Wien – Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) will nun mehr Grundwehrdiener mit mehr Geld beim Bundesheer halten: Unter der Parole "Mein Dienst für Österreich" wird beim Militär für Wehrpflichtige die Möglichkeit geschaffen, nach ihrer sechsmonatigen Ausbildung ihren Dienst freiwillig um drei Monate zu verlängern – in dieser Zeit können sie etwa im Rahmen eines Assistenzeinsatzes an der Grenze das Erlernte in der Praxis anwenden. Wer sich für diese Option entscheidet, wird mit immerhin 3.000 Euro besoldet.

Will das Bundesheer wieder in die Mitte der Gesellschaft führen: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Foto: APA / Herbert Neubauer

Schon am Nationalfeiertag beschloss die Regierung auch monetäre Anreize für den Milizdienst: etwa den Milizbonus, der Freiwilligen zusätzlich 400 Euro ab dem dritten Monat einbringt. Damit verpflichtet man sich, nach dem Grundwehrdienst innerhalb von zehn Jahren 30 Tage an Milizübungen zu absolvieren. Eine Milizkaderausbildung wiederum soll den Sold um zusätzliche 200 Euro erhöhen. Alle Verbesserungen gelten freilich auch für Soldatinnen.

Die Intention hinter der Neuerung für Grundwehrdiener erklärt Tanner damit, dass sie das Bundesheer "wieder in die Mitte der Gesellschaft führen" wolle. Zudem habe man in der Corona-Krise gesehen, wie wichtig auch die Miliz für die Republik sei – daher wolle sie nun den Wehr- wie auch den Milizdienst "attraktiver und moderner gestalten".

Zuerst Ausbildung, dann erst Einsatz

Im Detail sollen die Grundwehrdiener, die freiwillig verlängern, in einem Zeitraum von drei Monaten mit dem Dienstgrad "Gefreiter" 3.034,74 Euro monatlich erhalten, für "Korporäle" gibt es 3.050,10 Euro. Dabei handelt es sich um Nettobeträge – die Kosten dafür werden insgesamt mit circa 9,8 Millionen Euro im Jahr beziffert.

Mit dem neuen Modell sollen sich die jungen Soldaten zuerst voll auf ihre Ausbildung konzentrieren können und die Chance auf zertifizierte Zusatzqualifikationen erhalten – von Hygiene- und Sanitätsausbildungen bis hin zu Kursen für den Lkw-Schein oder das Programmieren von Computern.

Die Neuerung ist an jahrelange Forderungen von Militärexperten angelehnt, den Grundwehrdienst wie früher auf neun Monate auszudehnen – und die jungen Männer erst nach einer fundierten Ausbildung in Einsätze zu schicken. Mit dem neuen Modell sollen daher auch Assistenzleistungen während der Grundausbildung so weit wie möglich reduziert werden. Der erste freiwillig verlängerte Grundwehrdienst, der sich dann formal "Funktionsdienst" nennt, wird im April 2021 starten.

Grüne begrüßen Reformen

Die Grünen begrüßen Tanners Reformen für den Grundwehrdienst. Deren Wehrsprecher David Stögmüller: "Uns ist es ein großes Anliegen, dass die Grundwehrdiener*innen vom Assistenzeinsatz an der Grenze abgezogen werden und dafür geschultes Kaderpersonal eingesetzt wird." Denn für junge Menschen, die im Schnelldurchlauf eine Ausbildung an der Waffe bekommen hätten, sei "eine derartige Stresssituation, in der es bei einem Einsatz zum Grenzschutz kommen kann, nicht zumutbar". Deswegen verspricht der Grüne: "Wir werden auch weiterhin darauf drängen, so wenig Grundwehrdiener*innen wie möglich an die Grenze zu schicken." (Nina Weißensteiner, 6.11.2020)