Der Leiter mit Leiter: Wenn es im Linzer Petrinum irgendwo zwickt, ist Haustechnikchef Rupert Kaiser stets rasch zur Stelle.

Foto: Werner Dedl

Dem Anruf "Herr Kaiser, im ersten Stock klemmt das Fenster" folgt unmittelbar der Zuruf an der Bürotür: "Rupert, wo steht bei uns eigentlich der Kopierer?" Doch auch wenn die Arbeitsaufträge an diesem Donnerstagvormittag im Minutentakt kommen, übt sich Rupert Kaiser in Ruhe und Gelassenheit. Der 56-Jährige hat in kurzer Hose, Birkenstock-Schlapfen und einem Shirt mit der Aufschrift "Haustechnik" am großen Besprechungstisch Platz genommen.

An der Wand lächelt Papst Franziskus mit dem Linzer Bischof Manfred Scheuer um die Wette, das Wandregal teilen sich eine Büste des Heiligen Petrus und ein Bauarbeiterhelm. Seit sechs Jahren ist das die Kommandozentrale des gelernten Elektrikers. Von hier aus steuert der drahtige Techniker sein "Imperium". Und das Kaiser-Reich ist beachtlich groß: das altehrwürdige Bischöfliche Gymnasium Petrinum am Fuße des Linzer Pöstlingbergs mit zahlreichen Nebengebäuden samt eigenem Hallenbad. Bis zu 1000 Leute bevölkern an guten Tagen das Areal. Und viele davon brauchen etwas von Herrn Kaiser und seinem dreiköpfigen Team.

Keine Wohnung in der Schule

Überhaupt scheinen die klassischen Schulwartzeiten vorbei. Keiner mehr, der im grauen Arbeitsmantel mürrisch durch die Gänge zieht. Stets bedacht darauf, ob es nicht doch ein Schüler gewagt hat, mit Straßenschuhen die Hausschlapfengrenze zu überschreiten. Das Schulbuffet ist längst an eine externe Firma ausgelagert, um die Reinigung kümmert sich im Petrinum ein zwölfköpfiger Putztrupp. Und die Frage, ob er eigentlich eine eigene Wohnung im Schulgebäude habe, findet der Mühlviertler fast schon skurril: "Ich verbringe mehr als 37 Stunden pro Woche hier, wohnen muss ich daher nicht in der Schule."

Kaiser ist aber dennoch überzeugt, dass man für den Job geboren sein muss: "Du musst der richtige Typ sein. Nur Techniker reicht nicht. Du musst damit umgehen können, dass kein Arbeitstag gleich ist und jeder dauernd was will von dir. Der eine will die Tafel höher gehängt, der andere niedriger. Du musst immer freundlich sein, aber Prioritäten setzen. Fällt die Heizung aus und es ist Winter, muss eben die kaputte Beleuchtung im Klassenzimmer warten."

Virales Morgenritual

Kommt dann unerwartet eine Pandemie dazu, wird es überhaupt heikel im schulischen Technik-Headquarter. Denn während aktuell mit Blick auf den nahen Schulanfang gern und viel über die Rahmenbedingungen in Corona-Zeiten diskutiert wird, vergisst man gerne jene, die vor allem die hygienischen Voraussetzungen zu schaffen haben. Die regelmäßige Desinfektion der Klassenräume, den morgendlichen Ansturm der Schüler – Rupert Kaiser muss mit dem Schulbeginn in Oberösterreich am 14. September all das managen. "Es wird spannend. Vor allem weil es ja jetzt keinen geteilten Unterricht mehr gibt und am Morgen alle Schüler gemeinsam kommen."

"Das wird schon werden."

Die Arbeitsläufe haben sich dadurch natürlich grundlegend geändert. Die Klassenräume werden jeweils nach Unterrichtsschluss entsprechend desinfiziert. Und lange bevor am Morgen dann gegen 7.15 die ersten Schüler eintreffen, wird vom Reinigungsteam der Kaiser geht aber von einem "weitgehend normalen" Betrieb im Herbst aus. "Wir haben ein sehr großes Gebäude und daher mit den Abständen eigentlich kein Problem. Das wird schon werden." Und überhaupt: "Die Vorgaben kommen aus Wien. Der Bildungsminister sagt selbst dem Kaiser, was zu tun ist."

Den Lockdown hat der Technikchef noch gut in Erinnerung: "Plötzlich waren wir in dem Riesenhaus nur mehr zu dritt. Das war schon sehr gespenstisch." Angst, sich im Schulalltag selbst anzustecken, hat der begeisterte Hobbysportler nicht: "Ich bin generell kein ängstlicher Mensch. Und fit bin ich auch. Nur zwei Tage war ich im Vorjahr im Krankenstand."

Ruhe nach dem Sturm

Nach Jahren als Haustechniker bei einem großen Möbelhändler scheint Rupert Kaiser seinen Traumjob gefunden zu haben: "Es ist nicht 365 Tage alles klass’. Aber ich mache meine Arbeit gern. Es ist eine tolle Gemeinschaft, und für 98 Prozent der Menschen hier im Haus bin einfach der Rupert."

Und selbst dem viralen Herbst sieht der Herr Kaiser gelassen entgegen. Da habe es in den letzten Jahren schon so manche andere Aufregungen gegeben: "Am 31. Mai 2015 hat der Sturm die Kuppel der Sternwarte in den Schulhof gerissen. Da steigt der Adrenalinspiegel. Zum Glück waren Osterferien." (Markus Rohrhofer, 4.9.2020)