Auf die plötzlich geänderten Rahmenbedingungen haben Österreichs Recruiter vielerorts rasch und flexibel reagiert.

Getty Images/iStockphoto

Trotz der Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie bleibt die Recruiting-Qualität der österreichischen Arbeitgeber auf ähnlich professionellem Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt die Best-Recruiters-Studie des Career Institut & Verlag und des wissenschaftlichen Studienbeirats Wolfgang Elšik, Leiter des Instituts für Personalmanagement der Wirtschaftsuniversität Wien. Dafür wurde in diesem Jahr zum elften Mal die Recruiting-Leistung österreichischer Arbeitgeber untersucht, die daraus resultierenden Erkenntnisse identifizieren Ansatzpunkte zur Optimierung und Weiterentwicklung der Recruiting-Qualität.

Auf die plötzlich geänderten Rahmenbedingungen haben Österreichs Recruiter vielerorts flexibel reagiert – erreichten die getesteten Arbeitgeber im vorigen Jahr durchschnittlich 53 Prozent der möglichen Gesamtpunkte, sind es im aktuellen Jahrgang 49 Prozent. Der geringe Rückgang von vier Prozentpunkten fällt angesichts der "neuen Normalität", die viel Veränderung erforderte, wenig ins Gewicht. So wurden Bewerbungen ähnlich rasch und wertschätzend beantwortet wie noch im Erhebungsjahr 2019/20. Der durchschnittliche Erfüllungsgrad in dieser Kategorie verringerte sich um nur drei Punkte von 62 auf 59 Prozent.

Potenzial in der Darstellung als krisenfester Arbeitgeber

Sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende hatten in diesem Jahr Herausforderungen zu bewältigen, die ein hohes Ausmaß an Flexibilität erforderten. Daher überrascht es nicht, wenn Jobsuchende aktuell noch mehr auf die Krisenfestigkeit eines Arbeitgebers achten. Im Studienjahrgang 2020/21 wird daher erstmals der neue Index Krisenfestigkeit untersucht. Die Stichprobe von 529 österreichischen Arbeitgebern erzielt hier einen durchschnittlichen Wert von 36 Prozent der maximal möglichen Punkte.

Ein zentraler Aspekt dieses Index bezieht sich auf die flexible und moderne Arbeitsgestaltung, die von den Unternehmen nach außen kommuniziert wird. So sprechen 22 Prozent der Stichprobe über Gleitzeitmodelle, nur drei Prozent über Vertrauensarbeitszeit. Etwa 20 Prozent der getesteten Arbeitgeber thematisieren "Remote-Working" auf ihrer Karriere-Website. Da Homeoffice in diesem Jahr wohl zu den meistgesuchten Begriffen zählt, lässt dieser Wert noch Luft nach oben. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass 60 Prozent jener Arbeitgeber, die Homeoffice anbieten, sich dem Thema umfassend widmen. So informieren sie beispielsweise auf der Karriere-Website, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Heimarbeit mit wichtigen Devices wie Handy und Laptop ausgestattet werden.

Transparenz auf Nachfrage

Zur vorherrschenden Situation passend wurde an die Arbeitgeber der Stichprobe eine Interessenanfrage per E-Mail versendet, in der sich eine potenzielle Bewerberin nach längerfristigem Teleworking erkundigte. 52 Prozent reagierten innerhalb von zehn Werktagen, 46 Prozent antworteten transparent – sprich, 86 Prozent derjenigen, die sich zurückmeldeten, boten der Interessentin konkrete Informationen zu ihren Remote-Working-Konditionen.

"Die flexible Anpassung von HR-Prozessen an die neuen Gegebenheiten ist vielerorts sehr professionell gelungen. In einem zweiten Schritt gilt es jedoch, auch Bewerber abzuholen und über Kanäle wie die Karriere-Website zu informieren. Denn die wenigsten Talente fragen aktiv nach", betont die Studienleiterin Agnes Koller.

Recruiting-Qualität im Ranking

Auf dem ersten Platz ist in diesem Jahr die BDO Austria GmbH. Den zweiten Platz belegt die Eurest Restaurationsbetriebs-GmbH, gefolgt von Deloitte Österreich auf dem dritten Platz. Im Branchenranking liegt der Wirtschaftszweig Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung an der Spitze. (red. 7.12.2020)