Weitere Mitarbeiter der Schlachthöfe werden über das Wochenende getestet, hieß es.

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  • In Oberösterreich sind zwölf Corona-Infizierte in drei Schlachthöfen entdeckt worden, in Amtsgebäuden des Bundeslandes gilt ab Dienstag wieder Maskenpflicht. Anschober und Köstinger beruhigen.
  • Seit Samstag kamen in Österreich 115 Covid-19-Fälle dazu.
  • Eine Tiroler Schülerin, die vergangenen Sonntag mit dem ÖBB-Railjet von Linz nach Jenbach gefahren ist, wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Mitreisende sollen ihren Gesundheitszustand beobachten.
  • WHO meldete am Wochenende einen Rekord bei weltweiten Infektionen
  • Virologie geht der Frage nach, ob das Bergleben Ischgler resistenter gegen das Virus macht.
  • Tirol zahlt 500-Euro-Bonus für Mitarbeiter im Gesundheitsbereich
  • Großbritannien vor 550 Millionen schwerem Impfstoff-Deal mit Sanofi/GSK

Neue Fälle in Oberösterreich – Maskenpflicht ab Dienstag

In sämtlichen Amtsgebäuden des Landes Oberösterreich muss ab Dienstag wieder ein Mund-Nasenschutz getragen werden, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Sonntag. Weiters rief er die Städte und Gemeinden dazu auf, dem Beispiel zu folgen und in ihren Wirkungsbereichen die Maskenpflicht vorübergehend wieder einzuführen.

In Oberösterreich gab es zuletzt wieder einen Anstieg der Neuinfektionen – auch in oberösterreichischen Schlachthöfen: Gleich drei Großbetriebe in den Bezirken Ried, Wels-Land und im Bezirk Braunau mit insgesamt zwölf Infizierten sind betroffen. Einen Bericht der "Kronen Zeitung" am Sonntag bestätigte der Krisenstab des Landes.

Bei einem Schlachthof im Bezirk Ried im Innkreis gab es gleich sieben Fälle. Alle anderen Mitarbeiter sollen über das Wochenende noch getestet werden. Bei dem Betrieb im Bezirk Wels-Land wurden drei Personen positiv getestet, weitere Tests liefen noch. Im Bezirk Braunau sind zwei Arbeiter infiziert, hier war die Kontaktpersonensuche noch im Gange. Laut Zeitung gehe man seitens der Gesundheitsbehörde nicht von neuen Clustern aus. Auch Schließungen von Betrieben seien vorerst nicht angedacht.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sind indes um Beruhigung bemüht und betonten, mit kleineren Schlachthof-Strukturen und vorsorglichem Testen der Betriebe sei man gut aufgestellt, um gegen die Ausbreitung des Virus vorzugehen. Die im Vergleich mit dem Nachbarland Deutschland, wo es im Bundesland Nordrhein-Westfalen in einem Schlachthof zu einem folgenschweren Ausbruch gekommen war, kleineren Strukturen seien ein Vorteil im Containment. So hätte ein durchschnittlicher Schlachthof in Österreich 400 Mitarbeiter, im Nachbarland seien dies 8.000. Während die Schlachtkapazitäten in Deutschland bei maximal 33.000 Schweinen täglich liegt, würde diese in Österreich rund bei rund 2.000 Tieren liegen.

115 Neuinfektionen in Österreich

Österreichweit verzeichnete Oberösterreich am Sonntag die meisten Neuinfektionen. Seit Samstag kamen 56 Fälle hinzu, aktuell sind 359 Personen an Covid-19 erkrankt.

Insgesamt sind in Österreich den dritten Tag in Folge mehr als 100 Neuinfektionen hinzugekommen. Von Samstag auf Sonntag stieg die Zahl wieder um 115, genau wie bereits von Freitag auf Samstag. Mit Stand Sonntagvormittag gab es somit 959 aktiv am Coronavirus-Erkrankte in Österreich, so die Zahlen von Innen- und Gesundheitsministerium.

