Pro
von Mia Eidlhuber

Mir ist schon klar, dass das für manche ein Übergriff ist, weil sie das Kofferpacken als eine Art Vorspiel für die Reise empfinden, mit dem sie lieber allein bleiben wollen.

Für mich ist es ein Liebesdienst. Ich war elf, als ich zum ersten Mal einen sehr großen Koffer für jemanden gepackt habe. Das heißt, ich habe lange Erfahrung und kann das ziemlich gut.

Es geht um eine platzsparende Falt- und Rolltechnik der verschiedensten Kleidungsstücke, die später am Ort ihrer Bestimmung wieder einwand- und vor allem faltenfrei tragbar sein sollen. Auch bin ich gut im Hineinschmuggeln kleiner Botschaften, die den fernen Reisenden überraschen und im allerbesten Fall auf die Heimreise vorfreuen lassen.

Und sollte sich, was wir gar nie glauben und schon gar nicht hoffen, der Partner jemals selbst als ein solches Gepäckstück, das wir so passioniert für ihn packen, entpuppen, würde ihm dieser Liebesdienst sofort entzogen werden. Dann hieße die Devise: Pack deinen Koffer! Und bitte selbst!

Kontra
von Siegfried Lützow

Im Kleinen wie im Großen gilt: Die Tasche einer Frau, der Magen einer Sau, der Inhalt einer Wurscht sind ewig unerfurscht! Und sollen es auch bleiben. Ich will gar nicht wissen, was alles dringend mitgenommen werden muss. Wichtig ist, dass sie unser aller Pässe nur ja nicht vergisst.

Darüber hinaus kann das partnerschaftliche Packen nur für böses Blut sorgen, besteht doch die Gefahr, dass über jedes Stück diskutiert werden muss. "Brauchst du die wirklich, hast eh die anderen drei Paar mit? Und wozu bitte ein Necessaire, das im früheren Leben ein Schrankkoffer gewesen sein muss?"

So beginnt man keine Reise, man will ja auch nicht gefragt werden, für wen das Angelzeug gut sein soll, wenn man ohnehin noch nie einen Fisch gefangen hat. Oder wofür bitte die paar Festmeter Bücher, wenn es doch diesen praktischen E-Reader gibt.

Ihre und meine Argumente sind gar nicht zu vergleichen, werden Sie zu Recht sagen. Aber Sie fahren ja auch nicht mit uns weg! (RONDO, 6.7.2020)