weiter, aber was das Lesen von Büchern mit unserem Hirn alles macht oder machen könnte, ist längst bewiesen. Diese Erkenntnisse sollte auch eine digitalisierte Gesellschaft nicht ganz vom Büchertisch wischen. Lesen bildet. Lesen reduziert Stress. Lesen hilft beim Einschlafen, im Gegensatz zu Netflix & Co. Lesen beugt Alzheimer vor. Lesen fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch die Empathie. Das ist nicht ganz unwichtig für den Fortbestand einer demokratischen Gesellschaft.

Nicht zuletzt: Das Buch erweist sich dieser Corona-Tage als krisenresistent. Während Bühnen, Kinos und Museen weiter geschlossen sind, bleibt das Buch unkompliziert verfügbar – entweder im eigenen Bücherregal oder über den Buchhändler. Da hoffentlich über einen vor Ort: Die Covid-19-Pandemie hat bewiesen, dass auf den Online-Riesen Amazon kein Verlass ist, der Bücher in derzeit verspätet ausliefert, weil andere Waren mehr Gewinne brachten.

Vorlesen für die kindliche Entwicklung

Für das Bücherlesen muss man auch keine komplizierten Verordnungen einhalten, keine Quadratmeter-Mindestabstände. Bücher schaffen es immer noch bestens, unserer hochkomplexen Welt adäquat zu begegnen. Sie können uns in andere Welten versetzen. Lesen erlaubt uns, in solche andere Welten zu reisen. Und im Moment ist dieser Eskapismus nicht bloß die günstigste, sondern auch einzige Möglichkeit, das zu tun – auch und vor allem für Kinder.

Vorlesen aktiviert sämtliche für die kindliche Entwicklung wichtige Gehirnregionen. Aber all diese Potenziale drohen zu verkümmern, weil wir uns immer fester an unsere digitalen Endgeräte klammern. Bücher lesen macht die Welt besser. Kaufen Sie also ein Buch. Noch besser: Gehen Sie mit Groucho Marx in dieses andere Zimmer – und lesen Sie es! (Mia Eidlhuber, 23.04.2020)