An der European University soll ein europäischer Studienabschluss ermöglicht werden – individuell und frei gestaltbar.

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Die Idee stammt vom französische Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Als Gegengewicht zu den renommierten US-amerikanischen Universitäten schlug er 2017 vor, dass sich Hochschulen aus mehreren Ländern Europas vernetzen sollten, um einen Studienverlauf zu schaffen, in dem jeder Studierende auch im Ausland studieren kann, und die so Orte pädagogischer Neuerung und exzellenter Forschung würden. Daraus entstanden ist die Förderinitiative "European University", die sich aus bestehenden europäischen Hochschulnetzwerken zusammensetzt, mit den Zielen, die grenzüberschreitende Mobilität zu erhöhen und die Exzellenz in Bildung und Forschung zu steigern.

Seit vergangener Woche sind die Mitglieder der "European University" auf 41 gestiegen. Nach der zweiten Ausschreibungsrunde gehören nun 24 weitere Hochschulnetzwerke zur "European University", die von der EU mit 287 Millionen Euro gefördert wird. Insgesamt sind an den 24 Allianzen 165 Hochschulen aus 26 EU-Mitgliedsländern beteiligt, sechs davon kommen aus Österreich: die Wirtschaftsuni Wien (WU), die Unis Innsbruck und Leoben sowie die Fachhochschulen St. Pölten, Vorarlberg und das Management Center Innsbruck (MCI).

Große Chance

An der FH St. Pölten, die das Netzwerk "E³UDRES² – the Engaged and Entrepreneurial European University as Driver for European Smart and Sustainable Regions", bestehend aus sechs europäischen Hochschulen, leitet, zeigt man sich sehr erfreut über die Aufnahme. "Der Erfolg bei diesem Exzellenzprogramm der Europäischen Kommission ist eine große Chance für die FH St. Pölten und unterstreicht unsere Rolle als innovative und eng mit Wirtschaft und Gesellschaft vernetzte Fachhochschule", sagt Hannes Raffaseder, Mitglied der Geschäftsführung.

Die WU ist neben sechs weiteren Hochschulen aus Deutschland, Italien, Bulgarien, Frankreich und Norwegen Teil der Initiative "Engage.eu", die sich zum Ziel gesetzt hat, durch sozial engagierte Bürger einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung Europas zu leisten. "In Zeiten, in denen Universitäten mit zunehmenden Spannungen konfrontiert sind, die sich unter anderem aus nationalistischen Tendenzen oder populistischer Politik ergeben, braucht es eine starke Allianz europäischer Universitäten. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir einen Beitrag für eine offene gesellschaftliche und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung Europas leisten", sagt WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger.

Insgesamt hatten sich 62 Hochschulnetzwerke um die Förderung als European University beworben, heißt es in einer Mitteilung der Europäischen Kommission. Die 24 ausgewählten Netzwerke werden über drei Jahre hinweg mit bis zu fünf Mio. Euro aus dem Erasmus-plus-Programm und bis zu zwei Millionen aus dem Programm Horizon 2020 gefördert.

In einer ersten Ausschreibungsrunde waren im Vorjahr bereits 17 Hochschulallianzen ausgewählt worden. Darunter befanden sich mit der Uni Graz und der Universität für Bodenkultur (Boku) zwei österreichische Unis.

Studierende an einer Europäischen Universität sollen einen europäischen Abschluss erwerben können. Dabei sollen sie ihr Studium individuell gestalten und selbst entscheiden können, was sie wo und wann studieren möchten. Dementsprechend sollen die geförderten Netzwerke gemeinsame Lehrpläne und Module erstellen. (Gudrun Ostermann, 21.7.2020)