Elisabeth Haslinger-Baumann und ihr Team entwickeln mit Partnern eine Anwendung, die die Betreuerinnen besser vernetzen soll.

Foto: Heribert Corn

Eine ältere, vielleicht bewegungseingeschränkte und demente Person rund um die Uhr zu betreuen ist eine schwierige Aufgabe. In Österreich sind es oft Frauen aus osteuropäischen Ländern, die in vielen Fällen mit "ihrem" zu versorgenden Menschen isoliert in einer Wohnung leben. Die Zahl der Ansprechpartner ist überschaubar, ebenso die Möglichkeiten, sich fortzubilden oder sich mit anderen Betreuerinnen zu vernetzen.

Das Projekt 24h Quaality der FH Campus Wien möchte hier Verbesserungen erreichen und gleichzeitig zu einer Professionalisierung der Altenbetreuung beitragen. Elisabeth Haslinger-Baumann, Leiterin des Kompetenzzentrums für Angewandte Pflegeforschung der FH Campus, und ihr Team entwickeln mit Partnern eine Anwendung, die die Betreuerinnen besser vernetzen, ihnen mehr Sicherheit geben und ihre tägliche Arbeit erleichtern soll.

Ein wesentliches Element dabei ist eine E-Learning-Plattform, die sich an die Betreuerinnen richtet. "Hier werden durch Texte, Kurzvideos und Quiz Informationen zu Krankheitsbildern und besonderen Betreuungssituationen vermittelt – in vier Sprachen: Deutsch, Slowakisch, Ungarisch und Rumänisch", erklärt Haslinger-Baumann. "Die Videos tragen Untertitel, das darin gesprochene Deutsch soll auch den Spracherwerb unterstützen."

Ein weiteres Element der Plattform, auf die Betreuerinnen per Handy oder Tablet zugreifen, ist eine E-Dokumentation. Rechtlich besteht die Verpflichtung, Pflege- und Betreuungsleistungen zu protokollieren, in der Praxis sieht das aber oft anders aus. "Ein einfaches System zum Anklicken von Tätigkeiten umgeht die Sprachbarriere und motiviert zur Umsetzung der Dokumentationspflicht", so die Forscherin. "Zudem dient die Anwendung der Bewusstseinsbildung: Wird eine Leistung eingegeben, die rechtlich eigentlich nicht von der Betreuerin umgesetzt werden dürfte, erscheint eine Warnung."

Eine dritte Komponente hilft beim Notfallmanagement. Muss etwa der Notarzt gerufen werden, führt das System die Betreuerin in ihrer Muttersprache durch den Prozess. Zuletzt bringt als vierte Funktion eine Betreuerin und die Familie der zu betreuenden Person zusammen, genauso wie – in einem moderierten Fachforum – auch die Betreuerinnen untereinander. Kommunikation, die bisher vor allem über SMS oder Chat-Apps lief, soll hierher übersiedeln.

Bevor man die Plattform anbietet, wird sie in einer Studie evaluiert. Haslinger-Baumann: "Wir statten etwa 80 Betreuerinnen mit Tablets aus, auf denen sie die Anwendung ein Jahr lang nutzen sollen. Mehrfache Befragungen werden ausgewertet und mit jenen einer Kontrollgruppe verglichen." (Alois Pumhösel, 12.9.2020)