Nicht immer lassen sich die Gastro-Gutscheine bei den Wiener Wirten auch so einlösen, wie es die Plakate versprechen.

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Wien – Knapp zwei Monate haben Wienerinnen und Wiener noch die Möglichkeit, ihre von der Stadt zur Verfügung gestellten Gastronomie-Gutscheine – 25 Euro in Single-Haushalten und 50 Euro in Mehrpersonenhaushalten – in Gastronomiebetrieben einzulösen. Trotz eines etwas holprigen Starts – manche Wirte klagten über ein kompliziertes System, in den ersten Tagen lösten nur wenige Konsumenten den Bon ein – zeigt sich der zuständige Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zufrieden: Bis Ende Juli wurden 342.215 Gutscheine zu einem Wert von 12,46 Millionen Euro eingelöst und 12,33 Millionen Euro bereits ausbezahlt, bilanziert Hanke-Sprecher Oliver-John Perry.

Zur Erinnerung: Die Aktion, die der Wiener Gastronomie nach der Corona-Krise Aufwind verschaffen soll, lässt sich die Stadt 40 Millionen Euro kosten. Die Gutscheine sind übertragbar, pro Rechnung kann nur einer eingelöst werden, der Rest verfällt. Alkoholische Getränke können nicht konsumiert werden.

Nicht nur Wirte, sondern auch so mancher Gast hat bei der Einlösung Probleme. Zum Start der Aktion gab es Berichte, wonach einige Gutscheine aus Postkästen gestohlen wurden. In solchen Fällen können sich Betroffene beim Info-Telefon der Stadt Wien melden und neue Bons anfordern.

Diebstahlsfälle vernachlässigbar

Bis dato seien etwa 10.000 Gutscheine neu angefordert worden, also etwa ein Prozent der insgesamt verschickten Gutschriften, sagt Perry. Der Grund des Verlusts sei nicht eruierbar: Entweder handle es sich um Verlust, irrtümliche Entsorgung, oder der Bon wurde nie zugestellt. "Im unteren Promillebereich sind Gutscheine, bei denen offenbar versucht wurde, sie einzulösen, diese aber als gestohlen gemeldet waren."

Was damit gemeint ist, zeigt ein Lokalbesuch im Grünspan (Plachutta). Wie von der Stadt Wien empfohlen, lassen wir den Kellner schon zu Beginn wissen, dass die Rechnung mit Gutschein bezahlt wird. Dieser reagiert skeptisch. "Na wenn der Code überhaupt funktioniert. Da sind so viele im Umlauf, die bereits eingelöst wurden. Gestohlen, was weiß ich." Und siehe da – nach dem Essen kommt ein kopfschüttelnder Kellner mit dem Gutschein wieder zurück. "Der wurde bereits eingelöst. Sie müssen die Rechnung bezahlen."

Probleme durch Bedienfehler

Auch in diesen Fällen können Betroffene sich melden, der Code wird dann überprüft. In unserem Fall hatte der Kellner nicht recht, der Gutschein war eigentlich gültig. Perry zufolge gab es bereits ein paar Beschwerden in diese Richtung. "Leider handelt es sich dabei relativ oft um ein Problem bei der Anwendung, zum Beispiel dass der Code vom Personal mehrmals falsch eingetippt wurde."

Kann verhindert werden, dass Gastrobetriebe den Gutschein einlösen, den Gästen aber die Auskunft geben, dass der Code nicht funktioniert, und somit den Betrag doppelt kassieren? In solchen Fällen würde vonseiten der Wirtschaftskammer Wien mit dem Betrieb Kontakt aufgenommen, um den Vorfall zu klären, sagt Perry.

940.000 Adressen angeschrieben

Mit einem ausführlichen FAQ-Tool sollen die meisten Fragen oder Probleme um die Gutscheine online geklärt werden. Sowohl für Kundschaft als auch für Wirte. Dennoch ist die Zahl an Anfragen eine Herausforderung, sagt Perry. "Wir haben mehr als 940.000 Adressen angeschrieben. Ein solches Volumen wird nicht oft versandt. Sie können sich also vorstellen, wenn sich nur ein Prozent meldet, dann sind wir von heute auf morgen mit 10.000 Anfragen befasst." (Lara Hagen, 3.8.2020)