Laut Innenministerium wurden bisher 18.280 Personen positiv getestet. 706 Personen sind bisher an Covid-19 gestorben, 16.615 gelten als genesen. Am Sonntag befanden sich 72 Menschen im Krankenhaus, zehn auf der Intensivstation.

Wien ist nach Oberösterreich das Bundesland mit dem zweitgrößten Zuwachs. Seit Samstag gab es 43 Fälle, in der Bundeshauptstadt gelten derzeit 348 Menschen als Covid-positiv. Sechs zusätzlich Erkrankte gab es in der Steiermark, 58 Menschen sind dort derzeit infiziert. In Niederösterreich kamen zwei Fälle hinzu, 101 Menschen sind aktuell erkrankt. Tirol und Salzburg verzeichneten jeweils drei Neuinfektionen, Kärnten zwei. In Vorarlberg und dem Burgenland kamen keine neuen Erkrankten hinzu.

ÖBB-Fahrgast auf der Strecke Linz-Jenbach war infiziert

In Tirol wird unterdessen nach möglicherweise infizierten Menschen gesucht, die am Sonntag vergangene Woche mit einem ÖBB-Railjet gefahren sind. Bei einer Schülerin aus dem Bezirk Schwaz, die am vergangenen Sonntag mit dem ÖBB-Railjet von Linz nach Jenbach gefahren ist, ist eine Infektion mit Covid-19 nachgewiesen worden. Allen mitgefahrenen Personen wird geraten, ihren Gesundheitszustand genau zu beobachten und bei auftretenden Symptomen die Gesundheits-Hotline 1450 zu wählen.

Bei der Zugverbindung handelte es sich konkret um den ÖBB-Railjet, der um 17.46 Uhr in Linz abgefahren ist und Jenbach wegen witterungsbedingter Verzögerungen im Betriebsablauf verspätet gegen 22.00 Uhr erreicht hatte. Die ursprünglich fahrplanmäßig vorgesehene Ankunftszeit wäre 20.33 Uhr gewesen. Die Schülerin saß in Wagen 34 auf Platz 34 am Fenster.

Nach der ausgewerteten positiven Corona-Testung und dem mittlerweile durchgeführten Contact-Tracing kann die Gesundheitsbehörde medizinisch nicht ausschließen, dass es zu weiteren Ansteckungen kam. Die Kontaktpersonen der Schülerin aus dem Familien- und Freundeskreis sind bereits in Quarantäne und werden am Sonntag getestet. Auch die betroffene Schule wurde informiert: Die Schüler und Lehrkräfte ihrer Klasse werden abgeklärt und am Montag getestet, informierte das Land Tirol.

WHO verzeichnete Rekord an Infektionen

Weltweit gesehen steigt die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen seit Beginn der Corona-Pandemie immer weiter an. So meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO am Wochenende einen Rekord: Binnen 24 Stunden seien 212.326 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 gemeldet worden (Stand 4.7.), hieß es in einem WHO-Bericht.

Die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus ist hingegen seit Anfang Mai vergleichsweise stabil. Die meisten Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden wurden dabei in Nord- und Südamerika (129.772) gemeldet. Davon entfielen allein mehr als 53.000 Fälle auf die USA und mehr als 48.000 auf Brasilien. Grund für steigende Infektionszahlen können sowohl ein tatsächliches Plus an Ansteckungen als auch umfangreichere Tests sein.

Innsbruck erstellt Genstudie über "zähe" Ischgler

Die Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, deren Ischgl-Antikörperstudie hohe Wellen geschlagen hat, geht nun einen Schritt weiter. Wie die Leiterin Dorothee von Laer in einem Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" (Sonntagsausgabe) berichtet, werde nun untersucht, ob es an der Genetik der "zähen" Ischgler liegt, dass so viele Corona-Verläufe mild waren.

Es ist weltweit die erste Studie zu dieser These, die in Zusammenarbeit mit dem National Institute of Health, dem größten US-Gesundheitsforschungsinstitut, durchgeführt wird. Internationale Forscher wollen herauszufinden, warum in einigen Gegenden das neue Coronavirus zu einer hohen Mortalitätsrate geführt hat, woanders viele Verläufe hingegen sogar unentdeckt blieben. 85 Prozent der Ischgler haben nichts von ihrer SARS-CoV-2-Infektion bemerkt oder einen nur milden Verlauf gehabt. Nun wird untersucht, ob es im Genom der Ischgler Besonderheiten gibt, die besonders stark die SARS-CoV-2-Viren abwehren.

