Die erste Phase im "Leben" eines Eisbergs kann durchaus unspektakulär sein: Nachdem er vom Schelfeis oder dem Ausläufer eines Gletschers abgebrochen ist, bleibt er zunächst noch in der Nähe seines Entstehungsorts, ehe er aufs offene Meer hinaustreibt. Strömungen, die Topografie des Meeresboden oder Packeis sind Faktoren, die ihn an Ort und Stelle halten können. Und das dauert mitunter durchaus lange – im Fall des Mega-Eisbergs A-68 in der Antarktis waren es fast drei Jahre.

A-68 hatte sich am 12. Juli 2017 vom Larsen-Schelfeis an der Ostküste der Antarktischen Halbinsel gelöst. 175 Kilometer lang und 50 Kilometer breit, war er so groß wie halb Oberösterreich. Seine Masse wurde auf etwa eine Billion Tonnen geschätzt – es war einer der größten Eisberge, die jemals dokumentiert wurden.

A-68 (bzw. A-68A) auf einer Satellitenaufnahme von Anfang Juli 2020.
Foto: ESA/Copernicus

Nur langsam driftete A-68 anschließend nach Norden, erst im Februar dieses Jahres erreichte er das offene Meer. Nun berichtet die europäische Weltraumorganisation ESA, die A-68 unter Satellitenbeobachtung hält, dass er es in den Südatlantik geschafft hat. 1.050 Kilometer von seinem Entstehungsort entfernt, treibt er derzeit in der Nähe der Südlichen Orkneyinseln.

A-68 ist allerdings nicht mehr der Alte. Zwei Teilstücke, die die Bezeichnungen A-68B und A-68C erhalten haben, sind bereits abgebrochen. Teilstück C brach im Februar ab und hatte eine Größe von 175 Quadratkilometern. Da der ursprüngliche Eisberg ja strenggenommen nicht mehr vorhanden ist, heißt sein übriggebliebener Hauptteil deshalb mittlerweile A-68A. Und jetzt, da er sich in raueren Gewässern befinde, könnte er weiter zerbrechen, so die ESA. Auch das wird aber in Eisbergtempo ablaufen: Brocken wie dieser können Jahre oder gar Jahrzehnte brauchen, bis sie endgültig geschmolzen sind. (red, 12. 7. 2020)