Mitgenommen war der Baum vom Transport nach Wien.

Foto: APA

Mittlerweile sind die Löcher gestopft.

Foto: Matthias Cremer

Er würde alles sagen, was man über das Jahr 2020 wissen muss, heißt es in den sozialen Medien. Oder: Oberösterreich habe die Schönsten seiner Art für sich, den Hässlichsten für Wien ausgewählt. Es geht um den Weihnachtsbaum auf dem Wiener Rathausplatz. Traditionell reist dieser jedes Jahr aus einem anderen Bundesland sowie aus Südtirol in die Bundeshauptstadt.

Vergangene Woche wurde die oberösterreichische Fichte mit einem Kran vor dem Rathaus aufgestellt. Über das Aussehen des Highlights des Adventmarktes wird seither heftig diskutiert. Während es für Michael Ludwig (SPÖ) "ein schönes Zeichen für das Positive und den Zusammenhalt in unserer Stadt" sei, wie der Bürgermeister sagte, ist die 33 Meter hohe und 200 Jahre alte Fichte für andere schlichtweg nicht schön.

Dass der heurige Weihnachtsbaum weniger ansehnlich sei als sonst, dem widerspricht Dominik Heinrich: "Diese Thematik gibt es jedes Jahr." Seit fünf Jahren sieht Heinrich die Weihnachtsbäume nach ihrem langen Transport auf dem Rathausplatz ankommen und ihren Zustand zu diesem Zeitpunkt. 250 Kilometer lang war heuer die Anfahrt aus dem Mühlviertel. Heinrich ist einer jener Mitarbeiter der Wiener Stadtgärten, die oft als Baum-Beauty-Docs bezeichnet werden.

Langer Transport

Der Stützpunktchef der Wiener Stadtgärten im Rathauspark und das Team der Baumpfleger sind dafür zuständig, dass der Baum aufgefrischt wird. "Bei so einem langen Transport kann es schon einmal sein, dass Äste abbrechen oder einknicken", sagt Heinrich im Gespräch mit dem STANDARD. Dazu komme das Problem von Lücken im Geäst, etwa aufgrund der Witterung. Und: Wegen des Anschlags in der Inneren Stadt konnte der Baum nicht – wie geplant – am Dienstag danach aufgestellt werden, sondern lag länger auf dem Sattelschlepper.

Mit jedem Baum, der die Reise nach Wien antritt, werden darum auch 150 Äste mitgeliefert. Drei bis vier Meter sind diese jeweils lang. Sie dienen dem Stadtgärtner-Team dafür, "Löcher zu füllen, damit der Baum schöner aussieht", erklärt Heinrich. Im Durchschnitt werden 100 Äste dann auch tatsächlich zum Auffüllen benötigt. Doch: "Wir haben heuer fast alle Äste verwendet", sagt Heinrich.

Damit der Baum am Ende hübsch auf dem Platz steht, werden erst die einzeln gelieferten Äste von einer Maschine angespitzt, anschließend mit Drahtschlingen versehen und dann auf den Platz transportiert. Dort angekommen werden sie mittels einer Hebebühne nach oben gehievt. Im Weihnachtsbaum selbst sind Kletterer, die ein Loch in den Baum für die Äste bohren. Zur Sicherheit wird der Ast anschließend mit zwei bis drei Schrauben fixiert. Auch die Drahtschlinge bleibt, sie wird an einen gewachsenen Ast befestigt, damit auch bei einem Sturm nichts schiefgehen kann. "Normalerweise haben wir direkt unter dem Baum das Publikum des Adventmarktes, da darf nichts passieren", sagt Heinrich.

2.000 Lichtlein

Mittlerweile ist die Arbeit der Stadtgärten abgeschlossen, die Fichte ist aufgehübscht. Jetzt muss der Baum nur noch dekoriert werden. Die ersten Lichterketten hingen am Donnerstag bereits. Am Schluss sollen mehr als 2.000 energiesparende LED-Lichter angebracht werden, rechtzeitig zum Advent sollen diese den Rathausplatz erleuchten.

Auf die Wiener Stadtgärtner kommt aber noch ein weiterer Arbeitsschritt zu. Sie sind auch dafür zuständig, Rindenmulch um den Baum zu verstreuen und die kleineren rund drei bis vier Meter hohen Fichten um die große Fichte zu platzieren – diese verdecken nicht nur den Stamm des großen Weihnachtsbaums, sondern auch alle möglichen Kabel, die zur Sicherung des Baums dienen.

Einjährige Suche

Die Suche nach dem richtigen Baum soll die oberösterreichische Landesforstdirektion lange beschäftigt haben: "Das ganze Projekt hat bereits vor mehr als einem Jahr begonnen. Auf der Suche nach dem richtigen Baum sind wir dann in der Gemeinde Klaffer fündig geworden", sagt Elfriede Moser vom Amt oberösterreichischen Landesregierung. Die Fichten aus dem Mühlviertler Hochficht werden traditionell für den Instrumentenbau verwendet.

2021 wird der Weihnachtsbaum für den Rathausplatz aus dem Burgenland kommen. Die Tradition der wechselnden Herkunft hat im Jahr 1959 begonnen. Den Baum für die Hauptstadt sucht das Forstamt des jeweiligen Bundeslandes aus. (Oona Kroisleitner, 12.11.2020)