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Mit "Hass im Netz" haben sich seit Jahresbeginn Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 25 Jahren in einem Projekt der Caritas Wien auseinandergesetzt. Nach 14 Workshops und einer abschließenden Projektwoche sind nun Justizministerin Alma Zadic (Grüne) – bei Amtsantritt selbst Zeilscheibe von Hasspostern – Vorschläge präsentiert worden, wie man dem Phänomen beikommen könnte.

So wurde unter dem Motto "PowHer Up" ein Podcast entwickelt, der vor allem Mädchen und jungen Frauen eine Unterstützung bieten soll, wenn sie im Internet gemobbt, beschimpft oder diskriminiert werden. Die Macher wollen Über- und Angriffe dokumentieren und rechtliche Möglichkeiten der Gegenwehr aufzeigen.

Vernissage geplant

Eine weitere Gruppe will bis Jahresende eine Vernissage auf die Beine stellen, bei der anstelle von Kunstwerken Hasskommentare und – postings öffentlich präsentiert werden. Zwei aus Afghanistan stammende Burschen erstellen Broschüren auf Farsi, die sich gezielt an Jugendliche aus ihrer Heimat richten, die entweder Cybergewalt erfahren oder selbst ausgeübt haben. Die beiden wollen – auch in Comics-Form – auf die Folgen von "Hass im Netz" aufmerksam machen. Die Broschüren sollen in Asylwerberheimen, Deutschkursen und Sport- und Kulturvereinen verteilt werden.

"Dem Opfer wird oft keine ausreichende Hilfe zugesprochen", bemängelte eine Gruppe, die sich für eine Stärkung der Rechte von Betroffenen einsetzt. Es sollte die Möglichkeit geben, "den Tätern eine Therapie zu verordnen, dass sie das nicht wiederholen", hieß es in Richtung der Justizministerin. Auch für noch nicht Strafmündige – Jugendliche vor Vollendung des 14. Lebensalter – müsse es Konsequenzen geben. Ein von "Hass im Netz" betroffenes Mädchen berichtete, sie habe als Wiedergutmachung über Vermittlung von Neustart einen vom Täter unterzeichneten Brief erhalten: "Das ist zu wenig."

"Raum zurückgewinnen"

Justizministerin Zadic dankte den Jugendlichen für ihr Engagement: "Es ist wichtig, dass sich jeder Einzelne überlegt, was wir gegen die Auswüchse im Netz machen können." Es gehe darum, "den Raum zurückzugewinnen und die Täter nicht zu ermächtigen, weiter zu machen". Daher müsse man "dagegen aufstehen". Im Internet verbreiteter Hass dürfe "nicht mundtot machen". Im Sommer werde ein Gesetzesentwurf erarbeitet, der Betroffenen helfen soll, "dass sie zu ihrem Recht kommen", betonte Zadic. (APA, 21.07.2020)