Am Sonntag werden in Wien auch die 23 Bezirksvertretungen gewählt.

Foto: Michael Matzenberger

Ihre Auswahl folgte einer simplen Überlegung: Sie alle haben ein Alleinstellungsmerkmal. Etwa weil sie besonders lange oder erst ganz kurz im Amt sind, es nur dank einer Wahlwiederholung an die Spitze schafften oder weil sie die Einzigen ihrer Farbe sind.

Welche Bezirke besonders umkämpft sind, lesen Sie hier.


Uschi Lichtenegger: Die Bezirkschefin, die um Platz zwei kämpfte

Uschi Lichtenegger.
Foto: Regine Hendrich

Es war eine Wahlwiederholung, bei der eigentlich die Frage nach Platz zwei in der Wiener Leopoldstadt beantwortet werden sollte. Doch sie machte Uschi Lichtenegger von den Grünen überraschend zur Bezirksvorsteherin.

2015 wählten die Bewohner des Zweiten bei der Bezirksvertretungswahl die SPÖ deutlich zu ihrer Nummer eins. 38,6 Prozent stimmten für den damals amtierenden roten Bezirksvorsteher Karlheinz Hora; 22,2 Prozent für die Grünen und 22,1 für die FPÖ. Nur 21 Stimmen trennten damals Platz zwei und drei. Die Wahl wurde aufgrund von Ungereimtheiten bei der Auszählung angefochten. Zur Wiederholung machten die Grünen für Platz zwei mobil, gegen die FPÖ. Die Taktik ging auf, besser als geplant: Lichtenegger erhielt 35,3 Prozent, die FPÖ stagnierte, und die SPÖ rutschte auf 28,1 Prozent ab. Seither setzt die 59-Jährige im Bezirk auf klassische grüne Themen. Sie beruhigt Straßen, errichtet Radwege – mal Pop-up, mal beständig –, initiierte die erste Wiener Schulstraße in der Vereinsgasse und pflanzte hunderte neue Bäume, wie es auf ihrer Website heißt.

Die Mutter dreier erwachsener Kinder ist neben Silvia Nossek (Währing) und Markus Reiter (Neubau) seit 2016 die dritte grüne Bezirkschefin.


Michaela Schüchner ist in Penzing erst seit einem Jahr im Amt

Michaela Schüchner.
Foto: PID / Christian Fürthner

Sie ist die aktuell jüngstdienende Bezirksvorsteherin Wiens: Michaela Schüchner von der SPÖ übernahm erst im September 2019 den Posten im 14. Bezirk von Andrea Kalchbrenner, die zuvor 18 Jahre lang Bezirkschefin in Penzing war und sich in die Pension verabschiedete. Schüchner, die als Lehrerin für Inklusiv- und Sonderpädagogik tätig war, ist eine Zugereiste: Sie wuchs in Gampern in Oberösterreich auf und besuchte das Gymnasium in Vöcklabruck.

Die Ausgangsposition der 43-Jährigen bei ihrem ersten Antritt als Spitzenkandidatin ist durchaus angenehm: Zwar erreichte die SPÖ Penzing bei den Bezirksvertretungswahlen 2015 nach Verlusten nur 35,2 Prozent. Der Vorsprung auf die zweitplatzierte FPÖ betrug aber acht Prozentpunkte. Und Grüne und ÖVP lagen mehr als 20 Prozentpunkte hinter den Roten. Alles andere als ein Wahlsieg von Schüchner wäre eine Überraschung. Zudem stärkt ihr der neue Penzinger SPÖ-Bezirkschef, Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, den Rücken.

Großes Thema im Bezirk bleibt die Nachnutzung des Otto-Wagner-Areals. So soll die Central European University (CEU) bis 2025 in einige Otto-Wagner-Pavillons übersiedeln und etwa ein Drittel des verfügbaren Areals übernehmen.


Erich Hohenberger aus Wien-Landstraße hat einen langen Atem

Erich Hohenberger (links).
Foto: KH St. Elisabeth

Seit mehr als drei Jahrzehnten führt Erich Hohenberger als Bezirksvorsteher den Dritten. "Ich blicke auf eine aufregende Zeit zurück", schreibt er auf seiner Website. Das aufregendste Projekt seiner Amtszeit: Wien Mitte. Die Debatte sei nicht einfach gewesen, Skepsis habe es gegeben, so Hohenberger. Doch: Man habe das Beste herausgeholt.

