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Ein Abend wie ein Wechselbad der Gefühle. Auf den Schock in Minute 19 (Eder) folgten Momente der Erleichterung kurz vor der Pause (Szoboszlai/45.) bzw. kurz danach (Junuzovic/50.), ehe Lisakowitsch (75.) für Ernüchterung im Bullenstall sorgte.

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Wals-Siezenheim – Ein Start nach Maß war zum Greifen nahe, ist aber ausgeblieben: Red Bull Salzburg hat zum Auftakt der Champions-League-Gruppenphase mit einem 2:2 gegen Lok Moskau am Mittwochabend nur einen Teilerfolg eingefahren. Da Russlands Vizemeister in der Gruppe A neben Titelverteidiger Bayern München und Atletico Madrid der am Papier klar schwächste Gegner von Österreichs Serienmeister ist, trauerte man im Lager der Bullen den verpassten zwei zusätzlichen Punkten nach.

"Es ist ein bisschen schade für uns, dass wir nur Unentschieden gespielt und nicht noch zwei Punkte abgeholt haben. Wir waren besser im Spiel und hätten uns den Sieg verdient", resümierte Salzburg-Trainer Jesse Marsch. Es dauerte allerdings bis der Motor des Bundesliga-Tabellenführers warmlief. In der Anfangsphase hatte man mit der zum dritten Mal in Folge in der Königsklasse vertretenen Lok-Elf große Probleme. Der Führungstreffer des 32-jährigen Portugiesen Eder (19.) per Kopf war die Konsequenz daraus.

Fehlende Aggressivität

"Wir sind von Anfang an nicht gut angelaufen und waren nicht aggressiv genug. Der Gegner hat es da aber auch sehr gut gemacht. Dann haben wir im Mittelfeld auf eine Raute gewechselt und waren in den letzten 70 Minuten die bessere Mannschaft", analysierte Marsch. Chancen wären da gewesen, um neben den Treffern von Dominik Szoboszlai (45.) sowie Zlatko Junuzovic (50.) noch deutlich mehr Kapital zu schlagen. So traf etwa Sekou Koita nur die Stange (52.) oder scheiterte Patson Daka beim Matchball in der 92. Minute einmal mehr am starken Lok-Tormann Guilherme. "Leider habe ich nicht getroffen. Daher bin ich sehr enttäuscht. Trotzdem gilt es jetzt, positiv zu bleiben", gab Daka zu Protokoll.

Patson Daka hätte es richten können, scheiterte aber am starken Lok-Goalie Guilherme.
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Kalte Dusche

Seinen Trainer ärgerte der Ausgleich von Witali Lisakowitsch (75.) fast aus dem Nichts mehr als die mangelnde Chancenauswertung. "Nach dem 2:1 müssen wir besser verteidigen und den Sieg nach Hause spielen. Das zweite Gegentor ist zu einfach gefallen", sagte der US-Amerikaner. Dadurch blieb ein Traumstart wie 2019, als man 6:2 gegen Genk gewonnen hatte, aus. "Gegen einen sehr schlauen Gegner, der sehr gut verteidigt, zwei Tore zu machen, ist nicht schlecht und es ist auch nicht schlecht, dass wir, obwohl wir nicht unsere beste Leistung gebracht haben, gewinnen hätten sollen", versuchte Marsch das Positive hervorzustreichen.

Die Salzburger haben in 13 der jüngsten 15 Europacup-Heimspiele immer zumindest zwei Tore erzielt. Die nächste Aufgabe wartet kommenden Dienstag bei Atletico in Madrid. Der spanische Topklub ist zum Auftakt bei den Bayern in München mit 0:4 untergegangen. "Für uns ist noch nichts verloren. Ich hoffe, dass wir auch in Madrid mit voller Energie auftreten, dann ist auch dort etwas möglich", blickte Junuzovic nach einer vergebenen "großen Chance auf drei Punkte" positiv voraus.

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3.000 Anhänger nutzten die Gunst der Stunde und sorgten in der Bullen-Arena für Stimmung.
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Kräftige Umsatzeinbußen

Marsch forderte eine Leistungssteigerung: "In der Champions League müssen wir 90 Minuten eine Topleistung bringen, um eine Chance zu haben." Auch seine Kicker gaben sich selbstkritisch. "Wir wissen, dass wir auf dem Niveau mehr Qualität, mehr Laufen und Kämpfen füreinander brauchen", sagte Szoboszlai. Das wird auch am 3. November im Heimspiel gegen die Bayern der Fall sein. Da werden aufgrund der neuen Corona-Beschränkungen nur noch 1.500 Zuschauer im Stadion zu Gast sein dürfen. Finanziell geht den Bullen da noch mehr Geld durch die Lappen, als es am Mittwoch bei 3.000 Anhängern bereits der Fall war. Laut Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter verliert man im Vergleich zu einem ausverkauften Spieltag rund eineinhalb Millionen Euro an Umsatz.

Erst die Austria, dann Madrid

In der Tabelle hat Salzburg wie auch Lok einen Punkt mehr als Atletico auf dem Konto. Auch die Russen hatten nach dem ersten Punktgewinn nach fünf Niederlagen in der Gruppenphase in Folge gemischte Gefühle. "Man kann nicht zufrieden, aber auch nicht unzufrieden sein", meinte Lok-Coach Marko Nikolic. Dessen Gegenüber richtete den Fokus bereits auf das Ligaduell bei der Wiener Austria am Samstag, während der Spanien-Trip noch keine Priorität genießt. "Wir haben nicht viel Zeit zu überlegen, müssen uns kurz erholen und dann bereit sein für den nächsten Kampf", gab Marsch die Marschroute vor. Klares Ziel ist der fünfte Sieg im fünften Ligaspiel. (APA, red, 22.10.2020)