Ministerin Christine Aschbacher bei der Präsentation der Joboffensive am Donnerstag.

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Wien – Gebetsmühlenartig hat Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) in den vergangenen Wochen wiederholt, dass Türkis-Grün mit dem größten Weiter- und Umschulungsprogramm der Zweiten Republik auf die Arbeitsmarktkrise reagieren werde. Nun ist der offizielle Startschuss zur 700 Millionen teuren Joboffensive gefallen.

Das Ziel: 117.000 Arbeitslosen und Menschen in Kurzarbeit eine neue Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu geben und sie durch Um- und Weiterschulung fit für den Arbeitsmarkt zu machen.

"Es gibt eine fundamentale Grundregel der Arbeitsmarktpolitik", sagte Johannes Kopf, Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS), am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz: "Und die lautet: In der Krise sollst du schulen." Es gehe darum, die Menschen für den Arbeitsmarkt nach der Krise auszubilden – und die Zeit dafür zu nutzen, in der wegen der Corona-Pandemie die Aussichten auf Beschäftigung für viele Menschen besonders trüb sind.

Bildungsbonus

Von den insgesamt 700 Millionen Euro, zur Gänze Mittel des Bundes, ist mit 426 Millionen Euro das Gros für das kommende Jahr veranschlagt. Aus dem Gesamtbudget der Offensive fließen insgesamt 485 Millionen Euro in Qualifizierungsmaßnahmen, 102 Millionen Euro in Unterstützungsmaßnahmen wie Beratung und 55 Millionen Euro in die Beschäftigungsförderung. Die restlichen 58 Millionen sind für den Qualifizierungsbonus reserviert. Arbeitslose, die eine mindestens viermonatige Ausbildung absolvieren, bekommen demnach monatlich 108 Euro ausbezahlt – und zwar zusätzlich zum Arbeitslosengeld. AMS-Chef Kopf sieht in der Maßnahme einen guten Anreiz für Arbeitslose, Ausbildungen auch abzuschließen und nicht vorschnell abzubrechen, sobald ein Jobangebot da ist.

Zukunftsbranche

Die Joboffensive sei auch dazu da, dass Zukunftsbranche oder systemkritische Bereiche an qualifiziertes Personal kommen, wie Arbeitsministerin Aschbacher sagte. Entsprechend liegen die Qualifizierungsschwerpunkte der Joboffensive auch – aber nicht nur – auf digitaler Technologie, Metallberufen, Nachhaltigkeit und Pflege. Als Beispiel nannte die Ministerin einmal mehr ihren Aufruf, dass sich Arbeitslose auch als Contact-Tracer melden mögen, bei der Pandemiebekämpfung brauche man dringend weiteres Personal.

Die Corona-Pandemie hat den heimischen Arbeitsmarkt in eine tiefe Krise gestürzt. Im April waren um 210.775 Personen mehr ohne Job als im April des Vorjahres. Im Oktober waren immer noch fast 70.000 Menschen im Land krisenbedingt arbeitslos – und mit den erneuten Lockdown dürfte diese Zahl wieder steigen, fürchten Experten. Beim AMS geht man davon aus, dass die Wirtschaft nächstes Jahr wieder wachsen wird. (luis, 12.11.2020)