Trotz dieses Mammutprojekts ist Hohenberger der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Und trotzdem räumte seine SPÖ bei der letzten Wien-Wahl ab: Bei den Bezirksvertretungswahlen schafften die Roten fast 38 Prozent. Zwar zweieinhalb Prozentpunkte weniger als bei der Wahl zuvor, doch immerhin folgte die FPÖ weit abgeschlagen mit 20 Prozent.

Was die Inhalte angeht, liebäugelt Hohenberger mit einer Verkehrsberuhigung der Landstraßer Hauptstraße. Zur Begegnungszone wird sie wohl nicht werden, Tempo 30 sei aber "durchaus möglich", sagt er.

Hohenberger ist nicht nur der längstdienende, sondern auch der älteste derzeitige Bezirksvorsteher in der Bundeshauptstadt. Wie lang der 72-Jährige noch weitermachen will? "So lange meine Gesundheit hält", sagte er zuletzt in einem Interview. Eine erneute Kandidatur bei der nächsten Wahl peilt er trotzdem nicht an.


Daniel Resch: Der jüngste Bezirkschef folgte auf ein Urgestein

Daniel Resch.
Foto: Andy Urban

Adolf "Adi" Tiller ist wohl den meisten Döblingern ein Begriff – egal ob jung oder alt. Im Jahr 1978 trat dieser das Amt des Bezirksvorstehers an. Im Jahr 2018 legte der ÖVP-Politiker diese – man kann es wahrscheinlich nach 40 Jahren so bezeichnen – Lebensaufgabe nieder.

Auf das schwarze Döblinger Urgestein Tiller folgte ein ÖVP-Politiker, der gar nicht schwarz, sondern voll und ganz türkis ist: Daniel Resch. Seit 2015 war dieser Tillers Stellvertreter im Bezirk. In sozialen Medien postet der 36-Jährige regelmäßig ÖVP-Content, aber auch seine Arbeit als Bezirkschef promotet er.

Obwohl Resch die Geschäfte erst seit rund zwei Jahren führt, weiß er, wie Bürgernähe aussehen muss. So stellte er sich beispielsweise Anfang Oktober mit Schulkindern und der Polizei in eine Tempo-30-Zone und ließ die Kinder den Rasern erklären, warum sie das unterlassen sollen.

Zudem fischte er bereits erfolgreich im Pool der Neos und holte den einstigen Vize-Klubchef der Brigittenauer Pinken zu den Döblinger Türkisen.

Ganz allein muss Resch seinen Wahlkampf in Döbling aber nicht führen. Unterstützung bekommt er von einem alten Bekannten. In einem Wahlkampf-video erzählt Tiller von seinen Erfolgen und wirbt für Resch.


Paul Stadler, erster blauer Bezirkschef, kämpft um Simmering

Paul Stadler (links) mit Dominik Nepp.
Foto: Christian Fischer

Er wurde 2015 der erste und bislang einzige freiheitliche Bezirksvorsteher Wiens: Der hauchdünne Wahlsieg von Paul Stadler im elften Bezirk Simmering tat der Wiener SPÖ besonders weh. Der Freiheitliche erreichte knapp 42 Prozent und setzte sich um 0,9 Prozentpunkte durch.

Angesichts der politischen Großwetterlage und schwacher Umfragewerte für die Wiener FPÖ ist eine Titelverteidigung fraglich, aber nicht unwahrscheinlich. Stadler führt jedenfalls einen Personenwahlkampf, gibt sich hemdsärmelig und bürgernah. "Auf an Radler mit Stadler" lautete etwa eine Sprechstundenaktion. Als politische Erfolge gibt der 53-Jährige an, Schulden der Vorgänger im Bezirk reduziert zu haben. Ebenfalls in der Bilanz: 480 Baumpflanzungen, mehr Parkanlagen, sanierte Schulen und Straßen.

Beim gebührenpflichtigen Parkpickerl machte Stadler eine 180-Grad-Wendung: Der Freiheitliche trat zunächst vehement dagegen auf. Nach einer Bürgerbefragung wurde das Pickerl im Herbst 2018 nur in Teilen des Bezirks eingeführt. Mittlerweile gibt es in Simmering – auch mit den Stimmen von Stadlers FPÖ – einen Beschluss, die Parkraumbewirtschaftung auf den gesamten Bezirk auszudehnen. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, Gabriele Scherndl, 10.10.2020)