Mobile Testlabors wie dieses (von einem anderen Anbieter) sollen an Niederösterreichs Schulen zum Einsatz kommen.

Foto: apa / herbert pfarrhofer

St. Pölten – Niederösterreichs Schüler sollen nach Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts möglichst schnell getestet werden, sobald sie Corona-Symptome aufweisen. Dafür will das Bundesland an all seinen Schulstandorten Teststationen installieren – und beauftragt dafür eine Firma, an der ein Landtagsabgeordneter der ÖVP beteiligt ist. Die Landesregierung bestätigte am Montag entsprechende Recherchen des STANDARD.

Laut den Recherchen umfasst der Auftrag für die Tests im Dezember, Jänner und Februar rund eine Million Euro. Dem Vernehmen nach soll die Vergabe in der Sitzung der Landesregierung am Dienstag beschlossen werden.

ÖVP-Mandatar mit 20 Prozent beteiligt

"Im Rahmen eines Vergabeverfahrens wurden mehrere geeignete Unternehmen zur Legung eines Angebots für eine ganz Niederösterreich umfassende Logistik und Organisation aufgefordert, um derartige Schnelltest-Durchläufe (Testung samt Ergebnisauswertung) an allen Schulstandorten im gesamten Bundesland zu ermöglichen", heißt es aus St. Pölten. "Nur ein einziges Unternehmen konnte ein Angebot für die dafür notwendigen Kapazitäten (zum Beispiel Teststationen, mobile Testteams, Testkits, Schnell-Auswertungsmöglichkeiten et cetera) legen."

Dieses Unternehmen heißt Artichoke Computing und ist eigentlich ein IT-Unternehmen, das zu Beginn der Pandemie unter der Marke "Covid-Fighters" auf Corona-Testlogistik umgesattelt ist – im großen Stil. Aufträge kamen unter anderem von der Parlamentsdirektion für Tests rund um den Ibiza-Untersuchungsausschuss. Der ÖVP-Landtagsabgeordnete Anton Erber ist mit 20 Prozent an der Firma beteiligt.

Logistik als Alleinstellungsmerkmal

Er selbst glaubt nicht, dass die Covid-Fighters einen Vorteil durch seine politische Tätigkeit hätten. Entscheidungsträger seien wohl sogar eher zurückhaltend mit Aufträgen an seine Firma sind, um keine schlechte Optik zu riskieren. Von dem Auftrag vom Land Niederösterreich habe er nur über Umwege gehört, Details kenne er nicht, sagt Erber zum STANDARD.

Wenngleich es für das Land aus seiner Sicht natürlich Sinn mache, auf die Covid-Fighters zu setzen: "Das große Kunststück ist, jemanden zu finden, der das logistisch derhebt." Eine Schule durchzutesten sei kein Problem, das klappe vielleicht auch mit Kugelschreiber und Excel-Liste. Wenn es aber um hunderte Schulen geht, brauche man eine solide Softwarelösung dahinter. Die guten Abläufe seien auch das wesentliche Alleinstellungsmerkmal der Covid-Fighters: "Das meiste Geld hat die Firma in die Software-Entwicklung gesteckt", sagt Erber.

Junge Leute mit einer Idee

Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Erbers IT-Firma nun Corona-Tests anbietet? Der Abgeordnete erzählt die Geschichte so: Als die Pandemie Österreich erreichte, sei es den jungen Mitarbeitern von Artichoke "zu blöd gewesen, zu Hause zu sitzen und sich zu fürchten". So sei die Idee mit Tests in dafür extra eingerichteten Containern entstanden. Nach viel Getüftel habe man es dann geschafft.

Und er selbst habe Artichoke anfangs nur beraten, weil es in Österreich gar nicht so einfach sei, ein Unternehmen zu gründen. Die Motivation der jungen Leute habe ihm gefallen; später hätten sie ihn dann als Gesellschafter dazugeholt. (Sebastian Fellner, 30.11.2020)