An der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien wurde dieser Tage das Institute for Business Ethics and Sustainable Strategy (Ibes) eröffnet.

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An der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien wurde dieser Tage das Institute for Business Ethics and Sustainable Strategy (Ibes) eröffnet. Gemäß der Selbstbeschreibung der Fachhochschule ist es "das österreichweit größte Institut für strategisches Management von Nachhaltigkeit".

Als inhaltliches Alleinstellungsmerkmal nennt Institutsleiter Markus Scholz den Umstand, dass es sich um "das einzige Institut handle, das Wirtschaftsethik, Nachhaltigkeit und Strategie verbindet".

Ist Wirtschaftsethik nicht ein Auslaufmodell? Wenig überraschend hat Ibes-Leiter Markus Scholz eine klare Antwort auf diese Frage: "Die Themen Verantwortung und Nachhaltigkeit sind heute aktueller denn je. Denn große Trends wie Digitalisierung, Arbeitskräftemangel oder Klimaerwärmung zeigen deutlich, dass herkömmliche Formen des Managements nicht mehr funktionieren." Auch Pandemien wie die aktuelle Corona-Krise bestätigen laut Scholz diesen Befund.

Kooperation dreier Player

Das Ibes sieht sich deshalb als organisatorische Antwort auf die die großen gesellschaftlichen und ökonomischen Aufgaben. "Wir glauben, dass die großen Herausforderungen nicht allein, sondern nur in Kooperation zu bewältigen sind. Dazu braucht es einerseits Unternehmen.

Dazu braucht es aber auch NGOs, denn die haben oft viel bessere Expertise als Unternehmen. Und dafür braucht es auch die Politik. Die Frage ist, wie diese drei Player erfolgreich kooperieren können." Noch heuer wird am Ibes eine Studie publiziert, die zeigen soll, wie Kooperation und die Übernahme von unternehmerischer Verantwortung zusammenhängen.

Das wohl augenscheinlichste Beispiel dafür bietet der Themenkomplex Nachhaltigkeit. Nicht zufällig ist das zugleich ein Forschungsschwerpunkt am Ibes. "Für mich ist Nachhaltigkeit selbstverständlich ein Verantwortungsthema", erklärt Scholz. "Und Verantwortung verorte ich immer beim moralischen Akteur. Man muss versuchen, die Werte des Akteurs zu verstehen, um sein Verhalten zu verstehen."

Der Aspekt des strategischen Managements kommt dabei indirekt ins Spiel. Denn in der wissenschaftlichen Literatur gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen nachhaltigem Wirtschaften und geschäftlichem Erfolg. Daraus folge aber nicht im Umkehrschluss, dass geschäftlicher Misserfolg immer auf einen Mangel an Werten zurückzuführen ist. Allerdings folgt daraus sehr wohl, dass Wirtschaftsethik nicht auf strategisches Management oder nachhaltiges Wirtschaften reduzierbar ist.

Nase rümpfen

Wenn es um Ethik geht, rümpfen gestandene Praktiker nicht selten verächtlich die Nase. Dies nicht zuletzt deshalb, weil zumindest in der theoretisch-akademischen Welt verschiedene ethische Theorien und Wertvorstellungen scheinbar unversöhnlich miteinander konkurrieren.

Das Ibes versteht sich dem gegenüber als neutral. Es repräsentiert keine ethische Denkschule. Das Team besteht aus Betriebswirten, Volkswirten und Unternehmensethikern "verschiedenster Provenienz", so Scholz. "Wir geben keine ideologische Leitlinie vor", betont er. Zwar räumt er ein, dass es wertneutrale Forschung nicht geben kann. Aber: "Wir versuchen in unserer Forschung unsere Werte explizit zu machen."

In erster Linie versteht sich das Ibes als Forschungseinrichtung mit internationaler Ausrichtung. Resultate sollen zugleich als wissenschaftlich fundierte Basis für die Lehre dienen und im Sinne eines Wissenstransfers auch den Weg in die unternehmerische Praxis finden.

Die Finanzierung des Instituts übernimmt zu einem Teil die Fachhochschule selbst, zusätzlich fließt Geld über Firmenkooperationen. Eine dritte Budgetsäule sind Drittmittel, die bei Fördergebern eingeworben werden. (Raimund Lang, 8.6.2020)