• Update 13.11.2020 / Werbestopp Große Handelskonzerne wie Rewe, Spar und Hofer kündigten nach dem Terroranschlag und der Debatte über die Berichterstattung von Oe24 und krone.at am Anschlagsabend an, sie würden ihre Buchungen dort aussetzen. Anzeigen dieser Konzerne in Printausgaben dieser Medienmarken ließen Twitter-UserInnen bei den Unternehmen nachfragen. Spar Österreich ließ etwa auf Twitter verlauten, man habe "mit den Verantwortlichen bei diesen Medien eingehende Gespräche geführt und sie über unser Unverständnis und unseren Unmut informiert. Wir sind auf Verständnis gestoßen und dann überein gekommen, ab Ende dieser Woche wieder Inserate zu schalten."

Der Bericht zum Werbestopp vom 3.11., mehrfach aktualisiert:

Die Supermarktkette Billa stellt laut einem Tweet ihre Werbeschaltungen auf Wolfgang Fellners oe24.at sowie auf krone.at ein. Am Dienstag kündigte zudem die Spar-Gruppe an, die Marken Spar, Interspar und Hervis würden vorerst nicht mehr auf oe24.at werben.

Die Handelskette Hofer erklärte am Dienstag auf Anfrage des Grazer Grünen-Bezirkspolitikers Tristan Ammerer auf Twitter, sie werde "umgehend sämtliche Werbemaßnahmen bei diesem Onlinemedium stoppen". Ammerer zitiert oder veröffentlicht weiters solche Ankündigungen etwa von ÖBB, Bet-at-Home, Ikea, Bawag und Spusu auf seine Anfragen hin auf Twitter, XXXLutz prüfe einen Stopp. ÖBB (Print/Online) und Ikea (Online-News) erklären aber auf STANDARD-Anfrage, sie hätten alle Kampagnen gestoppt und nicht auf speziellen Seiten.

  • Update 3.11., 20.45 Uhr – Fellner entschuldigte sich auf oe24.tv am Dienstagabend in einer Spezialsendung für die Veröffentlichung des Videos. Man verstehe, dass es in Österreich "eine andere Betroffenheit als in anderen Teilen der Welt" gebe, erklärte Wolfgang Fellner auch gegenüber dem STANDARD, mehr dazu unter diesem Link.

DER STANDARD kontaktiert die Kommunikationsabteilungen der Unternehmen zu diesen Angaben.

"Gebot der Rücksichtnahme"

Eine Sprecherin von Spar erklärte auf STANDARD-Anfrage: "Das ist ein unbefristeter Werbestopp, vorläufig nur auf den Onlinekanälen 'oe24.at' und 'krone.at'. Dort wurden die betreffenden Videos gezeigt, was unserer Meinung nach nicht in Ordnung ist."

Ein Sprecher der Rewe-Gruppe (Billa, Bipa, Merkur, Penny, Ja! Natürlich) erklärte den Stopp so: "Es ist für uns als Unternehmen stets ein Gebot der Rücksichtnahme, dass wir aus Pietät gegenüber den Opfern und Bedacht auf die Gefühle der Menschen in Österreich in Umfeldern von Terror und Gewalt nicht werben. Das gilt auch für die Berichterstattung über das erschütternde Attentat von Wien am 2.11.2020, insbesondere bei 'oe24' und 'krone.at'. Aus diesem Grund läuft derzeit keine Werbung unserer Marken auf diesen beiden Plattformen."

Bei Hofer hieß es auf Anfrage dazu: "Hofer distanziert sich klar und deutlich von dieser Art der Berichterstattung und hat umgehend und bis auf weiteres sämtliche Werbemaßnahmen sowohl bei oe24.at als auch bei krone.at gestoppt."

Ein Sprecher des Mobilfunkers Spusu erklärte auf STANDARD-Anfrage: "Wir von Spusu unterstützen diese Art der Berichterstattung in keinster Weise. Aus diesem Grund haben wir den Stopp unserer Werbeschaltungen für alle 'Oe24'-Medien veranlasst. Auf krone.at bzw. den 'Krone'-Medien haben wir aktuell keine Einschaltungen laufen."

"Pietät- und geschmacklos"

Ein Sprecher der Bawag Group erklärte: "Wir halten das Verbreiten von derartigen Videos für pietät- und geschmacklos. Wir haben die Aktivitäten rund um das Teilen von pietätlosen Videos geprüft und uns dazu committed, in diesen Medien etwaige Schaltungen zu stornieren."

Ein Sprecher von Bet-at-Home wollte auf STANDARD-Anfrage zu dem von Ammerer berichteten Werbestopp keine Stellung nehmen.

Ikea stoppte "aus Pietätsgründen Werbung auf Onlinekanälen aller News-Outlets"

Ikea Österreich ließ auf STANDARD-Anfrage verlauten: "Wir sind zutiefst schockiert über die aktuellen Ereignisse. Aus Pietätsgründen haben wir sämtliche Werbung auf den Onlinekanälen aller News-Outlets gestoppt. Was wir jetzt brauchen, ist Zusammenhalt."

Die ÖBB teilen auf Anfrage mit, sie stoppten ebenfalls vorerst alle Kampagnen: "Aufgrund der aktuellen Ereignisse werden alle Werbekampagnen (online/print) der ÖBB österreichweit über alle Medien hinweg bis auf weiteres gestoppt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Wann die Kampagnen fortgesetzt werden, wird in den nächsten Tagen entschieden."

"Oe24" und "Krone" stehen in der Kritik, weil sie Videos von Schüssen auf Menschen bei dem islamistischen Terroranschlag am Montagabend in Wien gezeigt hatten – der STANDARD berichtete.

In einem Boykottaufruf auf Twitter wurden mehrere Unternehmen aufgelistet, die Anzeigen in Fellners "Österreich" schalten. Billa reagierte mit einem Tweet, in dem es heißt: "Hallo! Wir unterstützen dieses Vorgehen in keiner Weise, der Stopp unserer Werbeschaltungen auf diesem Medium ist bereits veranlasst." Auf eine Nachfrage hinsichtlich der "Krone" hieß es in einem weiteren Tweet von Billa: "Auch auf krone.at ist der Stopp unserer Werbeschaltungen bereits veranlasst."

Hofer twitterte am Dienstag auf Anfrage des Grazer Aktivisten Ammerer zur Berichterstattung von "Oe24", man distanziere sich "klar und deutlich von dieser Art der Berichterstattung" und werde umgehend sämtliche Werbemaßnahmen bei diesem Onlinemedium stoppen.

Wie berichtet gingen aufgrund der Berichterstattung von oe24.at und "Österreich" über die Anschläge in Wien allein Montagabend beim Österreichischen Presserat rund 300 Beschwerden ein, am Dienstagvormittag waren es bereits 700. Fellner hatte gegenüber dem STANDARD erklärt, dass seine Seite nach der Kritik die Videos seit etwa 23 Uhr am Montag nicht mehr zeige. Im Gegensatz zu anderen Medien habe seines keine Werbung in der Berichterstattung zu den Anschlägen geschaltet, so Fellner.

Auch krone.at hatte Augenzeugenvideos von den Vorfällen gezeigt, etwa auch von den Schüssen eines Attentäters auf eine Person, mit einer Überblendung, die diese unkenntlich machte. Laut Chefredakteur Klaus Herrmann nahm die "Krone" die Videos Dienstagfrüh von der Seite. (red, 3.11.2020)