Der Zusammenbruch der Commerzialbank kostet auch die katholische Kirche Geld. Konkret die Pfarre Forchtenstein; hier im Bild ist freilich das burgenländische Hirm.

Foto: Wolfgang Weisgram

Wien – Selbst die katholische Kirche bleibt nicht verschont. Relativ kurz vor dem Zusammenbruch der Commerzialbank hat die Pfarre Forchtenstein ihr Konto – ausgerechnet – zum Mattersburger Institut verlegt, Einlagen von rund 250.000 Euro sollen es gewesen sein. Bis auf die gesicherten 100.000 Euro ist alles weg, Spenden und Opferstockgeld inklusive. Um mehr irdisches Gut geht es bei der Allianz Investmentbank: Die hat drei Millionen Euro bei den Mattersburgern veranlagt. Beide Opfer haben sich dem Verfahren angeschlossen, das die WKStA führt.

In selbigem wird Exmanagerin K. demnächst zum dritten Mal einvernommen. Sie war mit 19 in die von Martin Pucher geführte (damals noch Raiffeisen-) Bank gekommen, war ab 1997 im Vorstand und gesteht nun die von ihr umgesetzten Malversationen, die Bankchef Puchers Idee waren, wie auch er aussagt. Laut ihrem Anwalt Johann Pauer arbeitet K. intensiv an der Aufarbeitung des Skandals mit, habe den Ermittlern Dateien übergeben, aus denen die Vorgänge rekonstruierbar seien. Für Pucher und K. gilt die Unschuldsvermutung.

Schlafen und träumen

Dass die Machenschaften bei den Vor-Ort-Prüfungen durch die Nationalbank in den Jahren 2015 und 2017 und bei den alljährlichen Abschlussprüfungen durch die TPA Wirtschaftsprüfung GmbH nicht aufgeflogen sind, habe K. selbst verwundert. Sie habe in ihrer Traumwelt bis zum Schluss gehofft, dass die Malversationen nicht auffliegen, damit der Schaden nicht schlagend werde. "30 Jahre ist alles trotz zahlreicher Prüfungen unentdeckt geblieben, das hat ihre Hoffnung genährt, die Aufdeckung weiter rauszuziehen", meint Pauer.

Wobei die Vor-Ort-Prüfung 2015 gemäß FMA-Ansicht ja wie berichtet schon was aufdeckte, aber die Justiz hat kein Verfahren eingeleitet. Konkret lief das damals so: Am 17. Dezember zeigte die Aufsichtsbehörde Vorgänge rund um die Zeichnung von Partizipationskapital (PS-Kapital) durch die Wiener H. Holding GmbH an. Die finanzierte das der Commerzialbank zugutekommende Eigenkapital per Darlehen der Bank.

Kein Risiko

Riskiert hat sie mit ihrer Beteiligung nichts, im Gegenteil. Denn die Zinssätze für Darlehen und PS-Kapital waren dergestalt, dass "zu keinem Zeitpunkt ein Risiko für die H. Holding bestand", wie die FMA der Staatsanwaltschaft Eisenstadt am 19. Mai 2016 auf deren Nachfrage hin erklärte. Fixiert war das in einem Sideletter der Vertragsparteien zum "Spannengeschäft". Derartige Eigenkapitalzufuhren gab es 1995 und 2003; in Summe fanden so 874.628,34 Euro Eingang in die Bilanz.

Für die Bank war das ein Verlustgeschäft, rechnete die FMA in ihrem Schreiben an die Justiz vor. Stellte man den Kreditzinsen, die den Mattersburgern zuflossen nämlich die Verzinsung des PS-Kapitals gegenüber, ergab sich fürs Institut ein Minus von 40.000 Euro pro Jahr. Die Folge: Die von der TPA testierte Bilanz 2015 musste im Punkt Eigenkapital korrigiert werden. Interessant: Abschlussprüfer TPA hatte das PS-Kapitalinstrument davor begutachtet und für okay erklärt. Die zwei Abschlussprüfer wurden für fünf Jahre gesperrt, eine andere TPA-Partnerin prüfte weiter.

Ja, und trotz der Erklärungen der FMA fand die StA Eisenstadt keinen Anfangsverdacht. Und nahm daher keine Ermittlungen auf. (Renate Graber, 26.8.2020)