Oslo – Österreichs Fußball-Teamchef Franco Foda war die Zufriedenheit über den gelungenen Start in die Nations League deutlich anzumerken. Dass es am Freitag in Oslo im ersten Länderspiel nach einer über neunmonatigen Corona-Pause trotz Probleme im Vorfeld zu einem verdienten 2:1-Auswärtssieg gegen Norwegen reichte, sorgte bei dem Deutschen für große Freude und sogar leichte Verwunderung.

"Ich war etwas überrascht, dass wir über 90 Minuten so ein hohes Tempo gegangen sind, das konnte man so nicht erwarten. Die Spieler sind mitten in der Vorbereitung und haben keinen Rhythmus, deshalb bin ich sehr stolz auf sie", erklärte Foda.

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Einige seiner Akteure haben aufgrund der Corona-Pause und der dadurch verschobenen Europacup-Bewerbe nur wenige Trainingseinheiten in den Beinen, andere stecken mitten in der Vorbereitung. Zudem fehlten Stammspieler wie David Alaba, Marko Arnautovic, Konrad Laimer und Valentino Lazaro.

"Wir haben die Ausfälle in der Mannschaft nicht groß thematisiert, das gehört im Fußball dazu. Man muss das kompensieren", meinte Foda. In Abwesenheit diverser arrivierter ÖFB-Akteure machten andere auf sich aufmerksam, so etwa Debütant Christoph Baumgartner. "Er bereichert unsere Mannschaft, ist schnell und hat auf engem Raum gute Lösungen", sagte der 54-Jährige über den Hoffenheim-Profi.

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Teamchef Foda sah ein starkes Match des A-Teams.
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Hochgefühl mit Wermutstropfen

Für Christoph Baumgartner ist am Freitag ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung gegangen. "Mein erstes Spiel in der Nationalmannschaft war ein richtig geiles Gefühl. Das ist das, wovon ich als kleiner Bub immer geträumt habe", erzählte der Hoffenheim-Profi.

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Davon hatte Baumgartner schon als Bub geträumt.
Foto: AP/ Stian Lysberg Solum

Der 21-jährige Niederösterreicher gilt schon lange als eines der größten Talente im heimischen Fußball. Im vergangenen Frühjahr gelang dem Offensivspieler in der deutschen Bundesliga der Durchbruch, nun hinterließ Baumgartner auch im Nationalteam einen ersten positiven Eindruck.

As kleiner Wermutstropfen blieb die Tatsache, dass der Waldviertler gegen Norwegen zwei gute Gelegenheiten ausließ. "Im Abschluss hat noch der eine oder andere Zentimeter gefehlt, aber ich werde weiter Gas geben. Dann wird das erste Länderspiel-Tor auch kommen", versprach Baumgartner.

Den bereits dritten Treffer in seinem 18. Ländermatch erzielte Michael Gregoritsch. "Wir haben das Spiel über weite Strecken dominiert. Nach unserem zweiten Tor haben wir den Norwegern zwar etwas zu viel Platz gegeben, aber der Sieg geht in Ordnung", bilanzierte der Steirer. Gregoritsch stellte bei der Nationalmannschaft eine "gewisse Eingespieltheit" fest.

Qual der Wahl für Foda

Teamchef-Lob gab es auch für den zweiten ÖFB-Neuling Adrian Grbic, der im Gegensatz zu Baumgartner erst im Finish zum Einsatz kam. "Beide können der Mannschaft weiterhelfen. Das gibt mir mehr Optionen. Im nächsten Jahr stehen die WM-Qualifikation und die EM vor der Tür. Da ist es das Schönste für einen Trainer, wenn er die Qual der Wahl hat."

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Gratulationen nach dem präzisen Abschluss von Sabitzer beim Elfmeter.
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Überzeugend agierte auch Marcel Sabitzer, der aus einem Elfmeter das zweite Tor der Österreicher erzielte. "Er hat sich in den letzten Monaten noch einmal extrem nach vorne entwickelt und ist zu einer absoluten Spielerpersönlichkeit gereift", stellte Foda fest.

Hinteregger erlitt Sprunggelenksprellung

Sabitzer trug ab der 40. Minute die Kapitänsschleife, nachdem Martin Hinteregger wegen einer Knöchelverletzung den Platz verlassen hatte. Am Samstagabend kam dann leichte Entwarnung: Hinteregger hat keine Bänderverletzung im Knöchel erlitten. Eine MRT-Untersuchung in Villach habe laut ÖFB-Angaben eine starke Prellung des linken Sprunggelenks ergeben.

Ob der Legionär von Eintracht Frankfurt am Montag (20.45 Uhr/live ORF 1) im ersten Heimspiel der Nations League gegen Rumänien spielen kann, ist weiterhin fraglich. Hinteregger, der am Spieltag seinen 28. Geburtstag feiert, wird vorerst individuell behandelt. Am Sonntagabend in der Abschlusseinheit vor der Partie in Klagenfurt will der Kärntner versuchen, ins Training einzusteigen.

Baumgartlinger bleibt Kapitän

Foda betonte, dass der in der Schlussphase eingewechselte Julian Baumgartlinger Kapitän bleibe. "Wenn mein Kapitän zu 100 Prozent fit ist, spielt er", erklärte der Coach. Baumgartlinger hat nach dem Europa-League-Aus mit Leverkusen erst wenige Trainingseinheiten absolviert und wird daher möglicherweise auch am Montag zunächst auf der Bank sitzen.

Mit welcher Aufstellung gegen die mit einem Heim-1:1 gegen Nordirland gestarteten Rumänen begonnen wird, wollte Foda naturgemäß nicht verraten und meinte lediglich: "Es könnte die eine oder andere Umstellung geben." Der Teamchef ließ auch offen, ob er im Tor wieder auf Alexander Schlager setzt. "Ich werde am Montag entscheiden, wer spielt."

Schlager bekam gegen in Oslo nicht wirklich die Gelegenheit, sich für weitere Einsätze zu empfehlen – beim Tor von Erling Haaland war der LASK-Schlussmann machtlos, ansonsten gab es für den Goalie sehr wenig zu tun. "Die Norweger hatten nur ganz wenige Möglichkeiten, unser Sieg war absolut verdient", resümierte Foda.

Einmal übersehen und schon ließ Haaland seine Klasse aufblitzen.
Foto: AFP/ STIAN LYSBERG SOLUM

Nur ein Aufblitzen individueller Klasse

Haaland war mit Ausnahme seines Treffers bei der ÖFB-Defensive gut aufgehoben. "Doch bei seinem Tor hat man schon seine individuelle Klasse gesehen", so Foda. Die erste norwegische Heimniederlage seit dem 0:3 gegen Deutschland vor vier Jahren und den ersten österreichischen Sieg über die Skandinavier seit 41 Jahren konnte aber auch der Dortmund-Star nicht verhindern.

Norwegens Presse ging mit den Akteuren und Trainer Lars Lagerbäck nach der Niederlage hart ins Gericht. "Norwegens Riesenflop: Zum ersten Mal seit vier Jahren im Ullevaal(-Stadion) verloren – Erling Braut Haalands erstes Länderspieltor war nicht genug", schrieb die Zeitung "Aftenposten".

Abrechnung

Auch "Verdens Gang" (VG) beurteilte das Gebotene vor allem negativ. "Das tat weh, Lagerbäck! Das Gebotene war weder gut noch vielversprechend vor dem Spiel gegen Serbien. Zuschauen tat einfach nur weh – obwohl Haaland wieder scorte." (APA, red, 5.9.2020)