Baumtage seien weitaus verständlicher als CO2-Äquivalente, findet Andreas Miedaner von Treedays.

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Schon klar: Insgesamt wäre weniger Konsum besser für die Umwelt. Der Einzelne kann auch schwer die Welt verändern, das wäre dann doch ein wenig naiv, aber trotzdem kann jeder seinen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Und wenn es nur nachhaltigerer Konsum oder der Wechsel zur umweltfreundlicheren Bank ist. Aber wie gewinnt man in der Großstadt einen Überblick über nachhaltige Vorzeigeunternehmen oder findet heraus, welche davon es auch auf dem Land gibt? Das österreichische Start-up Treeday will bei der Suche helfen und User für eine nachhaltige Lebensweise sogar noch belohnen.

Das Konzept ist einfach: Auf der Startseite der App oder der Homepage findet sich eine Suchmaske, die nach dem Wo und Was fragt. Veganes Essen in Graz, nachhaltige Mode in Krems oder emissionsarme Übernachtung in Wien – alles kann gefunden werden, teils sogar im Ausland. Ein Score auf einer Skala von eins bis hundert zeigt an, wie nachhaltig die Firma arbeitet, ob sie beispielsweise Strom aus erneuerbarer Energie nutzt etc.. Wer sich registriert, Lokale und Betriebe bewertet, Freunde ein- oder Fotos hochlädt, sammelt sogenannte Treedcoins. Diese lassen sich in Gutscheine oder Rabatte umwandeln.

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Ziel ist es, kleine Verhaltensänderungen zu erreichen, die in Summe eine große Wirkung entfalten. So will man nicht selbst Bäume pflanzen, sondern den Menschen plakativ aufzeigen, wie viele "Baumtage" sie durch ihr Tun einsparen können. Nehme ich statt dem Pkw den Zug von Wien nach Salzburg, so "spare" ich 350 Bäume, die einen Tag lang CO2 aus der Luft ziehen. Esse ich vegan oder fahre mit dem Rad zur Arbeit, helfe ich auch.

Nachhaltigkeitsrating

Es sei oft überraschend, wie nahe nachhaltige Unternehmen und ihr Angebot seien, sagt Treeday-Gründer Andreas Miedaner. Er hofft, mit seiner App mehr Bewusstsein für die einfache Verfügbarkeit nachhaltiger Services zu schaffen – und damit zu einer Änderung des Konsumverhaltens beizutragen. Der Kommunikations- und Designexperte betreibt die Plattform nebenberuflich. Die App sei ein erster kleiner Beitrag zur Besserung, "aber es gibt noch viel zu tun".

Aktuell sind weltweit rund 22.000 Unternehmen bei Treeday gelistet. 50.000 nutzen den Dienst monatlich, Tendenz steigend. Miedaner appelliert an nachhaltige Unternehmen, sich mit ihren Services selbst zu registrieren. "Die Leute wollen Orientierung und wir bieten ihnen diese", sagt Miedaner. Bei der Orientierung hilft auch die umweltfreundliche Suchmaschine Ecosia. Wer die Kartendienste des "grünen" Google nutzt, kann sich alternativ auch die Treeday-Karte anzeigen lassen.

Miedaner selbst hat noch große Pläne. Aktuell beantworten Unternehmen für sich die branchenspezifischen Fragen, woraufhin sie ihren Score zugewiesen bekommen. Das Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Boku Wien hat den Index mitentwickelt. Dadurch, dass alle Angaben öffentlich sind, soll Schummelei weitgehend vermieden werden. Da die Lösung aber nicht perfekt ist, will man in Zukunft auch in die Rolle des Verifizierers und Zertifizierers schlüpfen und "Greenwasher" besser identifizieren. Miedaner glaubt mit seinem Index eine solide Grundlage für Nachhaltigkeitskodizes zu besitzen. In Zukunft dürften Firmen nämlich nicht nur hinsichtlich ihrer Bonität, sondern immer öfter auch hinsichtlich ihres Umwelteinflusses bewertet werden. (Fabian Sommavilla, 23.9.2020)