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Pro
von Nora Laufer

Zugegebenermaßen, es gibt grauenhafte Campingplätze: mit lauten Nachbarn, pingeligen Spießern und überfüllten Stränden – wie bei so vielen Hotels eben auch. Dann gibt es aber auch noch jene, wo protzige Wohnmobile erst gar nicht ihre Markisen ausfahren dürfen. Wo man direkt am Strand – beinahe – unter freiem Himmel schläft. Wo man in der Früh zu Vogelgezwitscher aufwacht und schwimmen geht, während der erste Kaffee noch siedet.

Kein überkochtes All-you-can-eat-Buffet, sondern Campingkocher-Festessen mit einem Ausblick, den es sonst nur in Edelresorts gibt. Und das leistbar für alle. Dazu noch ein Glas Rotwein: Romantik pur!

Hinzu kommt ein absolutes Freiheitsgefühl. Das temporäre Zuhause ist genauso schnell wieder eingepackt wie aufgebaut – eine nächste lauschige Bucht wartet immer. Aber nichts gegen Abenteuer-Verdrossene. Je mehr ihren Urlaub in Copy-and paste-Hotelzimmern verbringen, umso weniger stören die absolute Idylle auf dem Zeltplatz.

Kontra
von Andreas Danzer

Urlaub. Endlich ausschlafen. Aber nein, um 7.15 Uhr knallt die Sonne so stark aufs Zelt, dass an Schlafen nicht mehr zu denken ist. Oder der Regen. Oder der Wind. Die Witterung ist aber bei weitem nicht der einzige Grund, der Campen attraktiv wie einen Kimchi-Muffin mit Lakritzglasur macht.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nervt der alles wissende Nachbar von nebenan, der eine Kleinstadt rund um sein Wohnmobil aufgebaut hat. Der andere Nachbar ist zwar nett, dafür schreien die Kinder rund um die Uhr. Aufgeweckt von "Mamaaa, mir ist fad", wartet bereits die nächste Freude – die Schlange vor den Sanitäranlagen.

Und dann die Kulinarik. Einen Gaskocher zu besitzen und damit umgehen zu können schadet nicht. Bei jedem Essen, bei jedem Kaffee auf dieses Ding angewiesen zu sein, gleicht aber mehr einem lukullischen Trauerspiel als dem erfüllenden Outdoor-Erlebnis. All das ist dann oft nicht einmal günstiger als ein Hotel. Eine Idylle für jeden Masochisten. (RONDO, 17.8.2020)