St. Wolfgang / Wien – Der Coronavirus-Cluster in St. Wolfgang im oberösterreichischen Salzkammergut ist auf 57 Infizierte gewachsen. In Summe wurden in dem Tourismusort bisher 860 Tests durchgeführt, ausgewertet wurden allerdings noch nicht alle. Die Ergebnisse von mehr als 320 Abstrichen sollen erst Montagnacht vorliegen, wie die oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) bei einer Pressekonferenz bekanntgab. Weitere positive Testergebnisse können also nicht ausgeschlossen werden.

Mittlerweile wurden Mitarbeiter aus 16 Betrieben im Ort positiv auf das Corona-Virus getestet, zumindest ein Gast ist demnach auch betroffen. Ob es sich bei den seit Montagfrüh vier neu hinzugekommenen Fällen um Gäste oder Mitarbeiter handelt, war vorerst nicht bekannt.

Die Behörden sind nun dabei, Gäste zu kontaktieren, die sich seit 15. Juli in dem Tourismusort aufgehalten haben. Umgekehrt will der Krisenstab herausfinden, wo die Gäste genächtigt haben, wohin sie weitergereist sind und ob sie getestet wurden.

Im Corona-Cluster St. Wolfgang will man nicht mit Ischgl verglichen werden.
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Optimismus in Oberösterreich

Haberlander zeigte sich trotz der hohen Zahlen relativ optimistisch, Oberösterreich konnte nach Angaben der Politikerin viele Cluster stabilisieren. Es sei gelungen, Infektionsketten gut nachzuvollziehen und betroffene Personen zu isolieren. Gleichzeitig wollten Mitglieder des Krisenstabs bei der Pressekonferenz nicht ausschließen, dass Kontaktpersonen auch aus dem Ausland sein könnten.

Aus Sicht der Politikerin sei jedenfalls schnell genug gehandelt worden: Als vergangenen Mittwoch erste Fälle bekannt wurden, habe man Betroffene informiert. Als klar war, dass es sich um ein Cluster handle, sei man mit den Informationen an die Öffentlichkeit gegangen.

In St. Wolfgang seien aus Sicht von Haberlander jedenfalls keine behördlich angeordneten Betriebsschließungen notwendig gewesen, mehrere Unternehmen hätten den Betrieb allerdings freiwillig vorübergehend eingestellt. "Tourismus, so wie wir ihn kannten, wird in den nächsten Wochen nicht möglich sein", sagte die ÖVP-Politikerin. Eine Infektion sei jedenfalls "keine Stigmatisierung", Betroffene sollten sich bei der Hotline 1450 melden.

Nicht mit Ischgl vergleichbar?

Ähnlich äußerte sich auch die oberösterreichische Bezirkshauptfrau von Steyr-Land, Carmen Breitwieser, die Teil des Krisenstabs ist. "Wir haben die Situation tatsächlich gut im Griff." Man sei auf Cluster wie jenen in St. Wolfgang vorbereitet, die Situation habe man "gut am Radar".

In dieser Drive-in-Station werden Corona-Tests vor Ort vorgenommen.
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Mit der Situation in Ischgl sei die Lage in Oberösterreich jedenfalls nicht vergleichbar, sagte Tilman Königswieser, ärztlicher Direktor des Salzkammergut-Klinikums und ebenso Mitglied des Krisenstabs. In St. Wolfgang würden sich 1.000 Gäste befinden, in Ischgl hätten 25.000 Platz. Das "hundige Virus" würde in Oberösterreich jedenfalls besonders gut erkannt und bekämpft werden, kein Bundesland würde schneller und besser testen, so der Arzt. "Es muss überall Cluster geben", sagte Königswieser mit Blick nach Salzburg. Er glaubt nicht, dass es diese nur auf einer Seite des Wolfgangsees gebe und nicht auf der anderen. (red, 27.7.2020)