Manuel Gunacker (Head of Group Reporting & Global Treasury bei Welser Profile), Teodora Radovanovic (Head of Finance Salzburger Aluminium-Gruppe), Stephanie Vojta (Geschäftsführerin und Head of Finance Austrian Post International), Bernhard Kreuzer (Specialist Treasury bei der Polytec-Gruppe). Karin Bauer hat beim Finanzsymposium Alpbach nachgefragt.

Foto: Finance Trainer

Gut die Hälfte der ansonsten rund 500 anwesenden Finanzer und Banker beim traditionellen Branchentreff Finanzsymposium Alpbach war heuer beim mittlerweile 34. Symposium im digitalen Raum dabei, der Konferenzraum im berühmten Bergdorf wirkte nur spärlich gefüllt. Das hat die jungen Finanzer auf der Bühne nicht verunsichert – sie wurden im März sowieso schnell in die nächste digitale Dimension ihrer Arbeit gestoßen.

Manuel Gunacker hatte bei Kapsch TraffiCom den Treasury-Bereich aufgebaut. Im Homeoffice während des Lockdowns ist es fix geworden: Er will nicht bleiben. "Meine Frau hat auch gesagt, du schaust nicht gerade glücklich aus, kämpfst immer mit denselben Themen." Er bewarb sich auf ein Jobinserat und beginnt nun im November bei Welser Profile im niederösterreichischen Ybbsitz, ebenfalls zuständig für den Aufbau der Organisation. Den einstündigen Anfahrtsweg von Wien erleichtert eine Homeoffice-Regelung.

Was Gunacker vom Management will, formuliert er klar: "Raum, sich zu entfalten, Entscheidungskompetenz, Anerkennen von Expertenwissen, Handschlagqualität". Keinesfalls – damit hat er offenbar schlechte Erfahrungen – solle von oben herab in sein Team hineinregiert werden. Vor allem dort nicht, wo er seine Leute und ihre jeweiligen Bedürfnisse nach Flexibilität kennt.

Kein Mikromanagement

Wenn man keine Fehler machen dürfe, um daraus zu lernen, wenn klare Zielvorgaben fehlen und keine Offenheit für neue Ideen bestehe, dann funktioniert es für ihn auch nicht. Darin sind sich alle vier Jungen einig. Und: Den Weg zum jeweilig vorgegebenen Ziel müsse man sie schon selbst gehen lassen. Also: Mikromanagement, bitte nicht. Ebenso bitte nicht: Kontrollsysteme der alten Schule.

Im Gegenzug liefern sie ein klares Bekenntnis zu Leistung. Bernhard Kreuzer, Spezialist im Treasury beim Kunststoffhersteller Polytec in Hörsching, wirft zwar ein, dass wohl niemand in seiner Generation alleinig für die Arbeit leben wolle, allerdings ruft er zu Realitätssinn auf: Maximale Freizeit, wenig Arbeit und viel erreichen in der Firma – das gehe halt nicht. Was voller Einsatz bedeutet, hat er als Mitglied des Krisenstabs bei Polytec in den vergangenen sechs Monaten erlebt. Kreuzer war und ist für Förderprogramme in Osteuropa, England und Deutschland zuständig, "Liquidität und Cashflow waren natürlich Riesenthemen". Die steile Lernkurve scheint ihm sehr zu taugen.

Aber: "Ich kann mir auch vorstellen, in zehn Jahren ganz etwas anderes zu machen." Seine idealen Vorgesetzten begegnen den Teams vor allem mit Wertschätzung. "Nicht geschimpft ist genug gelobt, das ist es sicher nicht." Weitblick und eine Perspektive auf ein paar Jahre voraus fordert er ebenso ein.

Selbstbewusst und sehr klar

Teodora Radovanovic wurde ein paar Tage vor dem Lockdown Finanzchefin. Extrem herausfordernd, wie sie sagt. Mentorship und das Teilen von Erfahrung und Wissen nebst Fehlertoleranz und Spielraum, das ist ihr bei Vorgesetzten wichtig.

"Ich schaue gern über den Tellerrand, meine Führung muss hinter mir stehen und sich auf Augenhöhe austauschen. Ich möchte gefordert werden mit neuen Aufgaben, wachsen können, ich möchte, dass meine Fähigkeiten gesehen werden und dass ich sie in neuen Projekten einsetzen kann", formuliert es Stephanie Vojta, Head of Finance bei der Österreichischen Post International.

Alle vier finden am Finanzbereich den Gesamtblick auf das Unternehmen spannend. Und es fasziniert sie, Produkte und Leistungen in Zahlen zu gießen. Dass solche Begabung zulasten von Eloquenz und Kommunikationsfähigkeit gehen müsse – dieses Klischee widerlegen sie sehr schnell auf der Bühne in Alpbach. Das fachliche Selbstbewusstsein ist groß, die Klarheit über die Ziele und Erwartungen an Vorgesetzte ist reflektiert. An Sicherheit und längerfristige Planbarkeit im Job glauben sie nicht mehr.

Und was raten sie älteren Chefs und Chefinnen? Dazu gibt es sehr viele Antworten, und sie sind wieder bei allen vier sehr ähnlich: "Vertrauen Sie! Teilen Sie Ihre Erfahrungen! Schubst Junge in Verantwortung und begleitet sie! Habt keine Angst, links und rechts überholt zu werden! Lasst Junge Fehler machen und sich die Hörner abreiben." (kbau, 21.10.2020)