Eine Umbenennung könnte die nach dem Nazi-Bildhauer Josef Thorak benannte Straße im Salzburger Stadtteil Aigen betreffen.

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Die Debatte über eine nach dem vergangenes Jahr verstorbenen Holocaust-Überlebenden Marko Feingold benannte Straße in der Stadt Salzburg hat nun auch wieder Bewegung in die seit Jahrzehnten schwelende Diskussion über die nach Nationalsozialisten benannten Straßen gebracht. In einem noch für heuer geplanten Bericht einer eigens eingesetzten Historikerkommission würden "sieben bis acht Straßen" zur Umbenennung vorgeschlagen, sagt der ressortzuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) im STANDARD-Gespräch.

Welche Straßennamen das sind, will Auinger nicht sagen. Er wolle dem Historikerbericht nicht vorgreifen. Dem Vernehmen nach könnten aber durchaus prominente Namen auf der Liste stehen: Selbst der langjährige Festspielchef Herbert von Karajan war ja NSDAP-Parteigenosse – damit könnte auch der erst in den 1990er-Jahren eingeweihte Herbert-von-Karajan-Platz in der Salzburger Altstadt zur Disposition stehen. Ob sich die Salzburger Lokalpolitik zu solchen Umbenennungen entschließen kann, wagt Auinger nicht zu prophezeien.

Ehrengrab, Dissertantenstelle

In der nach einem Vorstoß von Grünen, Neos und KPÖ aufgeflammten Debatte über eine Umbenennung der nach dem oberösterreichischen Heimatdichter und Antisemiten Franz Stelzhamer benannten Straße in Marko-Feingold-Straße verweist Auinger ebenfalls auf den Historikerbericht. Werden belastete Straßen umbenannt, wäre dies eine gute Gelegenheit für eine Marko-Feingold-Straße. Die Stelzhamerstraße entspreche nicht "dem zentralen und repräsentativen Charakter, der die besondere Wertschätzung für Marko Feingold im öffentlichen Raum zum Ausdruck bringen soll".

Der Vorschlag, die in unmittelbarer Nähe zur Salzburger Synagoge gelegene Stelzhamerstraße nach Feingold zu benennen, geht auf einen Wunsch von Feingolds Witwe Hanna zurück. "Es gebieten der Respekt und die Wertschätzung gegenüber Marko Feingold, dass diese Wünsche nicht verschwiegen werden", sagt dazu Markus Grüner-Musil, Kultursprecher der Grünen.

Kritik, die SPÖ spreche sich gegen die Ehrung Feingolds aus, lässt Stadtvize Auinger nicht gelten. Feingold werde ein Ehrengrab erhalten. Zudem planten Stadt und Land Salzburg aktuell gemeinsam mit der Universität Salzburg eine "Stiftungsprofessur Marko Feingold" und eine daran angeschlossene Antisemitismus-Dissertantenstelle. (Thomas Neuhold, 8.7.2020)