Mit dem Verfall der Ölpreise hat die Zahl der Ölbohrungen rapid abgenommen. Das bekam auch SBO als Zulieferer stark zu spüren.

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Während des ersten Lockdowns gab es beim Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment (SBO) in Ternitz (NÖ) noch Drei-Schicht-Betrieb und Überstunden; mitten im zweiten Lockdown wird nun selbst Kurzarbeit im nächsten Jahr nicht ausgeschlossen.

"Alles hängt davon ab, wie sich der Auftragseingang in den kommenden Wochen entwickelt," sagte SBO-Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann am Donnerstag dem STANDARD. Leiharbeitskräfte, rund 40 an der Zahl, seien bereits freigesetzt worden, die Kernmannschaft von rund 300 Personen soll trotz der augenblicklich schwierigen Zeit gehalten werden. Den Aufschwung (samt möglicher Nachzieheffekte von Bohrunternehmen aus der Öl- und Gasindustrie) erwartet Grohmann im zweiten Halbjahr 2021.

Mehr als 20 Millionen Verlust

Donnerstagmorgen hat das im Leitindex ATX der Wiener Börse vertretene Unternehmen seine Bilanzzahlen für die ersten neun Monate vorgelegt: Die sind erwartungsgemäß deutlich schlechter ausgefallen als in der Vergleichsperiode des Corona-freien Vorjahres. Der Umsatz ist um fast ein Drittel auf 236,4 Millionen Euro geschrumpft. Nach einem Gewinn von 26,6 Millionen ist das Ergebnis nach Steuern bis September auf minus 21,3 Millionen Euro eingebrochen. Die Aktie von SBO gab am Donnerstag in einem schwachen Börsenumfeld mehr als fünf Prozent nach.

Bei den Tochtergesellschaften in Nordamerika musste SBO Wertabschreibungen von 20,5 Millionen Euro machen, die zwar nicht cash-wirksam sind, aber das Ergebnis belasten. Das Betriebsergebnis (Ebit) vor Einmaleffekten blieb mit 1,1 Millionen positiv. Nach Einmaleffekten belief sich das Ebit auf minus 19,8 Millionen Euro. Grohmann verwies darauf, dass das Unternehmen über genug Liquidität verfüge, um sicher durch die Krise zu navigieren.

Kunden stehen bei Bestellungen auf der Bremse

Um zu illustrieren, wie stark die Ölindustrie und somit die Kunden von SBO von der Wirtschaftskrise erfasst wurden, verwies Grohmann auf die Zahl der Bohrstellen. Gab es vor der Krise in den USA noch an die 2.000 Oil-Rigs, sei deren Zahl zwischenzeitlich auf 250 gefallen. "Dass Kunden in Zeiten wie diesen nicht bohren, nichts bestellen und die Umsätze zurückgehen, ist klar und normal," sagte Grohmann.

In den USA hat SBO aber auch noch ganz andere Probleme. Wie DER STANDARD in der Donnerstagausgabe berichtete, hat ein Gericht in Houston SBO zur Zahlung von umgerechnet knapp 120 Millionen Euro verurteilt. Dabei handelt es sich um jene Summe, die dem Gründer und Geschäftsführer der 2016 von SBO mehrheitlich gekauften Downhole Technology für dessen Minderheitenanteil zugestanden wären. Der Konjunktiv deshalb, weil in einer weiteren Klausel festgehalten war, dass bei schwerwiegenden Verfehlungen dem Gründer nur ein Bruchteil der Summe zustehe. SBO glaubt, den Nachweis zu haben, dass es Malversationen gegeben hat.

Das Gericht kam zu einem anderen Schluss, die Begründung steht noch aus. SBO will berufen. (Günther Strobl, 26.11.2020)