Die Galeristin Curtze bemühte sich besonders um die "Wiener Aktionisten".

Foto: milena kramer

Wien – Es waren die großen österreichischen Aktionisten, die sie unter ihre Fittiche nahm. Künstler wie Günter Brus, Arnulf Rainer, Christian Ludwig Attersee, Heinz Cibulka oder Hermann Nitsch wurden allesamt von der ursprünglich aus Deutschland stammenden Galeristin Heike Curtze vertreten.

Als Curtze 1978 nach Wien kam, machte sie sich mit ihrer Galerie in der Wiener Innenstadt einen Namen. Mehr als 40 Jahre lang engagierte sie sich in den Räumen in der Seilerstätte insbesondere für österreichische Künstler. In der Nacht auf Sonntag verstarb Curtze im Alter von 76 Jahren nach längerer Krankheit, wie ihre Partner, der Schauspieler Bernd Jeschek, mitteilte.

Anfang der 70er-Jahre übernahm die 1943 in der Nähe von Kassel geborene und später in Wien und Köln studierende Theaterwissenschafterin und Kunsthistorikerin die Leitung des Kölner Ablegers der Wiener Galerie Ariadne. 1976 folgte dann ihre eigene Galerie, die sie im nahegelegenen Düsseldorf eröffnete. Zwei Jahre später ging sie nach Wien – und blieb.

Wiener Aktionisten, Art brut und Nachwuchstalente

Abseits der Förderung der Wiener Aktionskünstler zeigte Curtze auch Art brut in ihrer Galerie. Die erste Einzelschau des Gugginger Art-brut-Künstlers Philipp Schöpke fand 1983 bei Curtze statt.

Von Anfang an vertrat Curtze auch junge Nachwuchstalente. "Eine Schule" habe sie dabei jedoch nie verfolgt. Vielmehr wollte sie "einzelne künstlerische Positionen", die sich qualitativ an "Brus, Rainer und Attersee messen können", fördern, sagte die Galeristin.

Obwohl Curtze auch mit über 70 Jahren nicht an eine Pensionierung dachte, holte sie sich 2014 die Kunstexpertin Petra Seiser als Partnerin ins Boot. Zwischenzeitig versuchte Curtze auch eine Dependance in Berlin aufzubauen, die aber aus organisatorischen Gründen zusperrte. Dass sich Kunst – in Berlin und auch generell – mehr und mehr zum Spektakel entwickelte, sah Curtze äußerst skeptisch.

Trendsetterin der Zweiten Republik

Attersee sagte in seiner Laudation bei den OscArts 2009: "Heike Curtze erkennt mit wachem Auge alle Erneuerungen in dem breiten Gebiet der bildenden Kunst mit Neugier und Begeisterung." Es waren seine Bilder, die Curtze als erste in ihrer eigenen Galerie ausstellte. Von Anfang an hatten sie jene begeistert, die "die Grenzen der Kunst verschoben haben".

Am Montag gab es zahlreiche Beileidsbekundungen zum Tod der Galeristin: "Sie ist nicht Trends gefolgt, sie hat sie vielmehr gesetzt.", hob Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) hervor. Für die Kunst- und Kultursprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, war Curtze "schlichtweg DIE österreichische Galeristin der Zweiten Republik".

Auch Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder schrieb in einer Aussendung: "Sie war seit den 1970er Jahren eine der wichtigsten Figuren Wiens wie im Rheinland, die dazu beigetragen hat, dass die Kunst Österreichs erstmals international wahrgenommen, geschätzt und gesammelt wurde."

Die Kunstszene trauert um eine der Großen. (Katharina Rustler, APA, 18.10.2020)