Neigt zu anderen Plattformen als Twitter: Finanzminister Gernot Blümel.

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Es war ein Vorgang, der Finanzminister Gernot Blümel einigen Spott einbrachte: Vor wenigen Tagen verschwanden plötzlich sämtliche Tweets des ÖVP-Politikers. Auf Nachfrage stellte seine Pressesprecher schnell klar, dass es sich dabei um kein Versehen handle, der Minister wolle so lediglich klarstellen, dass er die Plattform nicht mehr nutze. Ein Abschied mit Anlauf: Der letzte Tweet war bereits rund zwei Jahre alt.

Viel Arbeit, kein Nutzen

Er sehe in Twitter keinen Beitrag für seine tägliche Arbeit, findet Blümel selbst ein deutliches Urteil zu der Plattform. Und mit dieser Einschätzung scheint er in seiner Partei nicht allein dazustehen: Twitter habe für die türkise Regierungsmannschaft schon seit jeher kaum eine Bedeutung, und sie sei in der jüngeren Vergangenheit sogar noch geringer geworden, berichtet der "Kurier". So glänzen etwa Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Bildungsminister Heinz Faßmann ebenso mit Twitter-Abstinenz wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Arbeitsministerin Christine Aschbacher und Staatssekretär Magnus Brunner. Die offizielle Begründung, die von diesen unisono zu hören ist: Twitter binde einfach zu viele Ressourcen, da man oft schnell reagieren müsse.

Aus der ÖVP ist dem Bericht zufolge aber noch eine weitere Erklärung zu vernehmen: Nämlich dass es der starke Gegenwind sei, der den konservativen Politikern auf Twitter entgegenwehe, der sie von einer Nutzung der Plattform abhalte – und die gefürchteten "Shitstorms" wolle man sich ohnehin lieber ersparen.

An eine generelle Abkehr von Twitter denke man dabei zwar laut ÖVP-Zentrale nicht, der Fokus liege aber unübersehbar auf anderen Plattformen – und zwar vor allem auf jenen, wo die Kultur der Zwei-Weg-Kommunikation weniger ausgeprägt sei. Bevorzugte Plattform für die türkisen Regierungsmitglieder ist dabei Instagram, über das man wohlarrangierte Nachrichten und Bilder transportieren kann – also die persönlich bequemere Nutzung als reine PR-Plattform. Ähnlich wählen die Minister und Ministerinnen ihren Zugang zu Facebook.

Eine Ausnahme

Dem Widerspruch auf Twitter stellt sich hingegen vor allem Bundeskanzler Sebastian Kurz, der es immerhin auf mehr als 400.000 Follower bringt. Wobei auch seine Twitter-Nutzung reichlich einseitig ist – Antworten gibt er prinzipiell nicht, auf Diskussionen lässt er sich schon gar nicht ein. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ist von diesem Wert mit ihren etwas mehr als 15.000 Followern bereits weit entfernt – und liegt damit in der Twitter-Popularität auch deutlich hinter den meisten Regierungsmitgliedern der Grünen – die aber auch wesentlich aktiver mitdiskutieren. (red, 17.07.2020)