Marcus Franz wirbt auf einer Favoritner Hauswand für seine Wiederwahl.

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Er hat sich ein Denkmal gebaut. Zumindest ein temporäres. Pop-up-Porträt könnte man es in der rot-grünen Stadtpolitiksprache wohl nennen: Marcus Franz ist Bezirksvorsteher von Favoriten und will offenbar, dass das auch alle Bewohner seines Bezirks wissen.

50 Quadratmeter ist das Bild, das der SPÖ-Politiker von sich in Auftrag gegeben hat, groß. Seit Montag ziert es die Hausfassade am Favoritner Columbusplatz. Franz ist darauf so abgebildet, wie er – zumindest in der Öffentlichkeit – sonst nicht zu sehen ist: Statt Hemd und Anzug trägt der 47-Jährige Unterleiberl und Goldketterl. Und weil Franz nicht in Velden, sondern in Favoriten wahlkämpft, sind seine Gliedmaßen voller Tattoos – Peckerl könnte man in Wien sagen. "Born in Favoriten", nicht in den USA, liest man auf dem einen, "Boss Bezirk" auf dem anderen Arm. Auch der obligatorische Anker und das aufgespießte Herz fehlen nicht.

Mundl, Häupl, Franz

"Mei Favoriten is ned deppat" lautet der Spruch, der sich über Franz’ Kopf schwingt und an einen Sager des ehemaligen Bürgermeisters Michael Häupl ("Mei Wien is ned deppat") zum roten Ergebnis bei der Nationalratswahl 2017 in Wien erinnert. Dabei war das auch nur eine Anlehnung an die Ansage eines anderen, einer wahren Favoritener Filmlegende: Edmund Mundl Sackbauer ("Mei Bier is ned deppat"). Wie der Protagonist der TV-Serie Ein echter Wiener geht nicht unter lebte auch Franz einst in der Hasengasse.

Mit dem Zehnten ist der ledige Vater eines Sohnes von klein auf verbunden. Nach der Volksschulzeit in der Selma-Lagerlöf-Gasse besuchte er das Gymnasium ums Eck, es folgte die Ausbildung zum Großhandelskaufmann.

Seit 1995 rot

Seit 1995 ist Franz Mitglied der SPÖ. Mit dem gleichnamigen Ex-Parlamentarier (Team Stronach, ÖVP), Arzt Marcus Franz, ist er nicht verwandt. Der SPÖler ist in Favoriten stellvertretender Vorsitzender der sozialdemokratischen Freiheitskämpfer und Kassier der Mietervereinigung. Von 2001 bis 2017 gab er den Bezirksrat, seither ist er Bezirksvorsteher. Dafür, dass sich das nach der Wahl am 11. Oktober nicht ändert, mobilisiert er. Erstmals als Spitzenkandidat. Vorgängerin Hermine Mospointner war 2015 Listenerste im Hieb. Die SPÖ holte 40,4 Prozent, lag nur knapp vor der FPÖ.

Statt vieler Plakatwände setzt Franz nun auf ein Riesenbild. Dafür seien keine Steuermittel geflossen, sondern nur Franz’ Privatgeld, sagt er. Sehen kann man das Werk bis kurz nach der Wahl. Am 15. Oktober kommt das Graffito wieder weg. (Oona Kroisleitner, 25.8.2020)