Es gebe die Theorie, dass es an der Lungenfunktion liegen könnte, die an das Leben in großer Höhe angepasst ist, sagte von Laer der "TT". Für die Anden könne das sein, für Ischgl sei das eher unwahrscheinlich: "Eine Idee, die wir mehr verfolgen, ist die Vitamin-D-Versorgung. Sind die Menschen öfter in der Natur, sind sie mehr dem UV-Licht ausgesetzt, hebt das den Vitamin-D-Spiegel und dadurch wird wiederum das Immunsystem gestärkt. Was die Mortalitätsrate betrifft, spielen sicher u. a. auch der Lebenswandel, der Altersdurchschnitt und die Luftqualität eine Rolle."

In einem Bergort wie Ischgl, wo die Menschen früher sehr widerstandsfähig sein mussten, um in der harten Region zu überleben, könnte über Jahrhunderte eine gewisse genetische Selektion stattgefunden habe, so die Theorie, die nun untersucht wird. Dieses selektierte Genmaterial könnte sich über Generationen vererbt haben, weil es nicht so viel genetischen Austausch gegeben hat. Von Laer: "Wir an der Virologie sind in der glücklichen Lage, durch die Antikörperstudie eine sehr solide Datenbasis aus Ischgl zu haben. Wir haben Blutplasma, Rachenabstriche und Corona-Krankheitsgeschichten aus einer Gemeinde am Talschluss, die im Lockdown total isoliert war", erläuterte die Expertin im Interview mit der Zeitung.

500-Euro Bonus für Tiroler Gesundheits- und Pflegebedienstete

Die Tiroler Landesregierung hat die Auszahlung eines Bonus in der Höhe von bis zu 500 Euro für Mitarbeiter in den Gesundheits- und Pflegeberufen beschlossen. Dafür seien insgesamt bis zu 7,5 Millionen Euro bereitgestellt, hieß es in einer Aussendung des Landes am Sonntag.

Die einmalige Bonuszahlung sei eine "Wertschätzung des Landes für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Krankenhäuser, der Wohn- und Pflegeheime sowie Einrichtungen der mobilen Dienste im Pflegebereich, die sich heuer von 15. März bis 30. Juni aktiv an der Bewältigung der Pandemie engagiert haben". Auch Praktikanten erhielten diese Bonuszahlung, Teilzeitkräften würde die Prämie anteilsmäßig ausbezahlt.

Die Bonuszahlung ist eine der 106 Maßnahmen im Rahmen der 230 Millionen Euro umfassenden Konjunkturoffensive 2020 des Landes Tirol. Die Richtlinie für diese Prämie mit genauen Angaben zur Beantragung und Auszahlung werde derzeit vorbereitet und in Kürze veröffentlicht.

Großbritannien vor Impfstoff-Deal mit Sanofi/GSK

Großbritannien steht einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor dem Abschluss eines Kaufvertrags für 60 Millionen Einheiten eines potenziellen Covid-19-Impfstoffs. Dabei gehe es um eine noch zu entwickelnde Arznei des Pharmafirmen Sanofi und GlaxoSmithKline, berichtete die "Sunday Times" am Sonntag. Die Vereinbarung habe ein Volumen von rund 550 Millionen Euro.

Klinische Tests mit dem Impfstoff-Kandidaten sollen im September beginnen. Die beiden Unternehmen hatten bereits erklärt, die Zulassung für das Mittel könne schon in der ersten Hälfte 2021 erteilt werden statt wie zunächst avisiert im zweiten Halbjahr. Derzeit sind mehr als 100 potenzielle Impfstoffe weltweit in der Entwicklung. Viele Regierungen sind mit Pharmafirmen schon Kaufverträge eingegangen, obwohl offen ist, ob die jeweiligen Mittel wirksam sein werden. (APA, red, 5.7.2020)