Leuchtend grün präsentieren sich die Zauneidechsen-Männchen zur Paarungszeit. Charakteristisch sind auch ihre Flecken und Streifen, die dem Überleben unter Feinden dienen.

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Dass sie bei der Wahl ihrer Lebensräume allzu wählerisch sei, kann man der Zauneidechse (Lacerta agilis) nicht vorwerfen: Sie besiedelt Trockenrasen, Feldraine und Waldränder ebenso wie Kiesgruben, Parks, Gärten, Friedhöfe, Straßenböschungen und Bahntrassen. Der Name Zauneidechse weist darauf hin, dass sie sich bevorzugt in Grenzstrukturen und Übergangsbereichen aufhält.

Gemeinsam mit der Bergeidechse ist sie die häufigste Reptilienart in Österreich. In verschiedenen Unterarten ist sie auch im übrigen Europa weitverbreitet: von Südschweden bis Mittelgriechenland in der einen Richtung und von Südengland bis zum sibirischen Baikalsee in die andere.

Nichtsdestotrotz ist ihr Bestand im Rückgang begriffen: Auf der Roten Liste Österreichs wird sie in der Kategorie "gefährdet" geführt, und im gesamteuropäischen Raum fällt sie unter die streng zu schützenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse. Auch um auf diese Situation aufmerksam zu machen, wurde sie zum "Reptil des Jahres 2020" gewählt.

Während die Weibchen der Zauneidechse das ganze Jahr über vorwiegend braun gefärbt sind, weisen die Männchen zur Paarungszeit leuchtend grüne Flanken auf. Die Männchen sind außerdem ganzjährig auf der Unterseite grünlich, die Weibchen hingegen weißlich gelb. Sonst sind beide Geschlechter etwa 20 Zentimeter lang und haben eine braune Rückenfärbung mit dunklen Flecken und drei oft nur angedeuteten weißen Linien.

Farbvarianten

Gemeinsam sind allen Flecken und Streifen, die für ihr Überleben wichtig sind: Diese Zeichnungselemente sorgen dafür, dass sie in ihrem Lebensraum optisch "aufgelöst" werden und Fressfeinden nicht so leicht ins Auge und zum Opfer fallen. Es gibt allerdings verschiedene Farbvarianten – so kommen auch Exemplare mit rötlichem Rücken oder schwarze Tiere vor.

Den Lebensmittelpunkt der Zauneidechse bilden verschiedene Verstecke wie Mäuselöcher, Holz- oder Steinhaufen, Baumhöhlen und benachbarte Sonnen- oder Jagdplätze. Von dort bewegen sich die Tiere gewöhnlich nicht weit weg: Die meisten dürften sich kaum mehr als zehn bis 20 Meter von diesen Orten entfernen. Den Winter verbringen Zauneidechsen in Kältestarre unter Laub oder Moos.

Ende März, Anfang April tauchen die Männchen aus den Winterverstecken auf, ein bis zwei Wochen später auch die Weibchen. Ende April beginnt dann die Paarungszeit. Dabei kommen die Männchen einander gewöhnlich nicht allzu sehr ins Gehege: Bei entsprechenden Größenunterschieden ist meist klar, wer Vorrang hat. Bei gleich großen Exemplaren kann es aber schon zu – ritualisierten – Kämpfen kommen. Dabei beißen sich die Kontrahenten abwechselnd in den Hinterkopf, ohne einander aber ernsthafte Verletzungen zuzufügen.

Beißende Kopulation

Hat ein Männchen eine willige Partnerin gefunden, packt es sie im Vorfeld der Paarung am Schwanz und schiebt sie vor sich her. Dabei arbeitet es sich mit den Zähnen immer weiter vor, bis es sie schließlich in die Flanke beißt. Erst danach kommt es zur Kopulation. Die trächtigen Weibchen verbringen viel Zeit in der Sonne – die Wärme fördert die Reifung der Eier im Körper. Schließlich legen sie neun bis 15 davon in eine selbstgegrabene Röhre. Je nach Witterung dauert es dann zwischen eineinhalb und drei Monaten, bis daraus die Jungen schlüpfen.

Die kleinen Jung-Eidechsen haben viele Feinde: Sogar größere Insekten und Singvögel, wie etwa das Rotkehlchen, gehören dazu. Doch auch die Erwachsenen stehen bei vielen Tieren auf dem Speiseplan: Schlingnattern, Füchse, Marder, Greif- und Rabenvögel sowie Igel erbeuten sie häufig.

Die Zauneidechsen ihrerseits ernähren sich ebenfalls räuberisch, wobei sie vor allem Insekten und Spinnentiere verzehren. Dabei beäugen sie ihre Beute zuerst eine Weile und packen dann überraschend zu. Außerdem schnappen sie sich auch Tiere, die sich ihnen zufällig nähern. Der verstärkte Pestizideinsatz, der zu einem Rückgang der Insektenfauna führt, verringert allerdings auch die Nahrungsgrundlage der Zauneidechse.

Gefahr Hauskatze

"Die Situation in Österreich ist besorgniserregend", urteilt Herpetologin Silke Schweiger vom Naturhistorischen Museum Wien, das in seiner herpetofaunistischen Datenbank Österreichs über mehr als 7000 Datensätze zur Verbreitung der Zauneidechse in Österreich verfügt. "Noch vor 40 Jahren hat man die Zauneidechse wesentlich häufiger angetroffen." Den Grund für den Rückgang sieht sie neben dem Lebensraumverlust und dem Pestizideinsatz vor allem in Hauskatzen, die die Reptilien erbeuten: "Die Zauneidechse lebt auch in der Nähe des Menschen und fällt dabei sehr oft frei laufenden Katzen zum Opfer. Das trägt massiv zu ihrem Rückgang bei."

All diesen Übeln kann man zumindest im eigenen Garten entgegenwirken: "Erstens kann man weniger düngen und spritzen", wie Schweiger ausführt, "und außerdem kann man Strukturen, wie Holzstöße oder Steinhaufen, stehen lassen oder sogar anlegen. Diese dienen den Eidechsen als Verstecke. Und man sollte seine Katze im Haus lassen."

Gartenbesitzer könnten die Corona-Krise außerdem dazu nutzen, auf ihrem Grundstück Ausschau nach Zauneidechsen zu halten – und ihre Sichtungen der herpetofaunistischen Datenbank zur Verfügung stellen. (Susanne Strnadl, 27.5.2020)