Die Maskenpflicht gilt in den U-Bahn-Stationen ab dem Entwerterschalter und in allen Fahrzeugen. 50 Euro kostet ein Verstoß, 60 Fälle wurden seit Juli geahndet. Nun kam es offenbar zu Gewalt.

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Wien – Ein Streit zwischen einem U-Bahn-Fahrgast und Sicherheitskräften über die Maskenpflicht endete mit Verletzungen: Der Mann wurde in der Station Karlsplatz von Wiener-Linien-Mitarbeitern körperlich angegriffen. Eigenen Angaben zufolge erlitt er Schürfwunden und eine Verletzung an der Schulter.

Der Vorfall ereignete sich schon in der Nacht auf den 23. Juni, nun meldete sich das Opfer zu Wort. Musiker Markus Lorenz gibt gegenüber dem STANDARD an, er habe gegen 0.20 Uhr die U-Bahn-Station betreten – ohne Mund-Nasen-Schutz, weil er der Meinung war, die Maskenpflicht gelte nur in den Waggons.

Da hätten ihm Sicherheitskräfte nachgerufen, er solle eine Maske aufsetzen. Als er in die U-Bahn stieg, das zeigen auch Aufnahmen, die dem STANDARD vorliegen, folgte er der Aufforderung. Auf einem Video – es ist ohne Tonspur – ist zu sehen, wie ihm drei Security-Mitarbeiter folgen, eine heftige Diskussion entsteht. Im Anschluss zerren die Männer das 39-jährige Opfer aus der U-Bahn. Lorenz reißt sich offenbar los und versucht erneut einzusteigen, wird aber von den Security-Kräften wieder aus dem Waggon gezerrt. Was dann geschah, ist auf den Videos nicht zu sehen: "Sie haben mich niedergerissen und wollten mich am Boden fixieren", sagt Lorenz, eine Zeugin könne das bestätigen.

Blaue Flecken und Schürfwunden

Weitere Überwachungsaufnahmen zeigen, wie Lorenz am Bahnsteig seine Brille aufhebt, einen Schuh wieder anzieht und die U-Bahn-Station verlässt. Dass er in die nächste U-Bahn einsteigen wollte, sollen die Sicherheitskräfte ebenfalls verhindert haben. Lorenz gibt an, direkt im Anschluss mit dem Taxi zur Polizei gefahren zu sein, er habe Anzeige erstattet. Die Polizei bestätigt eine entsprechende Anzeige.

Bilder von Lorenz zeigen blaue Flecken und Abschürfungen, auch ein ärztliches Attest bestätige das. Eine Untersuchung des Amtsarztes stehe noch aus und erfolge am Montag.

Fall wird intern geprüft

Die drei betreffenden Sicherheitsmitarbeiter sind derzeit weiterhin im Dienst. Die Wiener Linien bestätigten dem STANDARD den Zwischenfall: "Es gab bei dem Vorfall Verstöße gegen unsere Beförderungsbedingungen, unter anderem gegen die extrem wichtige Maskenpflicht zum Schutz der Fahrgäste und MitarbeiterInnen", heißt es in einem Statement, alle weiteren Details dazu prüfe man "jetzt intern genau".

Schon seit April schreibt der Gesetzgeber das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in öffentlichen Verkehrsmitteln vor. Ebenfalls im April verankerten die Wiener Linien in ihren Beförderungsbedingungen, dass Mund und Nase schon ab den Entwertersperren zu tragen seien. "Unser Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr unterwegs, um das zu kontrollieren", heißt es dazu von den Wiener Linien, derzeit seien 130 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Seit Anfang Juli verhängten die Wiener Linien 60 Strafen wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht, ab Montag wird auch in den ÖBB-Verkehrsmitteln gestraft. (elas, 19.7.2020)